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Im letzten Beitrag zum Thema Produktivität schrieb ich von meinen Lektionen des vergangen Jahres. Darauf aufbauend hat sich Ende des ersten Quartals noch eine Erkenntnis gegeben, die ich unbedingt teilen möchte. Sie betrifft die Möglichkeit sogenannter Projektseiten.

Lange unklare Listen überfordern

Wenn man, wie ich, als Ordnungsschema für alle Projekte die sogenannten “Areas of Focus” aus GTD nutzt und darunter dann Projekte listet, kann diese Liste recht groß werden. An sich ist das kein Problem. Durch eine Trennung von Projektliste und der eigentlichen Aufgaben, wie ich sie im oben verlinkten Artikel sowie in der Beschreibung meines Planungsprozesses thematisiere, sollte sich die Übersichtlichkeit eigentlich bewahren lassen. Speziell, wenn man dann noch stark angelehnt am Time Sector System von Carl Pullein arbeitet, was sich auch weiterhin für mich bewährt hat.

Probleme entstehen vor allem dann, wenn die Aufgaben entweder keine Aufgaben sind (sondern Projekte), oder wenn sie so unklar formuliert sind, dass sie nicht einfach gemacht werden können. Soweit die Erkenntnis vom letzten Mal. Diese ist auch weiterhin richtig. Allerdings habe ich einen weiteren Fall gefunden, in dem mein System einen Hänger hat.

Was, wenn es viele kleine und dynamische Aufgaben sind?

Das Problem, das ich beschreiben möchte, ergab sich aus mehreren Projekten für dieses Jahr, in denen viel Dynamik ist – und auch viel Abhängigkeit von Faktoren, die außerhalb meiner Kontrolle liegen. So bin ich im Orgateam für eine Konferenz, die kommendes Jahr im Saarland stattfinden soll, schreibe an meinem Buch und möchte auch, nach einer Pause, meine Selbständigkeit als Berater und Mentor vorantreiben.

In all diesen Projekten ergeben sich, manchmal konstant und manchmal schubweise, viele kleine Aufgaben. Andere, die ich eigentlich geplant hatte in einer Woche zu erledigen, wurden aufgrund von äußeren Einflüssen nicht erledigt, und wieder andere sind vom Input anderer abhängig, der nicht zum richtigen Zeitpunkt kam.

In diesem Fall kommt mein System an sich nicht an seine Grenzen. Wohl aber meine Lust, damit dann zu arbeiten und darauf zu vertrauen. Der Aufwand in der Verwaltung der Aufgaben im System, das wöchentliche Verschieben, das verursacht bei mir Frust. Ich ertappte mich dabei, wie ich begann, das System zu vernachlässigen. Das ist zutiefst menschlich und normal – aber auch der Beginn einer Spirale, die zwangsläufig in erhöhtem Aufwand mündet, wieder “aufs Pferd zu springen”.

Die Lösung: Externe Projektseiten

Die Lösung, die für mich aktuell funktioniert, sind externe Projektseiten. Auch hier kann ich mich wieder bei Carl Pullein bedanken, der das Thema in einem Youtube-Video aufgebracht hat. Statt also alle Aufgaben eines Projekts in meinem Taskmanagement zu verwalten, habe ich für die entsprechenden Projekte Ordner in meinem PKM (also im wesentlichen meinem Notizwerkzeug) erstellt. In dem Ordner sind eh alle Dokumente und Notizen zu dem Projekt – aber nun auch eine sogenannte Projektübersichtsseite.

Für diese habe ich mir ein simples Template gebastelt, das auf Knopfdruck vorausgefüllt wird. Dieses sieht folgendermaßen aus:

Mit dieser Vorlage kann ich sowohl Sinn und Ziel des Projekts festhalten, als auch eventuelles Referenzmaterial (sofern es zum Beispiel in einem Ordner liegt) und Links zum Projekt festhalten.

Viel wichtiger ist aber die ToDo-Liste. Denn dort kann ich nun alle Aufgaben eines Projekts pflegen und sie ohne großen Aufwand ändern, ergänzen oder löschen. In meinem Aufgabenmanagement selbst kommt jetzt nur noch ein Eintrag “An Projekt XYZ weiterarbeiten“, den ich wie bisher an den richtigen Stellen einplanen kann. Welche konkreten Aufgaben aus dem Projekt ich dann zu diesem Zeitpunkt mache, kann ich komplett von den Möglichkeiten und Umständen abhängig machen, in denen ich mich dann befinde. Falls noch ein Input zu Aufgabe A fehlt, mache ich eben Aufgabe B. Falls meine Zeit nur für D reicht, lege ich C zurück.

Diese Art Flexibilität passt besser zu einigen Projekten in meinem Leben – und der Link zu meinem Taskmanagement, das immer noch Dreh- und Angelpunkt meines Alltags ist, bleibt erhalten.

Die Trennschärfe leidet

Der Nachteil dieser Lösung liegt ebenfalls auf der Hand. Wenn man sich an GTD orientiert, ist die Trennschärfe von Begriffen wie “Area of Focus”, “Projekt”, “Aufgabe” oder “Referenzmaterial” mit dieser Aufweichung der strikten Handhabung aller Aufgaben in einem System nicht mehr gegeben. GTD-Evangelisten werden, teils zu Recht, argumentieren, dass reines GTD aufgrund von Kontexten und Filtern in der Lage wäre, mit dem beschriebenen Problem umzugehen.

Somit kann man sagen, dass mein Problem hausgemacht ist, denn die Anwendung der Komponente zeitliche Planung wie in meinem Fall ist in GTD methodisch nicht vorgesehen. Vielmehr soll alles so klar und herunter gebrochen sein, dass die zu tuenden Dinge sich aus dem jeweiligen Kontext und simpler schneller Entscheidungen ergeben.

Allerdings funktioniert mein System für mich. Und die Lösung mit den Projektseiten bislang ebenfalls. Und hier kommt wieder einmal das zu tragen, was ich in jedem Training oder Coaching zu diesem Thema sage: Es gibt nicht das richtige System. Es gibt das richtige System für Dich. Umso wichtiger ist es als Coach hier auf die Präferenzen und Bedarfe der Klienten einzugehen. Der Köder muss schließlich dem Fisch schmecken, nicht dem Angler.

Wie in jedem Jahr habe ich auch im Dezember vergangenen Jahres meine Jahresreview gemacht und das folgende Jahr geplant. Dabei bin ich auf einige Lektionen gestoßen, die ich (erneut) lernen musste und die ich deshalb gerne teilen möchte.

Entspannung und Anspannung

Es ist immer wieder bemerkenswert, wie sehr man die Dinge ignoriert, die man anderen predigt. Mein Team bekommt von mir immer wieder zu hören, dass sie Urlaub machen sollen. Am besten drei Wochen am Stück. Nur ich selbst habe das meist nicht beherzigt.

Aber in 2024 war es soweit. Ich bin, im Rahmen meiner Hochzeitsreise, drei Wochen auf Bali gewesen. Eine wunderbare Erfahrung. Die Kultur, das Land kennenzulernen, neue Eindrücke zu gewinnen, andere Jaycees zu treffen, es war einfach bombastisch.

Und für meine Produktivität war es enorm hilfreich! Ich habe endlich mal genug Ruhe im Kopf gehabt, um Bücher zu lesen und neue Ideen zu gewinnen. Oder mir Gedanken um die Strategie meines Unternehmens zu machen. All das wäre mit einem kürzeren Urlaub, zum Beispiel Wochenendtrips, niemals passiert.

Der Schritt “Clarifikation” ist enorm wichtig

Wer, wie ich, die Grundsätze von GTD praktiziert, kennt vielleicht den Prozess. Man sammelt alles, was einem so einfällt oder zugesandt wird an einer Stelle (das ist Schritt eins). Der zweite Schritt besteht darin, Klarheit zu schaffen, worum es sich genau handelt. Also zum Beispiel, ob es eine Aufgabe oder ein Projekt ist, ob es nur Referenzmaterial ist, wer es tun sollte, wann es getan werden muss und einiges mehr.

Ist man bei diesem Schritt nicht genau genug, enden Dinge auf der ToDo-Liste, die niemals erledigt werden, weil unklar ist, was getan werden muss (und warum!). Genau das ist mir in diesem Jahr mehrfach passiert. Als ich im Rahmen meiner Jahresreview meine noch offenen Aufgaben sichtete, fiel mir auf, dass einige schon seit Monaten “mitgeschleift” wurden.

Das gute ist, dass mein Prozess mich dann zwingt, mich nochmal intensiv damit zu beschäftigen. Dabei zeigte sich auch mein Fehler: Es waren unklare Einträge, ohne konkret machbares. Deshalb wurden sie zugunsten von klaren Aufgaben zurückgestellt – und dann auch nicht weiter verfeinert.

Durch das Auslassen bzw. nicht komplette Durchführen dieses Schrittes hatte ich am Ende von 2024 immer noch Dinge auf meiner Liste, die längst hätten erledigt sein können. Somit sind sie, teilweise, in dieses Jahr gewandert. Das eigentlich traurige daran: Hätte ich nur im Laufe des Jahres etwas mehr Energie hineingesteckt, sie genau zu definieren, wäre das nicht notwendig gewesen.

Werkzeuge übernehmen keine Verantwortung

Meine dritte und letzte Lektion bezieht sich auf meine Werkzeuge. Ein Thema, das mich das ganze Jahr 2024 begleitete, war meine Projektliste. Ich hatte sie in den vergangenen Jahren, wie in meinem Beitrag dazu beschrieben, als einfache Textliste in meinen Notizen hinterlegt.

Als ich dann merkte, dass ich Schwierigkeiten hatte, meine Ziele zu erreichen, gab ich diesem Werkzeug die Schuld. Dadurch, dass Aufgaben in einem Tool waren (Todoist, bzw. ab Sommer Things, mit einem kurzen Zwischenschritt über Apple Reminders) und meine Projekte in Obsidian, nahm ich an, dass meine Probleme bei der Zielerreichung darin lagen. Ich migrierte also alles zeitweise ins Apple Ökosystem, um es dann wieder zu trennen.

In jedem Fall habe ich eine Menge Energie darauf verwendet, ein passendes Werkzeug zu suchen. Das war aber gar nicht die Ursache. Die lag nämlich eher darin, dass manche Ziele und Projekte (und die zugehörigen Aufgaben, wie oben beschrieben) nicht klar genug definiert waren. Das Werkzeug traf keine Schuld.

Zusammenfassung

Meine Learnings zu persönlicher Produktivität aus 2024 sind also die folgenden:

  1. Ohne ausreichende Entspannung sinkt die eigene Produktivität massiv und wichtige Ideen können nicht entwickelt werden.
  2. Es ist absolut erforderlich, Klarheit in das zu bringen, was zu tun ist. Ohne diese wird es nicht getan.
  3. Werkzeuge sind nicht für die Mängel in Deinem System verantwortlich. Du bist es.

Das ist auch ein Grund, warum ich für 2025 zu einem einfachen Setup aus Things und Obsidian zurückgekehrt bin und mir nun bei der Klarheit viel mehr Mühe gebe. Es sind erst zwei Wochen, aber bislang bin ich, trotz längerer Aufgabenliste, damit sehr produktiv.

 

Bildquelle: R_K_B_by_sokaeiko//pixelio.de

Das neue Zeitalter birgt Informationen zu jeder Zeit in vielen Formen. Texte, Videos, Tweets, Reddit – wer möchte kann den ganzen Tag nur Information zu sich nehmen. Wer sich mit Personal Knowledge Management beschäftigt, legt auch viele dieser Informationen ab. Allerdings besteht im Sammeln eine Gefahr, die die meisten kennen.

Collectors Fallacy

Die Rede ist von der sogenannten Collectors Fallacy. Wer schon einmal in der Schule oder im Studium eine Hausarbeit schreiben musste, kennt das Gefühl. Sobald das Thema bekannt ist, zieht man los und sucht sich Material dazu. Ob man dazu in eine Bibliothek geht oder den Browser öffnet, spielt eigentlich keine Rolle. Die älteren kennen das Gefühl, am Kopierer zu stehen und am Ende mit einem Stapel Seiten das Gebäude zu verlassen.

Für das Thema spielt es aber keine Rolle, ob es dieser Stapel, oder eine Linksammlung ist.

Das gefährliche daran ist, dass es Freude bereitet. Das Sammeln von Dingen schüttet Glückshormone aus. Das ist ein Grund, warum es so viele Hobbys gibt, die Sammeln beinhalten. Es geht nicht mal zwangsläufig darum, etwas mit der Sammlung anzufangen – der Besitz ist das entscheidende.

Vorsicht vor dem reinen Sammeln

Das gleiche trifft leider auch bei Informationen zu. Es fühlt sich toll an, Quellen zu suchen, zu entdecken, geordnet abzulegen. Der Haken: Das Sammeln ist nicht die Arbeit. Information irgendwo zu haben, ist kein Wissensaufbau. Ganz im Gegenteil. Je nach Menge der Informationen kann es sogar schwerer sein, damit etwas anzufangen.

Viele andere Autoren haben dazu bereits geschrieben. Als Beispiele seien hier Christian bei Zettelkasten.de und Matt Giaro bei Medium.com genannt.

Das, was diese beiden schreiben, kann ich nur bestätigen. Es ist unglaublich wichtig, Information zu verarbeiten nachdem man sie gesammelt hat. Der einfachste Weg ist derjenige, den ich kürzlich beschrieben habe. Es muss nicht immer der ausgefeilte Zettelkasten mit dutzenden Links sein. Eine einfache Zusammenfassung und Ordnung der Information ist oft völlig ausreichend.

Lass Dich nicht von Deinem Hirn veräppeln

Kurz gesagt, lass Dich nicht von den ausgeschütteten Hormonen täuschen. Auch die ausgefeilteste Suchfunktion ist kein Ersatz für eine von Dir geschaffene Ordnung und die Verarbeitung von Informationen.

Denn die Kehrseite ist, dass die schnelle Verfügbarkeit (und damit die vermeintlich unnötige Verarbeitung) zu großen Problemen in Aufmerksamkeit, Leseverständnis und Ausdauer führt. Ein Grund, warum (kurze) Videos so erfolgreich sind. Es kann also ein echter Wettbewerbsvorteil sein, diesem Trend nicht nachzugeben.

Bildquelle: Kurt Michel  / pixelio.de

Refinement passiert sowohl im Personal Knowledge Management als auch in der Taskplanung, vor allem unter Anwendung von GTD.

Es gibt immer mehr, als wir gerade verarbeiten können

In unserem täglichen Leben haben wir mit einer Vielzahl von Aufgaben und Informationen zu tun, die es zu organisieren und zu verwalten gilt. Ob im Beruf oder im privaten Leben, das effektive Management von Wissen und Aufgaben ist ein wichtiger Bestandteil unseres Erfolgs. Gleichzeitig hilft es auch sehr bei unserem Wohlbefinden, wenn wir alles im Griff haben.

GTD ist eine solche Managementmethode, über die ich ja bereits oft geschrieben habe. Das fundamentale Prinzip von GTD ist, dass wir unser Gehirn von der Unordnung befreien, indem wir alle Aufgaben und Informationen in einem externen System erfassen und organisieren. Das Ziel ist es, gedankliche Energie für das Lösen und Umsetzen von Aufgaben zu nutzen, anstatt sie für die Verwaltung von Gedanken und Informationen zu verschwenden.

Es gibt es verschiedene Schritte, die darauf abzielen, ein solches System aufzubauen und zu erhalten. Einer der wichtigsten Schritte ist der sogenannte “Weekly Review”-Prozess, bei dem wir unser System durchgehen, um zu überprüfen, ob wir nichts vergessen haben. Er dient auch dazu, zu prüfen, ob sich Aufgaben verändert haben. David Allen geht sogar so weit zu sagen, dass jemand gar kein GTD anwendet, wenn er oder sie kein Weekly Review macht.

Das Ziel der Übung ist das Vertrauen in das eigene System. Wenn wir unser System nicht regelmäßig überprüfen und aktualisieren, wird es schnell unordentlich und unzuverlässig. Ebenso wichtig ist die Anpassung an sich ändernde Bedürfnisse.

Das Weekly Review ist der Prozess, in dem wir uns bewusst werden, wie wir unser System optimieren können. Damit können wir Effektivität und Produktivität steigern. Wie es bei mir abläuft, habe ich bereits im Detail beschrieben.

Refinement ist nicht nur hier wichtig

Dieses Refinement, das regelmäßige Überprüfen und Aktualisieren des eigenen Systems, passiert nicht nur bei Aufgaben. Genau wie bei GTD geht es beim PKM darum, unser Wissen in einem System zu erfassen und zu organisieren. Das Ziel ist hier ebenfalls, dass wir uns verlassen und dem System Vertrauen schenken können.

Refinement ist auch hier ein wichtiger Aspekt, da wir unser Wissen kontinuierlich verbessern müssen, um sicherzustellen, dass es relevant und aktuell ist. Deshalb reicht es nicht aus, Wissen einfach nur zu sammeln. Seine regelmäßige Verarbeitung, die Aktualisierung und das Schaffen von Ordnung, ist hier genauso wichtig. Wenn wir unser Wissen nicht schnell und einfach abrufen können, ist es in der Praxis nutzlos. Die sehr gelungenen modernen Suchfunktionen täuschen darüber ein wenig hinweg, weil Du alles schnell finden kannst. Die Verarbeitung von Wissen erfordert aber mehr, insbesondere Schreiben. Vor einigen Wochen habe ich das auch nochmal genauer beschrieben.

Wie Du also sehen kannst, ist in beiden Fällen, Aufgaben und Wissen, Refinement ein entscheidender Erfolgsfaktor, damit Dich Deine Systeme unterstützen.

Der lange Atem zählt

Es ist wichtig zu betonen, dass Refinement ein kontinuierlicher Prozess ist. Es ist ein ständiger Kampf, unsere Systeme und Organisationsmethoden zu verbessern und zu verfeinern. Effektivität und Zuverlässigkeit sind keine Selbstläufer, sondern konstante Arbeit.

Ich empfehle Dir deshalb, alle Refinements in einen einzigen Prozess zu packen und dieses regelmäßig durchzuführen. Das macht es nicht nur planbar, sondern die regelmäßige Übung macht Dich auch effizienter. Allerdings gibt es auch eine Gefahr, von der ich aus eigener Erfahrung berichten kann: Wenn man es eine Weile macht, kommt fast immer der Punkt, an dem man beginnt, ein wenig zu “schludern”. Das ist gefährlich.

Du kannst dem entgegenwirken, indem Du Dir für diesen Prozess eine Checkliste anlegst. Und diese dann auch jedes Mal beachtest und keine Punkte überspringst.

 

Bildquelle: Rainer Sturm/Pixelio.de

Auf Impulse gab es vor einiger Zeit einen Beitrag mit Oliver Burkeman. Der Tenor des Interviews: Vergesst Effizienz und immer bessere Methoden. Das baut unnötig Druck auf und macht letztlich krank. Wichtiger ist es, dass man die richtigen Prioritäten setzt.

Ja, aber…

In vielem, was er sagt, hat Oliver Burkeman Recht. Eine der zentralen Eigenschaften jeder (gepflegten) ToDo-Liste ist, dass sie nur eine Richtung kennt. Wachsen.

Das ist auch erst mal nicht schlimm, sondern normal. Es gibt schlicht immer mehr zu tun, als man Ressourcen hat. Das trifft auf den Einzelnen ebenso zu, wie auf eine Firma. Letztlich geht es immer darum, einen Mangel an Ressourcen zu verwalten und sie bestmöglich einzusetzen.

Der Weg, den er vorschlägt, hat einiges für sich. Gleichzeitig möchte ich eine Lanze für die endlosen Listen brechen. Denn die Liste ist nicht das Problem, sondern der Umgang damit.

GTD liefert einige Antworten auf die Fragen

Wer sich ein wenig mit Getting Things Done beschäftigt, wird einige der Herausforderungen wiedererkennen. In dem Moment, in dem man beginnt, alles aufzuschreiben, sieht man erst, was alles so täglich auf einen einprasselt. Allerdings würde es das auch tun, wenn man es nicht aufschreibt. Es wäre nur intransparenter und Du wirst dann (potentiell wichtige) Dinge vergessen.

Insofern ist das Aufschreiben erst einmal gelebte Transparenz und der Aufbau von Wissen über die eigenen Rollen und Aufgaben. Das alleine führt nicht in einen Burnout. Meine These ist, dass es dabei hilft, diesen zu vermeiden!

Denn GTD sagt klar, dass Priorisierung, also das Entscheiden darüber, was wichtig ist, zentraler Bestandteil jeder guten Selbstorganisation ist. Alleine aufgrund des technischen Fortschritts nehmen wir jeden Tag ein Vielfaches der Impulse auf, die noch vor 100 Jahren normal waren. Das ist anstregend – wie ein unaufgeräumtes Zimmer, wenn man etwas finden möchte. Deshalb halte ich die strukturierte Aufnahme und Bewertung von Impulsen für sehr wichtig. Nichts anderes also, als die Pflege Deiner ToDo-Listen.

Der richtige Umgang mit ToDo-Listen

Egal ob man pures GTD, Timeblocking oder zum Beispiel das Time Sector System benutzt – letztlich geht es immer darum, Information passend zum jeweligen Kontext zu filtern.

Das anstrengende an viel Information ist, dass unser Hirn permanent versucht, Entscheidungen zu treffen und die Information zu interpretieren. Eine gute Selbstorganisation trennt diese beiden Dinge vom eigentlichen Tun. Das Zauberwort sind Filter. Alles auf eine Liste zu schreiben, selbst wenn sie in sich priorisiert ist, hilft Dir nicht.

Was Dir hilft, ist es, zu unterscheiden: Projekte, Ziele und Werte sind keine Aufgaben. Es ist hilfreich, sie als Entscheidungsunterstützung (“tue ich das, oder tue ich es nicht?“) schnell griffbereit zu haben. Im Alltag, wenn es um das Tun geht, haben sie nichts zu suchen. Ganz im Gegenteil, wie Oliver Burkeman (und auch David Allen und viele andere) empfehle ich hier eine klar auf den Kontext (Zeit, Ort, Arbeitsmittel, Rolle… was auch immer für Dich passend ist) zugeschnittene, vorher aufbereitete und dementsprechend kurze ToDo-Liste.

Das ermöglicht Dir, die im Impulse-Artikel genannten Erfolgserlebnisse mit den Vorteilen des Nicht-Vergessens zu kombinieren. Regelmäßige Pflege des Ganzen ist die Voraussetzung, ähnlich wie das Ausmisten und Reinigen eines Zimmers. Wie ich das genau mache, habe ich vor einigen Monaten beschrieben.

 

Bildquelle: S. Hofschlaeger  / pixelio.de