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Feedbackkultur ist eines der meistgenutzten Worte überhaupt. Überall wird davon gesprochen, wie wichtig sie ist, wie sie zur Zufriedenheit und Entwicklung beiträgt. Und dennoch haben viele Menschen, die sich früher bei mir beworben haben, mangelnde Feedbackkultur als eine Motivation für ihren Wechsel angegeben. Dieser Diskrepanz möchte ich ein wenig nachgehen, nachdem ich ja schon in einem früheren Beitrag von persönlichen Gesprächen und den Tücken berichtet habe.

Schema F funktioniert nicht

Auch wenn die Redensart ein „F“ wie Feedback enthält, ist sie das Rezept für Misserfolg. Meine bisherige Erfahrung in der Beobachtung von anderen und mir selbst ist zweigeteilt. Zum einen nutzen wir alte Rezepte, die jeder durchschaut. Zum anderen wollen wir es uns leichtmachen und vor allem so kommunizieren, wie es für uns passt. Beides funktioniert nicht.

Eine beliebte Methode ist zum Beispiel das Sandwich-Feedback. Man verpackt einen kritischen Punkt zwischen zwei positive Punkte. Klingt erst einmal gut, ist es aber nicht. Normalerweise arbeiten wir mit intelligenten Menschen. Die durchschauen das, noch bevor Du damit ansetzt. Und fühlen sich dementsprechend verschaukelt. Frei nach dem Motto: „Mein Gott, wenn Du was sagen willst, dann sag es halt!“

Der andere Standardfehler ist, dass wir die Redensart „Der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler“ nicht beherzigen. Denn Menschen haben sehr unterschiedliche Kommunikationspräferenzen, und die Art der Interaktion spielt auch noch eine große Rolle. Das bedeutet, meine Botschaft kann noch so gut, richtig und hilfreich sein – wenn sie beim Empfänger nicht ankommt, bringt es gar nichts. Kommunikation passiert zu den Bedingungen des Empfängers.

Wie man Feedbackkultur richtig gestaltet

Aus meiner Sicht gibt es einige Regeln, wie Feedback wirklich funktioniert. Sie sind, auf den ersten Blick, ganz leicht. In der täglichen Umsetzung erfordern sie allerdings Aufmerksamkeit, Nachdenken und schnelles Handeln.

Ich denke, die drei wichtigsten Punkte für gutes Feedback sind schnell, direkt und spezifisch.

Schnell bedeutet, dass zwischen dem Ereignis, was ein Feedback der Führungskraft auslöst und dem Feedback selbst maximal 24 Stunden liegen sollten. Hebst Du Dir alles bis zum nächsten 1on1 auf, ist der Auslöser längst vergessen. Hinzu kommt, dass unser Gehirn keine Tatsachen speichert, sondern die Interpretation von Ereignissen. Beides führt dazu, dass spätes Feedback nicht mehr an den Auslöser anknüpfen kann.

Direkt heißt, dass ein Feedback sich an die konkrete Person richten muss. Was leider immer noch oft passiert ist, dass Feedback in einer Gruppe an einzelne Personen gerichtet wird. Das ist weder wertschätzend noch hilfreich, da der oder die Betroffene es als Angriff interpretiert und somit zuerst die Verteidigung sucht, statt sich mit dem Inhalt zu beschäftigen.

Spezifisch ist mit die größte Hürde. Ich empfinde das Schema „Ich habe XYZ beobachtet, das hat (bei ABC) folgendes ausgelöst“. Um auch hier den gefühlten Angriff zu vermeiden, ist es hilfreich, die Frage nach der Perspektive des Betroffenen anzuschließen. Beides zusammen führt dazu, dass man zuerst die jeweiligen Bilder des Auslösers vereinen kann, bevor man in die Interpretation und die Folgen einsteigt.

Das ist ja simpel!

Nein, leider ist es nicht simpel, und ich habe dabei auch oft Fehler gemacht. Weil es mir gerade nicht in den Plan passte, habe ich Feedbacks auf ein späteres Gespräch verschoben. Das führte dann auch bei mir dazu, dass ich nicht mehr spezifisch genug sein konnte, denn auch mein Gehirn speichert nicht wirklich lange.

Zu allem Überfluss kommt noch hinzu, dass Dein Feedback erst dann erfolgreich sein kann, wenn die betroffene Person es wahrnehmen und verarbeiten kann. Hier braucht es Erfahrung und Fingerspitzengefühl, das nicht in jeder Situation gerade zur Verfügung steht. Die Kommunikationspräferenzen des Empfängers sind entscheidend dafür, ob ein Feedback wie geplant ankommen kann und den gewünschten Effekt produziert.

Somit erklärt sich auch, warum man von Feedbackkultur spricht. Kulturveränderungen sind, per Definition, langsam und erfordern Übung, wovon ich schon oft geschrieben habe. Die Übung entsteht auf beiden Seiten, Sender und Empfänger, durch Übung, nicht durch Verordnung einer Kultur. Kultur ist das, was täglich gelebt wird, nicht das, was irgendwann verordnet wird.

Bildquelle: Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

 

Ein frohes neues Jahr allen Leserinnen und Lesern! Vielleicht erinnert Ihr Euch an meine kleine (fiktive) Geschichte von Failed Leadership. Diese möchte ich nun fortsetzen, und da auch wieder Learnings aus einer Serie einbringen.

Das Unternehmen bestand weiter

Im letzten Teil dieser Geschichte stand das Unternehmen vor den gleichen Problemen, wie 20 Jahre zuvor. Die alte Vorstandschefin war in den Ruhestand gegangen. Als Nachfolger votierte der Aufsichtsrat für einen Kandidaten, den man vielleicht wohlwollend als „fiel nicht negativ auf und versprach Kontinuität“ beschreiben könnte.

Dieser neue CEO stellte sich aus verschiedenen Bereichen des Unternehmens einen Vorstand zusammen. Dabei folgte er vielleicht der Maxime, dass gemischte Teams die besten Ergebnisse bringen. Allerdings gilt diese Regel nur dann, wenn das Team auch geführt wird.

Leider war der CEO hier nicht besonders aktiv. Im Gegenteil, er versuchte die widerstreitenden Interessen in seinem Vorstand zu managen, verlor aber das Unternehmen aus den Augen.

Die Kunden laufen weg

Die logische Folge dieses Vorgehens war, dass die Kunden zunehmend unzufriedener und frustrierter wurden. Zwar ist deshalb nicht gesagt, dass man bessere Produkte bekommt – aber die Kunden stimmten mit ihren Füßen ab und liefen scharenweise zur Konkurrenz.

Das Unternehmen erlebte einen Niedergang. Sinkender Umsatz, sinkende Gewinne und ein immenser Fokus auf Verwaltung. Somit gab es aber zu wenige Menschen, die an den Produkten arbeiteten. Vorhandene Regeln und Strukturen, die längst nicht mehr zeitgemäß waren, wurden als heilige Kühe betrachtet. Dabei ist es die Aufgabe des Vorstandes, notwendige Änderungen an Rahmenbedingungen vorzunehmen.

Unser CEO allerdings gab keine Richtung vor, sondern glaubte, dass gelegentliche Moderation und sonst „laufen lassen“ ausreichen.

Die Folgen sind vorhersehbar

Was dann passierte, war eigentlich schon vorhersehbar. Während die Kundschaft weglief, forderten Aufsichtsrat und Vorstand mehr Führung seitens des CEO. Diese versprach er auch, aber es blieb bei Lippenbekenntnissen. Somit verletzte er eine Lektion aus „Game of Thrones„. Denn darin sagt der erfahrene Berater zu seinem Sohn, dem König, etwas sehr wichtiges:

Wenn Du jemandem sagen musst, dass Du der König bist, bist Du nicht der König!

Und genauso war es auch in unserem Unternehmen. Der CEO führte nicht, sondern sprach nur von Führung. Und somit kam es, wie es kommen musste: Der Vorstand zerbrach im Streit.

Für das Unternehmen steht nun, erneut, ein Vorstandswechsel an. Ob es an die glorreiche Vergangenheit anknüpfen kann, hängt maßgeblich davon ab, ob dieser Vorstand versteht, dass Führung nicht aus darüber sprechen besteht, sondern aus Handlung.

Was wir hier über Leadership lernen können

Auch diese Fortsetzung der Geschichte birgt einige Lektionen für (angehende) Führungskräfte:

  1. Es reicht nicht, einen Titel zu haben. Leadership ist eine konstante Handlung.
  2. Der Job einer Führungskraft ist führen – wer nur moderiert, wartet darauf, dass andere führen.
  3. Die Rahmenbedingungen zu setzen, ist Aufgabe von Führungskräften. Wer vorhandene nicht anpasst, riskiert, dass diese zum Hindernis werden.
  4. Zur Verantwortung gehört auch, manchmal unpopuläre Entscheidungen zu treffen.
  5. Rechnen können ist wichtig: Wer zu viel Geld in die Verwaltung steckt und zu wenig in Produkte und Dienstleistungen, hat irgendwann kein Geld mehr.

Mit dieser kleinen Geschichte beginnt also nun dieses spannende Jahr 2025. Mein Blog wird dieses Jahr voraussichtlich im dreiwöchigen Rhythmus veröffentlicht.

Herzlich willkommen zu Teil eins meiner neuen Serie „Karrierestart als Führungskraft“. In diesem ersten Beitrag möchte ich mich mit der Wichtigkeit der eigenen Entwicklung durch Weiterbildung beschäftigen.

Das Limit Deiner Effektivität bist Du

Eines der wichtigsten Dinge, die man als Nachwuchsführungskraft wissen sollte, ist wo das Limit der Führung liegt. Es liegt in Dir selbst, Deinen Skills und Deiner Erfahrung. Letztere kommt mit der Zeit. Alles andere aber hast Du in der Hand! Deshalb ist es enorm wichtig, hierfür schon einen guten Plan zu haben und die eigene Weiterbildung zu priorisieren. Bruce Lee wird das folgende Zitat zugeschrieben:

You don't rise to the level of your ability. You fall to your level of training. - Bruce Lee Share on X

Damit bringt er es, meiner Meinung nach, genau auf den Punkt. Nur wer immer weiter an sich arbeitet, vergrößert tatsächlich die eigenen Fähigkeiten dauerhaft. Die Sportler und Sportlerinnen, die jetzt gerade bei Olympia in Frankreich sind, haben dieses Prinzip verinnerlicht. Das gleiche gilt auch in der Führung von Menschen.

Achte auf ein breites Feld der Weiterbildung

Nur zu oft wird die eigene Weiterbildung auf rein fachliche Themen konzentriert. Es spricht absolut nichts dagegen, eine Expertise für ein spezifisches Fach aufzubauen. Es sollte aber nicht die einzige Investition in Deine Weiterbildung sein. Vielmehr rate ich Dir, in die sogenannten „Meta-Skills“ zu investieren. Das sind Fähigkeiten und Wissen, die Dich ein Leben lang begleiten und für eine Vielzahl von Aufgaben und Situationen hilfreich sind.

Was mir sehr viel geholfen hat, waren alle Bereiche, die mit Kommunikation und Menschen zu tun haben. Dazu gibt es viele wunderbare Weiterbildungen, die man besuchen kann. Die Fortbildungsreihe „Kommunikation und Führung“ von Schulz-von-Thun genießt einen guten Ruf, aber auch das Erlernen von Persönlichkeitsmodellen und daraus resultierende Verhaltenspräferenzen (bspw. basierend auf Carl Gustav Jung) kann extrem hilfreich sein. Dazu dann noch etwas Wissen rund um den Bereich Selbstorganisation und Du hast einen gut gefüllten, immer hilfreichen Werkzeugkoffer.

Vielleicht auch etwas außerhalb der Komfortzone

Selbst, oder gerade Dinge, die sich nicht immer gut anfühlen, können sehr hilfreich sein. Präsentationstrainings, eine Selbstprofilierung durch das Team von Insights oder auch ein Flipchart-Training. Das mag sich nicht immer gut anfühlen. Viele Menschen glauben, dass präsentieren ihnen niemals liegen wird, oder dass sie nicht zeichnen können. Genau dafür sind diese Trainings aber da. Sie räumen mit diesen Glaubenssätzen auf und erweitern Deinen eigenen Horizont.

Besonders die Profilierung mit Hilfe von Insights ist mir dabei wichtig. Das resultierende Profil gibt nicht nur Informationen zu eigenen Präferenzen. Es beinhaltet auch Hinweise auf das eigene Führungsverhalten und mögliche Gegentypen. Das ist gerade in einer Führungsrolle besonders wichtig.

Was auch extrem spannend sein kann, ist es, fachliche Fortbildung in Bereichen zu machen, mit denen Du Kontakt hast. So schadet es zum Beispiel nicht, als Kaufmann dennoch mit Technikern sprechen zu können. Mindestens eine Einführung durch diese Leute ist ratsam. Als Führungskraft wird es Deine Aufgabe sein, die Kommunikation bestmöglich zu gestalten. Ein gemeinsames Vokabular oder geteilte Erfahrungen, bspw. durch eine Hospitation, helfen dabei.

Sprich mit Menschen, die schon da waren

Es gibt eine Redensart, die besagt, dass wenn man auf den Mount Everest steigen möchte man am besten mit jemand spricht, der schon dort war. Das gilt auch im Thema Leadership. Es braucht eigenes Lernen, auch durch eigene Fehler. Bei diesem Lernen können erfahrene Führungskräfte nicht nur als Trainer, sondern auch als Mentoren unterstützen.

Deshalb lautet der abschließende Rat: Erarbeite Dir einen persönlichen Entwicklungsplan und gehe diesen mit der Hilfe eines Mentors oder einer Mentorin an!

Zusammenfassung

Als Nachwuchsführungskraft solltest Du…

  • kontinuierlich lernen, also regelmäßig Fort- und Weiterbildung besuchen
  • ein Meta-Skillset aufbauen – priorisiere dabei Kommunikation als Themenschwerpunkt
  • Deine Komfortzone verlassen
  • Menschen zu Rate ziehen, statt sich alles alleine zu erarbeiten

Damit ist dieser erste Teil der Serie zu Ende. In zwei Wochen erscheint der nächste Teil zum Thema „Umgang mit Aufgaben und Unsicherheiten“.

 

Bildquelle: Erstellt mit KI am 06.08.24

In einer Welt des permanenten Wandels ist die Fähigkeit zur Anpassung und Selbstreflexion für Führungskräfte nicht nur wünschenswert, sondern unabdingbar. Doch wie gelingt der Übergang von einer spezialisierten Fachkraft zu einer Führungsposition, die sowohl technische als auch unternehmerische Visionen vereint?

Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, haben wir ein außergewöhnliches Gespräch geführt: ein Interview, das nicht in herkömmlicher Weise entstanden ist. Zwei renommierte Unternehmer und Executives, Philipp Deutscher und Jan Hossfeld, teilen ihre Einsichten und Erfahrungen in einem Interview, das von einer Künstlichen Intelligenz moderiert wurde. 

Den ersten Teil des Interviews findest Du unter diesem Link.
The English version can be found here.
Der heutige Teil beschäftigt sich mit den Themen Leadership, Management und Kultur. Dieser Beitrag ist Teil einer 5-teiligen Reihe, die Einblicke in die Entwicklung von Führungskompetenzen, die Bedeutung von Selbstverständnis und die Herausforderungen moderner Leadership-Rollen bietet.

Themenbereich Klassische Leadership Skills

  1. Welche klassischen Leadership-Fähigkeiten halten Sie für unverzichtbar für einen Executive?

Philipp Deutscher: „Kommunikationsfähigkeit, Entscheidungsfähigkeit und Empathie sind essentiell für jede C-Level Rolle. Auch und gerade besonders für einen CTO.“

Jan Hossfeld: „Reflexion! Es gibt eigentlich nichts wichtigeres. Und am besten kombiniert man die mit Neugier und Spaß am Lernen. Dazu gehört auch eine gute Fehlerkultur mit sich selbst, denn Fehler werden passieren. Ohne diese Skills kann man vielleicht ein Manager sein, aber kein Leader.“

  1. Wie haben Sie diese Fähigkeiten in Ihrer eigenen Karriere entwickelt und angewendet?

Philipp Deutscher: „Anfänglich hauptsächlich durch Learning by Doing. Das Verständnis für diese Fähigkeiten und deren Bedeutung hat sich erst im Laufe der Zeit entwickelt. Am Anfang stand der Wille Verantwortung zu übernehmen. Allerdings ohne die richtigen Werkzeuge dafür zu haben. Man hat sich anhand der erfüllten oder nicht erfüllten Erwartungen entlang gehangelt und daraus gelernt. Erfahrungen führen zu Erkenntnis. Und Erkenntnis ist die Grundlage für Verständnis. Später wurde diese Entwicklung dann strukturierter und zielgerichteter. Wenn ich meine Leadership Fähigkeiten und Entscheidungen von vor 10 Jahren mit heutigem Wissen und Verständnis beurteilen würde, müsste ich jedes Mal die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Dabei gehört das zur Entwicklung mit dazu.“

Jan Hossfeld: „Lernen durch Schmerzen ist sicher ein Thema. Ich habe jede Menge Fehler gemacht. Mit der Zeit habe ich gelernt, dabei gnädiger mit mir selbst zu sein. Dabei half mir ein jahrelanges, heute noch laufendes, Mentoring. Ein guter Mentor ist emotional nicht involviert und kann daher helfen, die Sache von der Emotion zu trennen. Danach kann man die Emotion akzeptieren lernen, und die Sache verbessern. Was mir auch extrem wichtig ist, für mich selbst und meine zweite Führungsebene, ist die Fortbildung. Ich besuche so viele Vorträge, Trainings und Coachings wie es nur geht. Natürlich wiederholen sich manche Dinge – aber wenn ich offen bleibe, werde ich bei jedem Event etwas wertvolles mitnehmen. Und damit das nicht verloren geht, ist das Journaling nützlich, denn wenn ich Dinge schriftlich verarbeite und das nochmal reflektiere, bleibt es in meinem Gedächtnis.“

Themenbereich Leadership vs. Management

  1. Wie unterscheiden Sie zwischen Leadership und Management in der Rolle eines CTO?

Philipp Deutscher: „Ich manage Projekte und führe Teams und Individuen. Wobei das schlecht formuliert ist, denn eigentlich bedeutet Leadership nach meinem Verständnis nicht ‚ich führe‘, sondern ‚ich gebe eine Richtung vor‘. Es geht um Richtung, um Empathie und um indirekte Einflussnahme. Management auf der anderen Seite hat viel mit Planung und Organisation zu tun. Mit Kontrolle und Problembehandlung. Beides ist notwendig in der Rolle eines CTOs.“
Jan Hossfeld: „Leadership habe ich ja schon beschrieben. Besonders wichtig dabei ist es, dass ein guter Leader sich dadurch auszeichnet, dass die Menschen bei ihm wachsen können, in Breite, Tiefe und Höhe (das meine ich natürlich nicht physisch). Managementkompetenz ist dennoch erforderlich. Zahlen, Daten, Fakten und Prozesse sind hilfreich, solange man darauf achtet, dass sie nicht zum Selbstzweck werden. Auch hier ist Reflexion ein Schlüsselskill: Wenn man die monatsweise erhobenen Zahlen nie angesehen, sondern nur abgelegt hat, sind sie vielleicht nicht wichtig.“

  1. Können Sie ein Beispiel geben, wo Sie als Executive mehr Leader als Manager waren?

Philipp Deutscher: „Eigentlich jedesmal wenn man sich auf die menschlichen Aspekte der Führung konzentriert. wie das Inspirieren und Motivieren von Mitarbeitern und das Setzen einer strategischen Richtung. Management befasst sich mit den organisatorischen und prozessorientierten Aspekten, wie Planung, Budgetierung und Kontrolle. Beide Rollen sind für den Erfolg einer Organisation entscheidend, und die besten Führungskräfte verfügen über Fähigkeiten sowohl im Bereich Leadership als auch im Management und verstehen sehr gut, wann sie welche einzusetzen haben.“

Jan Hossfeld: „Ich versuche es immer im Recruiting zu sein. Wir haben erstaunlich viele ‚kaputte‘ Lebensläufe, teilweise ganz ohne formellen Abschluss, im Team. Und dass diese Menschen heute wertvolle Fach- und Führungskräfte sind, beginnt im Recruiting. Ich habe also mit der Zeit definiert, was meine Werte genau sind. Auf diese achte ich in den Menschen, die vor mir sitzen. Aber: Wir stehen alle auf den Schultern von Riesen, dank vieler guter Ratgeber und Vorträge habe ich auch da Werkzeuge entliehen. Ich versuche zum Beispiel, dank eines Tipps von Heiko Banaszak, immer genau hinzuhören, wie jemand die Brüche im Lebenslauf beschreibt – sind es die Umstände, die anderen gewesen? Oder war es eigene Entscheidung? Das ist eines von vielen Kennzeichen für jemanden, der oder die bereit ist, Verantwortung zu übernehmen.“

Themenbereich Kultur als Gamechanger

  1. Inwiefern beeinflusst die Unternehmenskultur die Effektivität eines Executive?

Philipp Deutscher: „Die Unternehmenskultur beeinflusst die Effektivität jeder Führungskraft. Von Team Lead bis hin zum CEO. Es ist die Gesamtheit der gemeinsamen Werte, Normen und Praktiken und damit ein maßgeblicher Treiber von Effizienz und Effektivität.“

Jan Hossfeld: „Die Unternehmenskultur beeinflusst schlichtweg alles! Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass die Kultur eines Unternehmens darin besteht, was wie getan wird, nicht daraus, was irgendwo geschrieben steht. Das ist eine meiner Lektionen der letzten Jahre. Das ist übrigens kein Argument gegen die Definition einer gewünschten Kultur. Aber eine Warnung davor zu glauben, dass die Definition alleine reicht. Es ist wichtig, die gewünschte Kultur jeden Tag vorzuleben. Erst dann finden darin Menschen die Möglichkeit, sich selbst einzubringen.“

  1. Wie gehen Sie vor, um eine Kultur zu schaffen, die Innovation und Exzellenz fördert?

Philipp Deutscher: „Will ich die Kultur verändern, muss ich Verhalten im Unternehmen ändern. Will ich das Verhalten ändern, muss ich Metriken und Kennzahlen einführen, die gewünschtes Verhalten beeinflussen und mittelfristig zu einer Verhaltens- und Kulturänderung führen. Umgekehrt gilt natürlich auch ‚You don’t improve what you don’t measure‘.“

Jan Hossfeld: „Mein Weg war augenscheinlich simpel. Ich habe mir mal die 5-7 wichtigsten Werte notiert, die ich so habe und für mein Unternehmen für wichtig halte. Das hat 5 Minuten gedauert. Danach dauerte es allerdings noch 12 Monate, genau zu definieren, was ich damit meine, wie es sich im Alltag anfühlen soll. Das ist die eigentliche Arbeit. Die wichtigste Erkenntnis: Nur weil es in Deinem Kopf logisch und klar ist, heißt das nicht, dass es das für andere auch ist.“

 


Der nächste Teil des Gesprächs erscheint in einer Woche bei Philipp Deutscher. Darin beschäftigen wir uns mit den Themen Kommunikation und Mindset im Wandel zur Führungskraft.

 

Eine der Fragen, die sich Nachwuchsführungskräfte stellen, ist „wie setze ich richtig Ziele?„. Das kann sich auf die eigenen Ziele beziehen, aber auch auf die für die Mitarbeitenden. Darauf gibt es jede Menge Antworten. Eine besonders spannende liefert James Clear in Atomic Habits (Affiliate Link): Die Veränderungsziele.

Disclaimer: Keine Methode ist universell

Was vorab wichtig ist, ist zu erkennen, dass keine Methode dieser Welt in jeder Situation funktioniert. So ist es auch mit den sogenannten Veränderungszielen. Sie beziehen sich absolut nicht auf Projekte. Ein ordentliches Projekt hat ein klares Ziel, eine Deadline und ein Budget.

Darauf bezieht sich dieser Beitrag nicht. Vielmehr geht es mir dabei um einen anderen Bereich, nämliche die Entwicklung von Mitarbeitenden zu unterstützen. Dabei können Veränderungsziele eine echte Alternative zu klassischen Jahreszielen sein.

Oft ist es so, dass am Anfang eines Jahres Ziele vereinbart werden. In diesem Jahr sind zwei Fortbildungen zu absolvieren. Oder ein Umsatz von 1 Million Euro zu erzielen. Sieben neue Prozesse zu entwerfen und zu dokumentieren.

Die Zielsetzung folgt dabei oft dem Akronym SMART. Das ist aber nicht immer hilfreich.

Ergebnisziele haben einen entscheidenden Nachteil

Der große Nachteil von Ergebniszielen ist, wenn sie erreicht werden. Was dumm klingen mag, kennen wir alle. Was kommt denn nach der 1 Million Umsatz? Meist 1,2 Millionen. Mit anderen Worten, jedes erreichte Ziel führt zu einem neuen Ziel – ein Hamsterrad, das Frust erzeugen kann.

Wenn ich mir das andere Beispiel mit der Fortbildung anschaue, kann es spannender sein, ein Veränderungsziel zu vereinbaren. Statt zwei Fortbildungen besucht zu haben (um dann im Folgejahr zwei oder drei weitere zu besuchen) könnte das Ziel auch anders beschrieben werden: „Investiere in diesem Jahr mindestens 5% Deiner Zeit in Deine Fortbildung„.

Das hat mehrere Vorteile. Zum einen ist die Verantwortung beim Mitarbeitenden, das zu konkretisieren. Der Rahmen (5%) ist klar, die Umsetzung flexibel. Ob das einmalig 2-3 Wochen am Stück sind, oder stundenweise jede Woche, ist frei.

Zum anderen würde gerade die zweite Variante den Vorteil mit sich bringen, dass die persönliche Entwicklung zu einem konstanten Bestandteil der Arbeit wird. Die Folge ist klar: Wird das Verhaltensziel erreicht, wird automatisch auch das Ergebnisziel erreicht, da der Gegenwert mindestens bei zwei Fortbildungen steht. Vermutlich sogar viel mehr.

Verhaltensziele können bei der Entwicklung helfen

Das gleiche funktioniert auch auf persönlicher Ebene. Das Ziel, Sport zum Bestandteil des eigenen Lebens zu machen, kann ich jede Woche erreichen und damit Erfolg haben. Das Verlieren von 5 oder 10 kg Gewicht ist praktisch automatisch eine Folge davon – nicht aber das eigentliche Ziel, das dann Frust auslöst, wenn es verfehlt wird. Oder schlimmer, erreicht wird 😉

Bildquelle: Rainer Sturm  / pixelio.de

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