Schon vor langer Zeit schrieb ich, dass Führungskräfte keine Opfer sein sollten. Das gilt auch uneingeschränkt weiter, obwohl es uns allen mal so geht. Reflexion und Mentoring können helfen, da raus zu kommen. Heute würde ich aber noch einen Schritt weiter gehen: Es reicht nicht, nur kein Opfer zu sein. Es braucht auch Aktivität.

Meckern ist billig

Es ist einfach, zu meckern. Über die Gesellschaft, die Politik, den Chef, die Umstände, und noch vieles mehr. Das ist auch zutiefst menschlich und völlig ok, wenn es in kleinen Maßen vorkommt. Wenn es aber System hat, wird es schädlich. Innerhalb einer Organisation können Menschen, die dieses Verhalten oft zeigen, großen Schaden anrichten.

Für Dich, als Führungskraft, kommt es darauf an zu erkennen, wann es sich wirklich um “Meckerer” handelt, und wann vielleicht jemand einfach nur den Finger in die Wunde legt, vor der alle anderen die Augen verschließen. Den Unterschied zu erkennen ist nicht leicht, und Du wirst auch bestimmt mal daneben liegen. An dieser Stelle reicht es, wenn Du weißt, dass es mehrere Optionen gibt. Und dass solange jemand noch über etwas redet, diese Person überhaupt noch Interesse daran hat!

Und wenn ich selbst meckere?

Auch Du wirst mal meckern. Das ist auch ok, wir sind alle Menschen. Tust Du es aber zu lange, bist Du hilflos. Die Umstände, das Verhalten anderer, es bestimmt Deine Gefühle und Dein Handeln. Das ist nicht schön und nicht hilfreich.

Die Freiheit erlangst Du, wenn Du aktiv handelst. Meckern kommt oft, weil man gerne eine Veränderung hätte. Sei diese Veränderung! Tritt in einen Verein ein, der für etwas arbeitet, was Dir wichtig ist. Mach die Sauberkeit Deiner Datenablage zu Deinem Projekt, wenn Du Dich regelmäßig darüber ärgerst, dass Du nichts findest. Engagiere Dich politisch (oder geh mindestens wählen), wenn Dir die Politik nicht passt.

Das gleiche gilt für Dein Team

Die gleiche Chance kannst Du auch Deinem Team geben. Gib den Menschen, die meckern, die Chance, etwas zu ändern. Das bringt sie in die Wahlsituation: Weiter Opfer sein, oder Freiheit zum Handeln gewinnen. Es muss dabei nicht immer das große weltbewegende Projekt sein. Im Gegenteil, wenn jemand sich lange als Opfer fühlte ist es wichtig, kleine Schritte mit dieser Person zu gehen.

Wenn das alles nichts hilft, kann es natürlich dennoch erforderlich sein, für die Teamhygiene eine Entscheidung zu treffen. Aber finde zuerst heraus, was wirklich dahinter steckt.

Urlaub bringt Erkenntnisse. Erst wenn sich Dein Kopf entspannt kann er Dinge verarbeiten und richtig kreativ werden. Das ging auch mir so.

Den eigenen Ratschlägen sollte man folgen

Urlaub machen. Ich empfehle es immer wieder. Auch darauf zu achten, dass Dein Team es tut. Aber wie so oft, den eigenen Ratschlägen zu folgen ist nicht so einfach. So ist es eine Weile her gewesen, dass ich selbst richtig Urlaub gemacht hatte. Dieses Jahr allerdings war es so weit. Darüber habe ich auch vor zwei Wochen ein wenig geschrieben.

Und ich kann definitiv sagen, dass es das wert war, auch aus einer beruflichen Perspektive. Ich habe einige wunderbare Bücher gelesen und viel nachdenken können. Das hilft mir nun auf den nächsten Schritten des Weges.

Altes Wissen zu DISG, aufgefrischt

Ein Buch, das mich direkt schon alleine aufgrund des Titels angesprochen hat, war “Surrounded by Idiots“. Es brachte mir eine gute Auffrischung zum Thema DISG-Modell, das ähnlich wie Insights, auf der Arbeit von C.G. Jung basiert.

Wertvoller als die reine Auffrischung des Wissens waren aber die Tipps und Tricks zur Analyse von beobachtetem Verhalten und dem Umgang mit den Menschen. Daraus habe ich mir ein schönes Cheat-Sheet erstellt, das ich nun verstärkt nutze. Zudem stelle ich es meinen Führungskräften zur Verfügung.

Rhetorische Tricks

Ebenso nützlich war das Buch “Dunkle Rhetorik” von Wladislaw Jachtchenko. Er zeigt auf, wie Menschen rhetorische Kniffe nutzen, um die Oberhand zu wahren, Reaktionen zu triggern oder einem Angriff ausuweichen.

Einige der Tricks sind bekannt – gerade Verkaufstrainer bringen sie gerne bei. Andere dagegen helfen mir nun dabei, noch kritischer auf politische Dialoge und Monologe zu schauen. Da wir alle in unserem Alltag anfällig für diese Tricks sind, ist es absolut empfehlenswert, das Buch zu lesen!

Mein absolutes Highlight

Mein wichtigste Highlight kommt allerdings, wie so oft, als Empfehlung meiner Mentorin zu mir. “The five dysfunctions of a team” ist ein Meisterwerk. Es ist recht kurz, klar und präzise – und so praxisnah, dass Du die Erkenntnisse daraus direkt anwenden kannst. Der Autor, Patrick Lencioni, beschreibt in Form einer fiktiven Geschichte (ein gutes Mittel, das ich auch bei den Büchern von Stefan Merath zu schätzen gelernt habe) fünf Bereiche, die Teamwork erschweren.

Dabei gibt er Tipps, woran sie zu erkennen sind, warum sie wichtig sind und wie man sie verbessern kann. Eine absolut optimale Handreichung für Führungskräfte und solche, die es noch werden wollen.

Das war nicht alles, aber das wichtigste

Neben diesen drei Büchern und einiger Belletristik von Marc Elsberg (danke für die Empfehlung, Tobi) habe ich auch das neueste Buch von Stefan Merath und ein Buch über Leadership und Gruppendynamik gelesen.

Bildquelle: https://raitner.de/en/2020/09/on-top-of-mount-stupid/

Vielleicht die wichtigste Erkenntnis ist “Mount Stupid”. Wir stehen so oft darauf. Es ist für Nachwuchsführungskräfte, aber auch für erfahrenere, unglaublich wichtig, immer wieder Impulse zu suchen, die uns davon herunterschubsen. Ein Urlaub, ein paar Bücher und Zeit zum Nachdenken helfen dabei.

 

Bildquelle Beitragsbild: https://raitner.de/en/2020/09/on-top-of-mount-stupid/

Zum ersten Mal seit Jahren hat es etwas länger als zwei Wochen gedauert, bis ich blogge. Das hat einen simplen Grund: Ich war nicht da. Stattdessen hatte ich, kurz hintereinander, meine nachgeholte Hochzeitsreise und die JCI Europakonferenz in Oulu, Finnland.

Andere Länder, andere Kultur

Meine Hochzeitsreise ging nach Bali. Mit 16,5 Stunden reiner Flugzeit die mit Abstand längste Reise, die ich je gemacht habe. Und sie war den Aufwand wert. Bali ist faszinierend. Obwohl es zu Indonesien gehört, ist es mehrheitlich hinduistisch geprägt. Das bedeutet, dass überall Tempelanlagen sind und Religion im Alltag der Menschen eine erhebliche Rolle spielt. Das zu erleben, die Unterschiede wahrzunehmen, das ist gut für den Kopf.

Tempelanlage auf Bali

Tempelanlage auf Bali (Pura Besakih)

Was ebenfalls auffällig war, ist die Gastfreundschaft. Die Freundlichkeit der Menschen ist absolut überragend. Gegen Ende des Urlaubs war ich sogar so weit, dass ich mich nach einem guten alten deutschen Anschnauzen gesehnt habe 😉

Leckeres Essen gehört dazu

Ich interessiere mich, wie viele wissen, auch immer für Kulinarik. Und da sind wir komplett verwöhnt worden. Zumindest wenn man gerne würziger isst. Auf einer Insel ist es immer ratsam, Fisch und Meeresfrüchte auszuprobieren, wenn man zu Hause eher weit entfernt von jedem Meer lebt. Mein Favorit war ein Baramundi in scharfer Soße, den ich sogar mehrmals gegessen habe.

Fischgericht

Baramundi mit Reis auf einem Bananenblatt

Aber auch außerhalb der Hotels war das Essen faszinierend. Wir waren mit JCI Bali unterwegs, als wir in einem kleinen Restaurant, irgendwo im nirgendwo, Halt gemacht haben. Dort gab es das traditionelle balinesische Mittagessen: “Suckling Pig”. Das ist für uns nichts unbekanntes, denn es handelt sich um Spanferkel, wenn auch etwas anders zubereitet. Dazu gab es eine wunderbare Suppe mit Bananenstaude, die sehr scharf, aber auch sehr lecker war. Ein absolutes Erlebnis.

Suckling Pig

Traditionelles balinesisches Lunch: Spanferkel, Suppe und Reis

Aber nur wegen des Essens und einiger Tempel fliegt man nicht so weit.

Traumhafte Landschaften, wunderbare Tiere

Eine Sache, die mir in Deutschland nicht begegnen wird, ist echter Dschungel. Das war auch eines meiner Highlights, denn diese Landschaft ist wunderschön und faszinierend.

Blick über den Dschungel und die Hotelanlage

Fluss Mittel im Dschungel

Was die Tiere angeht, gab es einiges zu sehen. Affen, Geckos, riesige Schmetterlinge und vieles mehr. Ein Highlight konnte ich mir allerdings nicht entgehen lassen: Meine absoluten Lieblingstiere.

Elefanten in Masons Elephant Park

Vier Stunden habe ich bei diesen sanften Riesen verbracht und viel gelernt. Ein tolles Erlebnis.

Es gab natürlich noch viel mehr außer Kultur

Natürlich war das nicht alles. Es geht mir nur darum zu erklären, warum mein Blog ein wenig gelitten hat, nicht Kultur zum neuen Thema des Blogs zu machen. Es gäbe auch noch viel mehr zu erzählen, von Reisterrassen, dem GWK Park, spannenden Gesprächen, dem unglaublichen Verkehr, Schnorcheln… aber das würde den Rahmen sprengen.

Was ich allerdings in meinem nächsten Beitrag aufgreife, sind die Bücher über Leadership, die ich in dieser Zeit gelesen habe. Da waren einige Highlights dabei, die in diesem Blog Platz finden sollten, wie schon andere Empfehlungen zuvor.

Es ist mal wieder passiert. Ich warne jeden Klienten davor, und dennoch bin ich nicht selbst davor komplett geschützt. Ich spreche vom Shiny-New-Toy-Effekt, kombiniert mit dem inhärenten Streben nach Perfektion.

Dem Bären zum Abschied winken

In meiner Jahresreview hatte ich mich, mit der Begründung, dass es weniger Funktionen hat und damit besser ist, wieder Bear zugewandt. Eine wunderbare Software. Optisch schön, tolle Typographie, schnell, guter Sync. Also eigentlich alles, was ich suche. Dafür habe ich mehrere tausend Notizen aus der damaligen Software Obsidian als Textbundle migriert, in Bear importiert, Ordnung geschaffen, einzelne Fehler ausgemerzt… Kurz gesagt: Ich habe für einen kleinen Vorteil viel Zeit verbraucht. Aber Perfektion erzielt, oder?

Das war natürlich nicht alles. Denn da Bear eine properitäre Datenbank nutzt, musste ich auch eine Möglichkeit, Backups schnell zu erstellen und zu automatisieren googeln. Bis das, mittels Kurzbefehl, erledigt war, verging nochmals Zeit. Und last, but not least, viele meiner Notizen enthalten Hashtags, also “#” gefolgt von einem Begriff. Das ist, in manchen Fällen, ein Stilmittel. In Bear allerdings ist es auch das Ordnungsschema, denn die Software hat keine Ordnerstruktur, sondern arbeitet mit (geschachtelten) Hashtags, um die Inhalte zu ordnen.

Es ist ja alles lösbar, und ich habe es gelöst. Auf Kosten von ca. einem Arbeitstag, verteilt auf eine Woche. Und ich liebe Bear wirklich. Die Optik und Geschwindigkeit, die Tatsache dass Tabellen endlich darin funktionieren, es wirkte wie ein “Match made in Heaven”. Nur, die Liebe hielt nicht lange. Ich bin wieder zurück zu Obsidian.

Nicht so schön, aber pragmatisch

Der Grund, warum ich von Obsidian wegging, lag nicht an der Software. Es lag an mir. Ich hatte mich von den vielen tollen Plugins, die talentierte Menschen dafür schreiben, infizieren lassen. Ich probierte immer wieder neue Funktionen aus und mit der Zeit blähte sich meine Installation immer weiter auf. Dass ich vieles davon nicht brauchte, hatte ich richtig gemerkt. Die Flucht war allerdings die falsche Schlussfolgerung.

Mittlerweile bin ich den umgekehrten Weg gegangen. All das, was Obsidian toll macht, ist nämlich uneingeschränkt gültig. Es gibt viele Möglichkeiten, die man nutzen kann (aber nicht muss). Aber in seinem Kern ist es ein Markdown-Editor, der auf ein ganz normales Dateisystem mit Ordnern zugreift. Und das ist wunderbar! Ich kann Hashtags einfach verwenden, denn sie verändern nicht die Ordnung. Die obliegt alleine mir. Und nach Jahrzehnten Erfahrung ist ein Ordnersystem etwas sehr vertrautes. Es funktioniert. Und da ich entscheide, wo der Ordner ist, ist auch das Backup gar kein Problem. Hazel hilft dabei, und synchronisiert einfach den regulären Obsidianordner einmal täglich in einen Backupordner auf meinem NAS – und schon sind meine Daten so sicher wie sie sein können.

Und sollte Obsidian mal nicht mehr funktionieren, die Dateien sind Markdown. Ich kann sie auch einfach so lesen, ohne Software.

Was ich daraus lerne – Perfektion ist, wenn es funktioniert

Perfektion ist mein Feind. Es gibt keine perfekten Tools, und wenn etwas gut funktioniert, muss man es nicht ändern. Ich habe das konkret umgesetzt, indem ich erst noch einmal alle Plugins entfernt habe. Danach habe ich nur diejenigen installiert, die ich für meine Zwecke brauche. Ich werde nun noch ein paar Wochen so arbeiten, und dann noch vielleicht Zotero integrieren, um meine unzähligen Bookmarks, Dokumente und Co an einem Ort zu speichern. Denn Zotero kann ich auch auf meinem NAS ablegen, und habe damit alle Daten gegen Hardwareausfall geschützt, und dank regelmäßiger Offsite-Backups auch vor Komplettausfällen.

Wie schon das Bild in der Küche meiner Mentorin sagt: “Don’t worry about perfection. You’re not going to achieve it.

Eine Sache werde ich aber bewusst ändern. Todoist, mein langjähriger Begleiter, ist auf der Abschussliste. Die Neuerungen im Interface gefallen mir nicht und die Software wird immer langsamer. Das stört mich mehrmals täglich und behindert mich wirklich. Deshalb habe ich kurz nochmal mit meiner “alten Liebe” Omnifocus experimentiert, tendiere aber aktuell zu Things. Es bedeutet jedoch eine Umstellung, da mein bisheriges Time-Sector inspiriertes System darin nicht auf die gleiche Art und Weise funktioniert.

 

Bildquelle: Mit KI erstellt am 13.03.24

Seit der Einführung der DSGVO wird Datenschutz gerne als Schutzbehauptung eingesetzt. Von den einen um etwas zu verhindern, von den anderen um etwas zu bekommen. Beide Seiten haben aus meiner Sicht Unrecht.

Als die Einführung kurz bevor stand

Ich erinnere mich noch an den April 2018, kurz bevor die DSGVO in Kraft trat. Ich war auf einer Veranstaltung, bei der es um das Thema ging. Ein Unternehmer war sehr aufgebracht darüber. Er wetterte über den “Regelungswahnsinn” und die “immensen Aufwände”, die er nun haben würde. Ich habe damals geschwiegen. Dank meinem wunderbaren Datenschützer, Stephan Moers, war ich schon bestens vorbereitet.

Allerdings musste ich innerlich schmunzeln. Denn die Beispiele, die für den zu erwartenden Aufwand aufgezählt wurden, waren eigentlich alle hinfällig. Hätte sich das Unternehmen an das damals geltende BDSG gehalten, wäre die Weiterentwicklung zu den Anforderungen der DSGVO ein Klacks gewesen. Ich vermute aber, wenn ich mich an die damaligen Diskussionen erinnere, dass viele das nicht taten. Damit war auch klar, dass der Aufwand immens sein würde.

Datenschutz ist kein hässliches Wort. Aber eine gern genutzte Schutzbehauptung.

Datenschutz zur Verhinderung

Was mir häufig begegnet ist, dass die DSGVO benutzt wird, um Dinge nicht zu tun. So standen letztes Jahr viele Konferenzen an. Von einigen, darunter dem Weltkongress, habe ich berichtet. Kraft Amtes war meine Frau die Delegationsleiterin der deutschen Delegation. Da wir auch eine Art Wettbewerb laufen hatten, bei dem es um die Teilnahme an bestimmten Konferenzen ging, wäre eine Liste der angemeldeten Personen der eigenen Delegation sehr nützlich gewesen. Man hätte abgleichen können, ob die Anmeldungen zum Wettbewerb der tatsächlichen Teilnahme entsprachen. Und man hätte ein Delegationsbriefing gezielt an die Teilnehmenden schicken können.

Die Anfrage nach einer solchen Liste wurde allerdings, mit Verweis auf die DSGVO, abgelehnt. Als juristischer Laie mit etwas Erfahrung auf diesem Feld halte ich das aber für Quatsch und eine Schutzbehauptung. Die DSGVO verhindert weder die Erfassung noch die Verarbeitung oder Weitergabe von Daten. Es muss nur klare Gründe dafür geben. In diesem konkreten Fall hatten die Angemeldeten bereits der Verarbeitung der Daten zugestimmt – und ein konkreter Zweck, nämlich die Wahrnehmung der Funktionsaufgabe des Delegationsleiters, war gegeben.

Ich mag mich täuschen, aber oftmals wird die DSGVO sehr hart und unpragmatisch ausgelegt.

Datenschutz als Mittel zur Argumentation

Die andere Seite der Medaille sind unsere allseits geliebten Sicherheitsdienste. Es vergeht eigentlich kein Monat, in dem nicht Polizei, Geheimdienste oder andere Sicherheitsbehörden irgendwo argumentieren, dass der Datenschutz ihnen ihre Arbeit erschwert. Ich glaube das sogar. Und halte es für absolut richtig. Denn in einem Rechtsstaat gilt die Unschuldsvermutung. Schwächt man den Datenschutz ab, um die geringfügige Menge von Straftätern einfacher dingfest zu machen, schwächt man auch den Schutz aller unbescholtenen Bürgerinnen und Bürger.

Auch hier, ich bin Laie, aber mit dem Prinzip der Verhältnismäßigkeit lässt sich das, aus meiner Sicht, nicht vereinbaren.

Vielmehr denke ich auch hier, dass es eine Schutzbehauptung ist. Denn ebenso oft, wie die Forderung nach verringertem Schutz schließt sich in der Berichterstattung folgender Teilsatz an: “… der Täter war polizeibekannt“. Damit erübrigt sich die Scheindiskussion um Datenschutz, denn es gibt noch genug andere Mittel. Mal ganz abgesehen davon, dass Menschen natürlich abgehört und beobachtet werden können – sofern es einen guten Grund gibt und ein Richter oder eine Richterin es ebenfalls so sieht.

Datenschutz als Wettbewerbsnachteil

Die letzte Variante, die mir oft begegnet, ist die Nutzung der DSGVO, um sich Wettbewerb nicht zu stellen (oder sich einen Vorteil zu verschaffen). Das trifft besonders häufig zu, wenn Dienstleister ihren Sitz außerhalb Europas haben und dort Daten verarbeiten.

Nun leben wir aber in einer globalisierten Welt. Als Pragmatiker denke ich, dass der Wettbewerb durch das Produkt passieren sollte, nicht mit Hilfe von Regularien. Aber selbst wenn es so ist: Dann nehmt eben einen anderen Dienstleister mit den Daten in Europa. Das ist doch völlig ok. Und akzeptiert, wenn die Regularien auch genutzt werden, indem amerikanische Firmen Rechenzentren in Europa eröffnen und damit wieder voll im Wettbewerb sind.

 

Bildquelle: Mit KI erstellt am 13.03.24