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Als ich vor zwei Wochen bloggte, war Corona eigentlich noch kein Thema. In dieser Zeit hat sich aber viel verändert. Schulen und Kitas sind geschlossen, Restaurants und die meisten Geschäfte ebenso. Es herrschen Ausgangsbeschränkungen und zehntausende Menschen sind mit dem Virus infiziert.

Unternehmen erleben in der Coronakrise einen Stresstest…

Viele Unternehmen haben nun große Probleme. Lieferketten brechen zusammen, vielen wird die Ausübung ihres Betriebs untersagt. Die Folgen sind Kurzarbeit und Geschäftsaufgaben. Die Zahl der Firmen, die Kurzarbeit angemeldet haben, ist auf einem Rekordhoch – und das in den letzten Wochen alleine. Der notwendige Shutdown des öffentlichen Lebens geht noch mindestens bis in die dritte Aprilwoche.

Natürlich sind nicht alle gleichermaßen betroffen. Manche Geschäftsmodelle funktionieren auch in dieser Krise. Home Office ist das Mittel der Wahl für solche Betriebe, in denen es möglich ist.

…und zwar der Kultur, nicht nur ihrer Finanzen

Home Office galt bis vor wenigen Tagen eher als Randerscheinung einiger sehr hipper Unternehmen. Gründe gibt es dafür viele: Mangelnde Infrastruktur in Deutschland generell, Datenschutz, Arbeitsorganisation, Zeiterfassung…

Jetzt, wo es dank Corona keine andere Wahl gibt, zeigt sich, dass vieles machbar ist, was vorher als unmöglich galt. Das ist einer von wenigen Lichtblicken in dieser Zeit.

Neben allen technischen und organisatorischen Herausforderungen ist die Nutzung von Home Office aber noch etwas: Ein Schnelltest für die Unternehmenskultur. Denn damit es funktionieren kann, reicht ein Notebook mit VPN Zugriff nicht aus. Es braucht neues Denken.

Jede Krise ist eine Chance – auch Corona

Dieses neue Denken zeigt sich nun. Denn viele Führungskräfte sind nun gezwungen, Präsenz zu Gunsten von Zielerreichung zu beobachten. Sie müssen darauf vertrauen, dass ihr Team eigene Mittel und Wege zur Selbstorganisation findet. Kommunikation, und in ihr viel Klarheit und Offenheit, zeigt nun einen besonderen Wert. Nicht, dass das vorher unwichtig war – aber jetzt ist es unabdingbare Voraussetzung für ein erfolgreiches Miteinander.

Ich habe ja schon mehrfach über meinen Weg zur Veränderung meiner Unternehmenskultur geschrieben. In der Coronakrise zeigt sich nun, dass wir unter den Bedingungen schon weiter sind, als ich je zu hoffen gewagt hatte.

Mein Team kann stolz auf sich sein!

Meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind seit knapp zwei Wochen fast alle im Home Office. Im Büro sind nur noch wenige Menschen. An Corona erkrankt ist niemand. Wir vermissen uns, das zeigen unsere virtuellen Meetings. Der persönliche Austausch leidet unter der Entfernung. Und manchen wird klar, dass volles remote Arbeiten vielleicht doch nicht so erstrebenswert ist, wie es mal erschien.

Was mich aber beeindruckt ist, wie das Team diese Herausforderung annimmt. Es wird viel kommuniziert und meine Führungskräfte machen einen tollen Job, alles, was vorher persönlich passierte, virtuell nachzubilden, wo immer es geht. Unser Praktikant hat auf eigene Initiative einen Call aufgemacht, in dem wir uns über unsere aktuelle Gefühlslage und das, was wir bislang gelernt haben, austauschen konnten. Der Support arbeitet praktisch unbeeindruckt weiter, die Entwickler erreichen ihre Ziele. Und das, obwohl viele von uns nun auch ihre Kinder zu Hause haben, was eine eigene Herausforderung in sich ist.

Die Herausforderung für Führungskräfte: Vertrauen und Führung zeigen

Für mich ist die Herausforderung, viel Vertrauensvorschuss zu gewähren. Ich habe kaum schnelle Möglichkeit, mir den aktuellen Projektstand geben zu lassen. Ich kann nicht beobachten, wie das Team interagiert.

Gleichzeitig ist es meine Aufgabe, besonders viel Führung zu zeigen. Das betrifft insbesondere den Fokus. Mein Team fokussiert sich darauf, die aktuelle Arbeit zu schaffen. Ich dagegen habe die Aufgabe, klar zu machen, was der Ausblick ist. Wie es weitergeht. Dass ich auf die Zukunft schaue. Damit kann ich meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mentale Last nehmen, denn diese leisten schon viel. Unter den aktuellen Voraussetzungen, mit ein oder mehreren Kindern, Partnerinnen und Partnern, die Arbeit und das eigene Leben im Griff zu halten ist Herausforderung genug. Sie sollen sich nicht auch noch Gedanken um das „Danach“ machen. Das ist Aufgabe von Führung.

Und manchmal helfen die kleinen Dinge

Abgesehen davon können auch kleine Dinge einiges bewirken. Ich brachte vor einigen Tagen Eis in die Firma, für die wenigen dort Anwesenden. Eine Mitarbeiterin war traurig, dass sie daran nicht teilhaben konnte. Also habe ich eine Kühltasche gepackt, Eis gekauft, und nach und nach jede(n) im Home Office ebenfalls mit Eis versorgt. Natürlich unter Wahrung des Abstandes. Es ist „nur“ Eis. Aber es ist vor allem Ausdruck meines Danks und meiner Wertschätzung. Diese ist nämlich auch gerade ein besonders wichtiges Führungsinstrument.

Die Krise ist das, was sie ist. Die größte Herausforderung für das Land, die die meisten von uns je erlebt haben. Deshalb finde ich es wichtig, alle Lichtblicke im Dunkel wahrzunehmen und sich daran zu erfreuen. So hart diese Zeit für Unternehmen ist, so helfen gute Ideen und die Chance, neues auszuprobieren, dabei, sie zu bewältigen. Und vielleicht ist sie auch Anlass für manche Unternehmen, das Thema Unternehmenskultur nochmal intensiver zu beleuchten. Die Coronakrise ist eine Herausforderung und eine Chance. Bleibt gesund!

Übrigens hoffe ich auch, dass auch in anderen Bereichen neue Lösungen gefunden werden. Nach so langer Kitaschließzeit wären „normale“ Sommerferien für viele Eltern eine wahnsinnige Herausforderung. Ich hoffe, dass die Verantwortlichen sich trauen, aus der gewohnten Bahn auszubrechen.

Bildquelle: Rainer Sturm / pixelio.de

Wir alle kennen sie. Die Mitarbeiter, die gefühlt schon immer da waren, die Synonym für das Unternehmen sind. Die eigentlich eine Inventarnummer brauchen. Was wir dabei oft vergessen ist, dass auch diese Menschen das Recht darauf haben, mal etwas neues kennenzulernen. Oder dass sie krank werden können. Wie gehst Du also damit um, wenn das passiert?

Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne

Es klingt theatralischer, als ich es meine. Veränderung beginnt immer im Kopf. Das bedeutet, dass es entscheidend ist, wie Du als Nachfolger und Unternehmer damit umgehst. Du kannst natürlich bei Krankheit oder Eingang einer Kündigung verzweifeln. Oder Du nimmst es als Chance für Veränderung wahr. Denn alles, was sich lange einschleift, wird selten hinterfragt. Da Du das jetzt eh tun muss, ist es Deine Chance, hier wieder StartUp-Charakter einfließen zu lassen.

Der erste Schritt, der mir immer geholfen hat, war es, mit meinem Team zu sprechen. Die eigene Erwartung wird dabei oft überrascht. Oftmals sieht Dein Team nämlich auch Chancen – für die eigene Entwicklung, für Änderungen, für Verbesserungen…und ist gewillt, sich daran zu beteiligen.

Mit Deiner eigenen Energie und der der anderen kannst Du dann beginnen, die Position und Aufgaben der/des Ausscheidenden oder Erkrankten zu analysieren.

Alles hinterfragen, ganz besonders die Dinge, die immer so waren

Deine Analyse sollte dabei schonungslos sein. Im ersten Schritt kannst Du sicherlich am einfachsten hierarchische Rollen ausmachen, die nun offen stehen. Gibt es Zuständigkeiten oder Vorgesetztenverhältnisse neu zu bewerten? Muss Reporting angepasst werden? Wie lange ist der Ausfall und was kannst oder musst Du wissen, um es alles erfolgreich zu verteilen?

Der zweite Schritt ist komplexer und erfordert vermutlich viele Gespräche. Denn es gibt nur wenige Unternehmen, in denen alle Prozesse, Rollen und Zuständigkeiten perfekt dokumentiert sind. Meist ist das Gegenteil der Fall. Es gilt also herauszufinden, wo der/die Mitarbeiter/in zum Unternehmenserfolg beigetragen hat.

Diese Fragestellung habe ich bewusst gewählt, denn damit filterst Du auch gleichzeitig all das heraus, was verworfen werden kann. Alte Zöpfe können abgeschnitten werden. Auch in diesem Bereich musst Du entscheiden, was wie an wen verteilt wird.

Im dritten Schritt kannst Du dann einen Blick nach vorn werfen. Wenn der aktuelle Betrieb sichergestellt ist, und die Zuständigkeiten geklärt, welche Veränderungschance ergibt sich gerade? Du hast bestimmt Ideen, Dein Team aber auch. Tragt sie zusammen und nutzt diese Energie, Dein Business weiter zu entwickeln.

Und was ist mit Dir?

Du solltest Dich nie zu wichtig nehmen. Ganz im Gegenteil, ich behaupte, dass derjenige Unternehmer der erfolgreichste ist, der sich selbst komplett obsolet macht.

Allerdings ist das oftmals (noch) nicht der Fall. Gerade in kleineren Unternehmen hast Du selbst operative Aufgaben, und in aller Regel bist Du auch der Geschäftsführer. Im operativen Bereich gilt im Prinzip das gleiche, wie oben bereits beschrieben. Allerdings gibt es doch einiges zu beachten, wenn es um die Geschäftsführung geht.

Mach Dir also bewusst, auch Du kannst ausfallen. Ein mir bekanntes Unternehmen verlor vor einiger Zeit seinen Gründer – er kam einfach nicht mehr aus dem Urlaub zurück, weil er dort überraschend verstarb. Das hat schon viele Firmen in große Schwierigkeiten gebracht. Deshalb triff Vorsorge. Hier meine wichtigsten Tipps:

  • Sprich über diesen Fall. Dein Team hat dann nicht mehr Dich, der ihre konstruktive Energie lenkt, also kannst Du das nur vorher tun. Am besten, indem Du die folgenden Punkte beherzigt hast
  • Erteile mindestens einem Menschen (Einzel-)Prokura. So ist sichergestellt, dass rein juristisch alle operativ kurzfristig relevanten Entscheidungen auch verbindlich getroffen werden können
  • Habe Dein Erbe klar geregelt. Im besten Fall bekommt ein einziger Mensch all Deine Unternehmensanteile und kann so, als neuer Gesellschafter, einen neuen GF berufen
  • Dokumentiere die wichtigsten Dinge, die zu wissen sind. Das IHK Notfallhandbuch ist ein sehr guter Leitfaden. Du kannst es ggf. noch um eine Liquiditätsrechnung und -prognose ergänzen, das hilft der Person, die Deine Aufgaben übernimmt
  • Last, but not least: Arbeite aktiv darauf hin, selbst unnötig zu sein. Auch in einem kleinen Betrieb sollte Dir dieses Ziel immer vorschweben, denn nur wenn Du es in die Hand nimmst, kannst Du es erreichen

Vorsorge ist immer besser als Nachsorge

Wie Du dem oben beschriebenen entnehmen kannst, ist es immer gut, einen Plan zu haben. Für Dich selbst sowieso. Aber auch für Mitarbeiter in Schlüsselpositionen. Denn eines muss immer klar sein: Das Unternehmen darf niemals von einer einzigen Person abhängig sein. Nicht mal von Dir selbst.