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Wenn wir an Führungskräfte denken, passiert es nur allzuoft, dass wir eine exzellente Fachkraft vorm inneren Auge sehen. Allerdings entspricht das nicht der Realität. Und ob es sinnvoll ist, darüber kann man streiten.

Jeder fängt mal klein an

Führungskräfte fallen nicht fix und fertig aus irgendeiner Maschine. Das bedeutet, dass alle Fachkenntnisse, so wie bei jedem Menschen, eine Mischung aus Ausbildung und Erfahrung sind. Es schadet jedenfalls nicht, wenn eine angehende Führungskraft über die Expertise verfügt, sich mit dem Team inhaltlich austauschen zu können.

Allerdings denke ich nicht, dass es unabdingbare Voraussetzung ist. Wer immer nur die besten Fachkräfte zu Führungskräften macht, dem passieren gleich zwei Dinge: Erstens, man verliert gute Fachkräfte. Zweitens, man zwingt den Menschen ein Aufgabenspektrum auf, dass der Person nicht unbedingt liegt. Führung ist kein Nebengeschäft, sondern echte Arbeit. Sie erfordert eigene Skills, neue Fachkenntnisse abseits Produkt, Dienstleistung und Markt und vor allem Zeit, die Aufgabe ernsthaft wahrzunehmen.

Ein guter Werkzeugkasten ist das A und O

Wer gute Führungskräfte will, sollte sie nicht zum (bildlich gesprochen) Schweißerlehrgang schicken. Viel wichtiger sind aus meiner Sicht die sogenannten „Meta-Skills“, also Fähigkeiten, die unabhängig von Produkt oder Dienstleistung sind.

Ganz konkret sehe ich drei Bereiche, in die Firmen bei ihren Nachwuchsführungskräften zu Beginn deren Karriere investieren können und sollten:

  1. Kommunikation

Führung bedeutet extrem viel Kommunikation. Ob mit dem eigenen Vorgesetzten, Shareholdern, Kunden oder dem Team, junge Führungskräfte sind in vielen Gesprächen. Nur allzuoft werden sie ohne geeignete Werkzeuge reingeschickt. Natürlich gibt es Menschen, die ein Talent dafür haben – aber es schadet nicht, noch ein wenig mehr in petto zu haben. Ich habe einmal eine Nachwuchsführungskraft zum ersten Teil der Seminarreihe „Kommunikation und Führung“ vom Schulz-von-Thun-Institut geschickt. Bereut habe ich dabei höchstens, dass ich es nicht noch früher getan habe. Das Vier-Seiten-Modell und die vielen anderen realitätsnahen Beispiele, die in diesen Seminaren benutzt werden, geben einen viel besseren Blick darauf, was bei der Kommunikation zwischen Menschen passiert. Ein absolut unerlässliches Werkzeug für Nachwuchsführungskräfte. Ebenso haben wir, als gesamtes Team, die Transaktionsanalyse von einer Trainerin beigebracht bekommen. Auch diese war enorm hilfreich, um in nachfolgenden Gesprächen besser zu verstehen, was das jeweilige Gegenüber eigentlich warum erreichen möchte.

  1. Selbstorganisation

Wenn es Nachwuchsführungskräften an einem nicht mangelt, ist es Arbeit. In aller Regel sind sie auch noch im Tagesgeschäft unterwegs, und das neben der eigentlichen Führungsaufgabe. Damit sie dabei nicht den Überblick verlieren, wichtiges vergessen oder Deadlines verpassen, ist die Selbstorganisation ein unerlässlicher Skill. Welche Methodik oder welche Tools zur jeweiligen Person passen, ist sehr unterschiedlich. Aber ein paar Prinzipien, die ich auch schon hier beschrieben habe, sollten darin enthalten sein. Für die Etablierung und Umsetzung eines passenden Systems gibt es jede Menge Optionen. Entweder, man liest sich selbst durch Bücher und Internet, oder man investiert in einen entsprechenden Coach. Egal wie – den Überblick zu haben und zu behalten ist eine wichtige Aufgabe und sie beginnt bei einem selbst.

  1. Profilierungswerkzeuge

Mir ist klar, dass viele die Profilierung von Menschen ablehnen. In eine Schublade gesteckt zu werden gefällt niemandem. Das ist aber eigentlich auch nicht Sinn der Sache. Vielmehr sind Profilierungswerkzeuge ein Mittel, beobachtbares Verhalten und die Präferenzen einer Person zu erfassen und zu beschreiben. Es muss nicht in jedem Detail stimmen, aber dieses Werkzeug gibt Nachwuchsführungskräften eine wirksame und schnelle Methode, mit den Menschen im eigenen Team oder außerhalb gezielt zu arbeiten. Wer andere und deren Präferenzen besser versteht, kann sie viel besser in die gemeinsame Arbeit einbinden. DISG oder Insights sind ein toller Startpunkt dafür – auch hier am besten bei sich selbst starten. Wer andere führen will, sollte zuerst sich selbst gut verstehen.

Fazit: Meta-Skills sind wichtiger als Fachkompetenz

Auf lange Sicht zahlen sich diese Meta-Skills aus. Sie werden, im Gegensatz zu konkreten Fachkenntnissen, täglich genutzt. Zudem wird eine Nachwuchsführungskraft zunehmend mehr Zeit in der Führungsarbeit verbringen. Dementsprechend verkümmern und veralten fachliche Kenntnisse auch durchaus recht schnell.

Der Umgang mit Menschen allerdings, die absolute Kernkompetenz von Führung, ist etwas, was nie „außer Mode“ kommt, sondern immer wichtiger wird. Schließlich verlassen Menschen Unternehmen in aller Regel nicht wegen Geld, Projekten oder Titeln – sondern wegen Führungskräften.

 

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Bildquelle: Image by Sasin Tipchai from Pixabay

 

Ein System zur persönlichen Produktivität ist, wie ich schon oft beschrieben habe, nicht nur etwas zutiefst persönliches. Es ist auch ein Werkzeug, das sich verändern darf. Software-Tools müssen aus meiner Sicht eh beliebig austauschbar sein – aber auch die Prinzipien des Systems können sich neuen Realitäten anpassen.

Ein Sabbatical – zumindest auf dem Papier

Nach dem Verkauf meines Unternehmens habe ich mein LinkedIn-Profil zunächst auf „Sabbatical“ gestellt. Das entsprach auch der Realität zum damaligen Zeitpunkt. Erst mal Urlaub, dann bekamen wir noch einmal Nachwuchs und das große Kind wechselte aufs Gymnasium. Es war also definitiv eine Zeit, die meiner Familie gehörte.

So ganz untätig sein liegt mir allerdings nicht. Insofern war es auch richtig, dass ich nach einer Aufräumaktion in meinem System immer noch einige Projekte hatte. Es gab im Haus jede Menge zu tun, dass in den Jahren zuvor liegengeblieben war, ich wollte mich mehr mit künstlicher Intelligenz beschäftigen und die Outline meines Buches, die schon seit zwei Jahren in meinen Notizen lag, endlich mal in ein fertiges Werk verwandeln.

Zunächst blieb ich, was mein Produktivitätssystem anging, beim Altbewährten. Jede Woche am Freitag lies ich die Woche Revue passieren, schrieb darüber in mein Tagebuch und plante die kommende Woche voraus. Allerdings ergab sich dabei ungewohnte Reibung im System. Immer, wenn etwas Mehrarbeit verursacht, die es vorher nicht gab, ist das ein Indiz, die eigene Methodik nochmal zu prüfen.

Das Leben verändert sich

Wer Kinder hat merkt, dass das Leben sich stark verändert. Meine Wochenplanung war auf dem Papier immer noch möglich. Aber in der Realität war sie meist schon am Montag obsolet. Kinder, insbesondere Babys, nehmen keine Rücksicht auf Deinen Plan, so ausgefeilt er auch sein mag.

Dementsprechend passierte es immer öfter, dass ich beim Weekly Review frustriert feststellte, dass die Woche zwar voll und anstrengend war, ich aber mit meinen Projekten und Aufgaben nicht voran kam. Das nahm ich zum Anlass, ein wenig auf Reddit zu schmökern und mir etwas Inspiration zu holen. Ein User hatte spannende Filter für Todoist gebaut, mit deren Hilfe er einen Workflow zur Aufgabendefinition vorgab. Von Priorisieren, über zeitliche Einordnung bis hin zum Aufräumen alter Einträge war alles dabei.

Nachdem ich die Filter nachgebaut hatte, dämmerte es mir: Die feste zeitliche Einordnung von Aufgaben passt nicht zu meiner aktuellen Lebensphase. Aber Prioritäten gibt es natürlich trotzdem. Basierend auf dieser Erkenntnis habe ich mein System umgebaut.

Prioritäten als Hauptkriterium und eine schlanke Projektliste

Neben den erwähnten Filtern, die nun als Favoriten für mein ebenfalls darauf angepasstes Weekly Review zur Verfügung stehen, habe ich auch meine Projektliste deutlich verschlankt.

Darin finden sich nun weiterhin meine Areas, meine Routinen und einige wenige unsortierte Listen, aber vor allem ein klassischer „Tickler“ gemäß GTD und einige wenige konkrete Projekte. Inhaltlich arbeite ich nun vor allem nach Priorität und lasse mir deshalb alle Ansichten, zum Beispiel die der heutigen Aufgaben, sortiert nach Priorität anzeigen. Wo es nötig ist, dass etwas an einem bestimmten Tag passiert, arbeite ich natürlich weiterhin mit fixem Datum. Es kommt aber nun deutlich seltener vor.

Alles in allem mache ich das nun seit etwa vier Monaten so und bin erst einmal zufrieden. Ich habe mich damit dem klassischen GTD wieder etwas mehr angenähert, kann flexibler auf sich ändernde Umstände reagieren und komme dennoch mit meinen Themen voran. Kurz gesagt: Wenn sich das Leben ändert, darf sich auch das System ändern!

 

Zeit für den versprochenen zweiten Teil der Serie „Karrierestart als Führungskraft“. Dieses Mal ist das Thema, wie man mit all dem Neuen, der Unsicherheit, umgeht, was einen erwartet.

So viel zu tun – wie fange ich an?

Wie ich schon an anderer Stelle beschrieb, prasselt auf eine Nachwuchsführungskraft viel ein. Neue Aufgaben, vielleicht auch noch die alten fachlichen Aufgaben dazu, und wenig Erfahrung im Umgang mit der Situation. Das wichtigste dabei ist Ruhe bewahren. Denn es ist wie in jedem neuen Job völlig normal, am Anfang etwas überfordert zu sein. Diese Schonfrist gilt auch für frisch gebackene Führungskräfte. Dass jemand mit zwei Jahrzehnten Erfahrung anders gemessen wird ist normal. Du, als Nachwuchsführungskraft, musst nicht direkt auf 100% Performance springen. Was aber nicht passieren sollte ist, dass Du ein Opfer der Situation bist.

Deshalb ist das wichtigste aus meiner Sicht ein Rahmen. Du brauchst eine grobe Übersicht darüber, was generell Deine Aufgaben sind. Idealerweise kannst Du diesen dann auf einen täglichen Rahmen runterbrechen. Strukturen helfen generell dabei, in hektischen Situationen den Überblick zu bewahren. Deshalb lautet mein Tipp: Schreib einfach erst mal alles auf. Ob als Liste, als Mindmap, digital oder analog, das spielt keine Rolle. Aber verschaff Dir einen Überblick. Sofern vorhanden kann eine Stellenbeschreibung sehr nützlich sein.

Wenn Du diese Übersicht hast, bewerte erst einmal, wo Du bei diesen Punkten stehst. Kennst Du die Aufgabe schon? Hast Du Erfahrung damit? Wo fehlt Dir Wissen? Das alles kannst Du in Deinen Entwicklungsplan integrieren. Und dann folgt der vielleicht wichtigste Tipp: Sprich mit Deinem Team! Was den fachlichen Teil angeht, sind diese Menschen Deine beste Informationsquelle. Du musst es nicht genauso gut können wie sie, solltest aber ein ausreichendes Verständnis aufbauen, damit Du mit Ihnen sprechen kannst. Deine erste Woche besteht also bestenfalls aus Sprechen und Hospitieren, damit Du diese Lücke schließen kannst.

An vorhandene Strukturen andocken

Im zweiten Schritt kannst Du dann erarbeiten, welche Strukturen durch das Unternehmen vorgegeben sind. Reporting ist ein guter Ansatz. Welche Zahlen und welche Informationen brauchst Du und brauchen Deine Vorgesetzten? In welchen Abständen? Das gibt Dir einen Hinweis, was Du an Datenerhebung aufbauen musst. Sofern Du Nachfolger einer Person bist, lohnt es sich auch, in deren Unterlagen zu schauen. Wenn Du auf der sprichwörtlichen grünen Wiese beginnst, umso besser – dann kannst Du es von Anfang an mit erarbeiten und bist damit automatisch der erste Experte.

Achte dabei darauf, dass Du Dich selbst nicht überforderst. Du bist in Stunde 9 und 10 eines Tages nicht effektiver oder besser. Vermutlich bist Du nur müder. Besser wäre es, eine Priorisierung in Deine Liste zu bringen. Wie oft fallen Aufgaben an? Wie dringend sind diese? Sind andere davon abhängig? Mit dieser Art Fragen kannst Du eine sinnvolle Reihenfolge schaffen.

Selbstzweifel sind normal

Auch wenn wir alle gerne Superman (oder Batman) wären, wir sind es nicht. Du wirst Fehler machen, langsamer lernen als Dir lieb ist oder Deadlines verpassen. Die Angst vor diesen Dingen ist aber meist größer als die tatsächliche Auswirkung. Und sie ist gleich doppelt schädlich, denn Angst lähmt, wodurch die Deadline noch näher rückt. Ein Mentor, innerhalb und außerhalb des Unternehmens, ein Partner, ein Freund – sie alle können Dir helfen, diese Ängste loszuwerden und in die Aktion zu kommen. Egal, ob es von Erfolg gekrönt ist, es fühlt sich besser an, etwas zu tun, als dabei zuzusehen, wie Dinge passieren.

Bei allem, was Du tust, wirst Du Fehler machen. Das hat gleich mehrere Vorteile. Es sorgt dafür, dass der Superhelden-Mythos stirbt. Du lernst daraus. Und die allermeisten Fehler sind nicht so kritisch, wie sie sich anfühlen. Was Dir allerdings nicht passieren sollte, ist, dass Du einen Fehler und das damit verbundene Lernpotenzial ignorierst. Geh offen damit um, auch gegenüber Deinem Team. Nichts macht Dich als Führungskraft nahbarer, als sachlich über einen eigenen Fehler zu sprechen und, wenn möglich, andere in die Lösung einzubeziehen.

Das geht am besten mit einer Nacht Schlaf dazwischen. Schnellschüsse führen oft dazu, dass wir emotional noch zu angreifbar sind, was uns unklarer in der Sache werden lässt. Sind wir unklar, weiß das Team nicht, woran es ist. Das ist dann weniger hilfreich. Deshalb: Eine Nacht schlafen, dann sachlich aufräumen!

Nach der Pflicht kommt die Kür

Mit der Zeit ist der Rahmen, den Du gebaut hast, so stabil, dass Du auf die Feinheiten achten kannst. Dazu gehören aus meiner Sicht vor allem Vorbildfunktion in Dingen, die Dir wichtig sind. Menschen beschreiben, was man von ihnen erwartet, kann funktionieren. Besser ist es, das richtige Verhalten vorzuleben. Wenn Du also beispielsweise davon überzeugt bist, dass Deadlines wichtig sind, solltest Du selbst keine verpassen.

Du hast Deinem Team etwas für Montag zugesagt? Liefere es Montag! Du möchtest, dass die Dinge sachlich analysiert und gelöst werden? Dann sei nicht selbst emotional!

Das klingt nun relativ simpel. Allerdings ist es das nicht immer. Deshalb ist es auch die Kür, denn es erfordert mentale Kapazität, die eigenen Werte immer wieder mit dem eigenen Verhalten bewusst abzugleichen. Unser normaler Modus Operandi bevorzugt das schnelle Handeln – das kann dann aber unpassend zu den Werten sein. Hier macht Übung den Meister.

Zusammenfassung

Als frisch gebackene Nachwuchsführungskraft prasselt viel auf Dich ein. Unsicherheit ist in dieser Situation menschlich. Folgende Punkte helfen Dir:

  • Akzeptieren, dass auch in einer Führungsposition jeder am Anfang viel lernen muss
  • Die eigenen Aufgaben in einer Liste oder Mindmap festhalten und daraus einen Lernplan entwickeln
  • Vorhandene Strukturen mit dieser Liste kombinieren und damit einen stabilen Rahmen für die tägliche Arbeit schaffen
  • Fehler als Lernmöglichkeit nutzen – nach einer Nacht Schlaf
  • langfristig vor allem Vorbild statt Mahner sein

In zwei Wochen geht es weiter mit dem Thema „Netzwerke und ihre Bedeutung für Nachwuchsführungskräfte“.

Bildquelle: Erstellt mit KI am 06.08.24

Das neue Zeitalter birgt Informationen zu jeder Zeit in vielen Formen. Texte, Videos, Tweets, Reddit – wer möchte kann den ganzen Tag nur Information zu sich nehmen. Wer sich mit Personal Knowledge Management beschäftigt, legt auch viele dieser Informationen ab. Allerdings besteht im Sammeln eine Gefahr, die die meisten kennen.

Collectors Fallacy

Die Rede ist von der sogenannten Collectors Fallacy. Wer schon einmal in der Schule oder im Studium eine Hausarbeit schreiben musste, kennt das Gefühl. Sobald das Thema bekannt ist, zieht man los und sucht sich Material dazu. Ob man dazu in eine Bibliothek geht oder den Browser öffnet, spielt eigentlich keine Rolle. Die älteren kennen das Gefühl, am Kopierer zu stehen und am Ende mit einem Stapel Seiten das Gebäude zu verlassen.

Für das Thema spielt es aber keine Rolle, ob es dieser Stapel, oder eine Linksammlung ist.

Das gefährliche daran ist, dass es Freude bereitet. Das Sammeln von Dingen schüttet Glückshormone aus. Das ist ein Grund, warum es so viele Hobbys gibt, die Sammeln beinhalten. Es geht nicht mal zwangsläufig darum, etwas mit der Sammlung anzufangen – der Besitz ist das entscheidende.

Vorsicht vor dem reinen Sammeln

Das gleiche trifft leider auch bei Informationen zu. Es fühlt sich toll an, Quellen zu suchen, zu entdecken, geordnet abzulegen. Der Haken: Das Sammeln ist nicht die Arbeit. Information irgendwo zu haben, ist kein Wissensaufbau. Ganz im Gegenteil. Je nach Menge der Informationen kann es sogar schwerer sein, damit etwas anzufangen.

Viele andere Autoren haben dazu bereits geschrieben. Als Beispiele seien hier Christian bei Zettelkasten.de und Matt Giaro bei Medium.com genannt.

Das, was diese beiden schreiben, kann ich nur bestätigen. Es ist unglaublich wichtig, Information zu verarbeiten nachdem man sie gesammelt hat. Der einfachste Weg ist derjenige, den ich kürzlich beschrieben habe. Es muss nicht immer der ausgefeilte Zettelkasten mit dutzenden Links sein. Eine einfache Zusammenfassung und Ordnung der Information ist oft völlig ausreichend.

Lass Dich nicht von Deinem Hirn veräppeln

Kurz gesagt, lass Dich nicht von den ausgeschütteten Hormonen täuschen. Auch die ausgefeilteste Suchfunktion ist kein Ersatz für eine von Dir geschaffene Ordnung und die Verarbeitung von Informationen.

Denn die Kehrseite ist, dass die schnelle Verfügbarkeit (und damit die vermeintlich unnötige Verarbeitung) zu großen Problemen in Aufmerksamkeit, Leseverständnis und Ausdauer führt. Ein Grund, warum (kurze) Videos so erfolgreich sind. Es kann also ein echter Wettbewerbsvorteil sein, diesem Trend nicht nachzugeben.

Bildquelle: Kurt Michel  / pixelio.de

Refinement passiert sowohl im Personal Knowledge Management als auch in der Taskplanung, vor allem unter Anwendung von GTD.

Es gibt immer mehr, als wir gerade verarbeiten können

In unserem täglichen Leben haben wir mit einer Vielzahl von Aufgaben und Informationen zu tun, die es zu organisieren und zu verwalten gilt. Ob im Beruf oder im privaten Leben, das effektive Management von Wissen und Aufgaben ist ein wichtiger Bestandteil unseres Erfolgs. Gleichzeitig hilft es auch sehr bei unserem Wohlbefinden, wenn wir alles im Griff haben.

GTD ist eine solche Managementmethode, über die ich ja bereits oft geschrieben habe. Das fundamentale Prinzip von GTD ist, dass wir unser Gehirn von der Unordnung befreien, indem wir alle Aufgaben und Informationen in einem externen System erfassen und organisieren. Das Ziel ist es, gedankliche Energie für das Lösen und Umsetzen von Aufgaben zu nutzen, anstatt sie für die Verwaltung von Gedanken und Informationen zu verschwenden.

Es gibt es verschiedene Schritte, die darauf abzielen, ein solches System aufzubauen und zu erhalten. Einer der wichtigsten Schritte ist der sogenannte „Weekly Review“-Prozess, bei dem wir unser System durchgehen, um zu überprüfen, ob wir nichts vergessen haben. Er dient auch dazu, zu prüfen, ob sich Aufgaben verändert haben. David Allen geht sogar so weit zu sagen, dass jemand gar kein GTD anwendet, wenn er oder sie kein Weekly Review macht.

Das Ziel der Übung ist das Vertrauen in das eigene System. Wenn wir unser System nicht regelmäßig überprüfen und aktualisieren, wird es schnell unordentlich und unzuverlässig. Ebenso wichtig ist die Anpassung an sich ändernde Bedürfnisse.

Das Weekly Review ist der Prozess, in dem wir uns bewusst werden, wie wir unser System optimieren können. Damit können wir Effektivität und Produktivität steigern. Wie es bei mir abläuft, habe ich bereits im Detail beschrieben.

Refinement ist nicht nur hier wichtig

Dieses Refinement, das regelmäßige Überprüfen und Aktualisieren des eigenen Systems, passiert nicht nur bei Aufgaben. Genau wie bei GTD geht es beim PKM darum, unser Wissen in einem System zu erfassen und zu organisieren. Das Ziel ist hier ebenfalls, dass wir uns verlassen und dem System Vertrauen schenken können.

Refinement ist auch hier ein wichtiger Aspekt, da wir unser Wissen kontinuierlich verbessern müssen, um sicherzustellen, dass es relevant und aktuell ist. Deshalb reicht es nicht aus, Wissen einfach nur zu sammeln. Seine regelmäßige Verarbeitung, die Aktualisierung und das Schaffen von Ordnung, ist hier genauso wichtig. Wenn wir unser Wissen nicht schnell und einfach abrufen können, ist es in der Praxis nutzlos. Die sehr gelungenen modernen Suchfunktionen täuschen darüber ein wenig hinweg, weil Du alles schnell finden kannst. Die Verarbeitung von Wissen erfordert aber mehr, insbesondere Schreiben. Vor einigen Wochen habe ich das auch nochmal genauer beschrieben.

Wie Du also sehen kannst, ist in beiden Fällen, Aufgaben und Wissen, Refinement ein entscheidender Erfolgsfaktor, damit Dich Deine Systeme unterstützen.

Der lange Atem zählt

Es ist wichtig zu betonen, dass Refinement ein kontinuierlicher Prozess ist. Es ist ein ständiger Kampf, unsere Systeme und Organisationsmethoden zu verbessern und zu verfeinern. Effektivität und Zuverlässigkeit sind keine Selbstläufer, sondern konstante Arbeit.

Ich empfehle Dir deshalb, alle Refinements in einen einzigen Prozess zu packen und dieses regelmäßig durchzuführen. Das macht es nicht nur planbar, sondern die regelmäßige Übung macht Dich auch effizienter. Allerdings gibt es auch eine Gefahr, von der ich aus eigener Erfahrung berichten kann: Wenn man es eine Weile macht, kommt fast immer der Punkt, an dem man beginnt, ein wenig zu „schludern“. Das ist gefährlich.

Du kannst dem entgegenwirken, indem Du Dir für diesen Prozess eine Checkliste anlegst. Und diese dann auch jedes Mal beachtest und keine Punkte überspringst.

 

Bildquelle: Rainer Sturm/Pixelio.de