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In einer Welt des permanenten Wandels ist die Fähigkeit zur Anpassung und Selbstreflexion für Führungskräfte nicht nur wünschenswert, sondern unabdingbar. Doch wie gelingt der Übergang von einer spezialisierten Fachkraft zu einer Führungsposition, die sowohl technische als auch unternehmerische Visionen vereint?

Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, haben wir ein außergewöhnliches Gespräch geführt: ein Interview, das nicht in herkömmlicher Weise entstanden ist. Zwei renommierte Unternehmer und Executives, Philipp Deutscher und Jan Hossfeld, teilen ihre Einsichten und Erfahrungen in einem Interview, das von einer Künstlichen Intelligenz moderiert wurde. 

Den ersten Teil des Interviews findest Du unter diesem Link.
The English version can be found here.
Der heutige Teil beschäftigt sich mit den Themen Leadership, Management und Kultur. Dieser Beitrag ist Teil einer 5-teiligen Reihe, die Einblicke in die Entwicklung von Führungskompetenzen, die Bedeutung von Selbstverständnis und die Herausforderungen moderner Leadership-Rollen bietet.

Themenbereich Klassische Leadership Skills

  1. Welche klassischen Leadership-Fähigkeiten halten Sie für unverzichtbar für einen Executive?

Philipp Deutscher: „Kommunikationsfähigkeit, Entscheidungsfähigkeit und Empathie sind essentiell für jede C-Level Rolle. Auch und gerade besonders für einen CTO.“

Jan Hossfeld: „Reflexion! Es gibt eigentlich nichts wichtigeres. Und am besten kombiniert man die mit Neugier und Spaß am Lernen. Dazu gehört auch eine gute Fehlerkultur mit sich selbst, denn Fehler werden passieren. Ohne diese Skills kann man vielleicht ein Manager sein, aber kein Leader.“

  1. Wie haben Sie diese Fähigkeiten in Ihrer eigenen Karriere entwickelt und angewendet?

Philipp Deutscher: „Anfänglich hauptsächlich durch Learning by Doing. Das Verständnis für diese Fähigkeiten und deren Bedeutung hat sich erst im Laufe der Zeit entwickelt. Am Anfang stand der Wille Verantwortung zu übernehmen. Allerdings ohne die richtigen Werkzeuge dafür zu haben. Man hat sich anhand der erfüllten oder nicht erfüllten Erwartungen entlang gehangelt und daraus gelernt. Erfahrungen führen zu Erkenntnis. Und Erkenntnis ist die Grundlage für Verständnis. Später wurde diese Entwicklung dann strukturierter und zielgerichteter. Wenn ich meine Leadership Fähigkeiten und Entscheidungen von vor 10 Jahren mit heutigem Wissen und Verständnis beurteilen würde, müsste ich jedes Mal die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Dabei gehört das zur Entwicklung mit dazu.“

Jan Hossfeld: „Lernen durch Schmerzen ist sicher ein Thema. Ich habe jede Menge Fehler gemacht. Mit der Zeit habe ich gelernt, dabei gnädiger mit mir selbst zu sein. Dabei half mir ein jahrelanges, heute noch laufendes, Mentoring. Ein guter Mentor ist emotional nicht involviert und kann daher helfen, die Sache von der Emotion zu trennen. Danach kann man die Emotion akzeptieren lernen, und die Sache verbessern. Was mir auch extrem wichtig ist, für mich selbst und meine zweite Führungsebene, ist die Fortbildung. Ich besuche so viele Vorträge, Trainings und Coachings wie es nur geht. Natürlich wiederholen sich manche Dinge – aber wenn ich offen bleibe, werde ich bei jedem Event etwas wertvolles mitnehmen. Und damit das nicht verloren geht, ist das Journaling nützlich, denn wenn ich Dinge schriftlich verarbeite und das nochmal reflektiere, bleibt es in meinem Gedächtnis.“

Themenbereich Leadership vs. Management

  1. Wie unterscheiden Sie zwischen Leadership und Management in der Rolle eines CTO?

Philipp Deutscher: „Ich manage Projekte und führe Teams und Individuen. Wobei das schlecht formuliert ist, denn eigentlich bedeutet Leadership nach meinem Verständnis nicht ‚ich führe‘, sondern ‚ich gebe eine Richtung vor‘. Es geht um Richtung, um Empathie und um indirekte Einflussnahme. Management auf der anderen Seite hat viel mit Planung und Organisation zu tun. Mit Kontrolle und Problembehandlung. Beides ist notwendig in der Rolle eines CTOs.“
Jan Hossfeld: „Leadership habe ich ja schon beschrieben. Besonders wichtig dabei ist es, dass ein guter Leader sich dadurch auszeichnet, dass die Menschen bei ihm wachsen können, in Breite, Tiefe und Höhe (das meine ich natürlich nicht physisch). Managementkompetenz ist dennoch erforderlich. Zahlen, Daten, Fakten und Prozesse sind hilfreich, solange man darauf achtet, dass sie nicht zum Selbstzweck werden. Auch hier ist Reflexion ein Schlüsselskill: Wenn man die monatsweise erhobenen Zahlen nie angesehen, sondern nur abgelegt hat, sind sie vielleicht nicht wichtig.“

  1. Können Sie ein Beispiel geben, wo Sie als Executive mehr Leader als Manager waren?

Philipp Deutscher: „Eigentlich jedesmal wenn man sich auf die menschlichen Aspekte der Führung konzentriert. wie das Inspirieren und Motivieren von Mitarbeitern und das Setzen einer strategischen Richtung. Management befasst sich mit den organisatorischen und prozessorientierten Aspekten, wie Planung, Budgetierung und Kontrolle. Beide Rollen sind für den Erfolg einer Organisation entscheidend, und die besten Führungskräfte verfügen über Fähigkeiten sowohl im Bereich Leadership als auch im Management und verstehen sehr gut, wann sie welche einzusetzen haben.“

Jan Hossfeld: „Ich versuche es immer im Recruiting zu sein. Wir haben erstaunlich viele ‚kaputte‘ Lebensläufe, teilweise ganz ohne formellen Abschluss, im Team. Und dass diese Menschen heute wertvolle Fach- und Führungskräfte sind, beginnt im Recruiting. Ich habe also mit der Zeit definiert, was meine Werte genau sind. Auf diese achte ich in den Menschen, die vor mir sitzen. Aber: Wir stehen alle auf den Schultern von Riesen, dank vieler guter Ratgeber und Vorträge habe ich auch da Werkzeuge entliehen. Ich versuche zum Beispiel, dank eines Tipps von Heiko Banaszak, immer genau hinzuhören, wie jemand die Brüche im Lebenslauf beschreibt – sind es die Umstände, die anderen gewesen? Oder war es eigene Entscheidung? Das ist eines von vielen Kennzeichen für jemanden, der oder die bereit ist, Verantwortung zu übernehmen.“

Themenbereich Kultur als Gamechanger

  1. Inwiefern beeinflusst die Unternehmenskultur die Effektivität eines Executive?

Philipp Deutscher: „Die Unternehmenskultur beeinflusst die Effektivität jeder Führungskraft. Von Team Lead bis hin zum CEO. Es ist die Gesamtheit der gemeinsamen Werte, Normen und Praktiken und damit ein maßgeblicher Treiber von Effizienz und Effektivität.“

Jan Hossfeld: „Die Unternehmenskultur beeinflusst schlichtweg alles! Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass die Kultur eines Unternehmens darin besteht, was wie getan wird, nicht daraus, was irgendwo geschrieben steht. Das ist eine meiner Lektionen der letzten Jahre. Das ist übrigens kein Argument gegen die Definition einer gewünschten Kultur. Aber eine Warnung davor zu glauben, dass die Definition alleine reicht. Es ist wichtig, die gewünschte Kultur jeden Tag vorzuleben. Erst dann finden darin Menschen die Möglichkeit, sich selbst einzubringen.“

  1. Wie gehen Sie vor, um eine Kultur zu schaffen, die Innovation und Exzellenz fördert?

Philipp Deutscher: „Will ich die Kultur verändern, muss ich Verhalten im Unternehmen ändern. Will ich das Verhalten ändern, muss ich Metriken und Kennzahlen einführen, die gewünschtes Verhalten beeinflussen und mittelfristig zu einer Verhaltens- und Kulturänderung führen. Umgekehrt gilt natürlich auch ‚You don’t improve what you don’t measure‘.“

Jan Hossfeld: „Mein Weg war augenscheinlich simpel. Ich habe mir mal die 5-7 wichtigsten Werte notiert, die ich so habe und für mein Unternehmen für wichtig halte. Das hat 5 Minuten gedauert. Danach dauerte es allerdings noch 12 Monate, genau zu definieren, was ich damit meine, wie es sich im Alltag anfühlen soll. Das ist die eigentliche Arbeit. Die wichtigste Erkenntnis: Nur weil es in Deinem Kopf logisch und klar ist, heißt das nicht, dass es das für andere auch ist.“

 


Der nächste Teil des Gesprächs erscheint in einer Woche bei Philipp Deutscher. Darin beschäftigen wir uns mit den Themen Kommunikation und Mindset im Wandel zur Führungskraft.

 

Ungefähr heute vor 10 Jahren wurde ich Interessent der Wirtschaftsjunioren Saarland. Und nach der Aufnahme auch Mitglied bei den Wirtschaftsjunioren Deutschland und bei JCI. Der Wortbestandteil “junior” legt es nahe, diese Zeit hat ein Ende. Seit Januar 2022 bin ich nun offiziell Alteisen und Mitglied der Ehemaligen Wirtschaftsjunioren Saarland. Mit etwas Abstand zu dieser Zäsur ist es nun Zeit, einen Rückblick zu wagen.

Fast wäre ich nie bei WJ gelandet

Eigentlich wurde ich schon ein volles Jahr vor dem Eintritt darauf angesprochen. Mein Berater in der IHK empfahl mir, beim damaligen Geschäftsführer, Mathias Hafner, vorbeizusehen. Damals sagte ich mir noch “dafür habe ich keine Zeit”. Es war mitten in der heißen Phase der Unternehmensübernahme, ich hatte gefühlt 1000 Baustellen und viel zu wenig Wissen. Heute weiß ich, dass ich dieses Jahr auch hätte mitnehmen sollen. Immerhin, nur rund zwölf Monate später war es soweit.

Als Neumitglied habe ich mich in den Bewerberchecks und bei der Ausbildungsplatzmesse engagiert. Beides wurden meine absoluten Herzensprojekte auf lokaler Ebene. Aber auch der Austausch mit der saarländischen Politik beim Know-How-Transfer mit dem Landtag oder die Zuarbeit für den damaligen Vorstand bei politischen Themen war spannend. Das lokale Engagement war immer befriedigend. Man konnte direkt sehen, wenn man Wirkung hatte. Wenn ein junger Mensch einige Monate nach einem Bewerbercheck eine Dankesmail schrieb, weil er dank der Tipps seinen Ausbildungsplatz bekommen hat. Oder wenn die Ministerin einen immer noch freundlich grüßt, weil man zwei Tage gemeinsam verbracht hat.

Es folgten schnell lokale, regionale und überregionale Akademien. Gut in Erinnerung blieben mir die erste Südwest-Akademie in Göppingen (der noch viele weitere folgten). Aber auch die Teamführungsakademie in St. Martin und die Ausbildung zum WJ Trainer. Jede für sich war extrem wertvoll – und nicht zuletzt auch preiswert. Den Gegenwert außerhalb des Vereins hätte ich nur für viel mehr Geld bekommen.

Konferenzen sind inspirierend

Neben der eigenen Landeskonferenz ging es dann auch zu anderen Landeskonferenzen und zur Bundeskonferenz. Später dann nach Europa und in die Welt. Jede dieser Veranstaltungen hatte etwas eigenes – aber eines hatten sie gemeinsam: Ein tolles Netzwerk und viel Inspiration. Es gab keine Konferenz, von der ich nicht mit neuen Ideen zurückkam. Insbesondere die internationalen hatten starken kulturellen Impact. Es beflügelt die eigenen Gedanken, wenn man mit komplett anderen Mentalitäten konfrontiert ist.

Aber man kann sich auch eigene Träume erfüllen. In Köln, als Teil einer Delegation, das Trainingszentrum der ESA besuchen – das war für einen “Space-Nerd” wie mich das gesamte Ticket schon wert. In Tallinn sehen, wie Digitalisierung richtig gemacht wird, oder in Augsburg die Puppenkiste sehen. Alles Themen, die mich brennend interessieren.

Gremienarbeit ist nicht immer schön – aber sehr lehrreich

Die letzten drei aktiven Jahre habe ich im Bundesvorstand verbracht. Zuerst als Landesvorsitzender des Saarlandes, dann im Ressort Europa und die Welt. Was ich dort lernen durfte, hat noch einmal meine Vorstellungskraft bei weitem übertroffen. Diplomatie als Vertreter des nationalen Boards bei einem Meeting mit dem japanischen Board. Die Fallstricke und Herausforderungen guter Antragsarbeit. Die Feinheiten von Satzungen. Ich kann von Glück sprechen, dass ich mindestens auf letzteres gut vorbereitet wurde. Danke, Sandra!

Aber auch die Kooperationen in dieser Rolle waren lehrreich. Mit Jaycees aus mehreren Ländern die europäischen Leitlinien für die kommenden Jahre mitzuentwickeln. Mit der Nationalpräsidentin und den Senatoren Projekte zu mentaler Gesundheit voranzutreiben. In kürzester Zeit Veranstaltungen für Gäste aus ganz Europa konzipieren… die Liste lässt sich endlos fortsetzen.

Warum Du Dir überlegen solltest, einzutreten

Mit diesen 10 Jahren Erfahrung fallen mir hunderte Gründe ein, warum ich dieses Netzwerk gerne empfehle. Ich versuche aber, meine persönlichen Top 5 zu benennen.

  1. Persönliches Wachstum
    Was erst seit kurzem offizielles Ziel von JCI ist, war für mich immer präsent. Die Mitgliedschaft dient vor allem dem Ziel, sich selbst zu entwickeln. Neue Skills erlernen und ausprobieren, von erfahreneren Menschen etwas lernen, eigene Grenzen überwinden. Das alles kann man, in einem geschützten Rahmen. Ich kann mir für junge (angehende) Führungskräfte nichts wichtigeres vorstellen. Dazu gibt es “on top” ein exzellentes Trainingsprogramm zu Spottpreisen. Wer also wachsen möchte, kann es.
  2. Netzwerk
    Kontakte schaden demjenigen, der sie nicht hat“. Das Zitat ist zeitlos. Bei WJ und JCI baut man in kurzer Zeit ein immenses Netzwerk auf, das Grenzen überschreitet. Wer Fragen hat oder Hilfe braucht, findet hier immer ein offenes Ohr. Ein Beispiel: Als ich auf der Suche nach einem Datenschützer war, habe ich eine Mail geschrieben. Mich erreichten innerhalb der ersten fünf Minuten acht Antworten. Zehn Minuten später hatte ich einen Datenschützer. Mit diesem arbeite ich heute noch zusammen und schätze ihn sehr.
  3. Freundschaften
    Neben allen persönlichen und Businesszielen kommt der Spaß nicht zu kurz. Man findet Freunde, manchmal auch sehr gute Freunde. Und das verbindende Element macht auch die Pflege dieser Freundschaften leicht. Viele Menschen, die ich heute als wichtig in meinem Leben bezeichne, kenne ich von den Wirtschaftsjunioren. Einer hat es sogar geschafft, dass ich mit dem Kochen angefangen habe 😉
  4. Skills für das Leben außerhalb
    Man muss Gremienarbeit, Anträge, Satzungen und Co nicht mögen. Die wenigsten haben daran immer Freude. Aber das Engagement in einem Landes- oder Bundesvorstand bringt sehr viel Erfahrung in diesen Dingen. Und sie sind überall präsent, wenn man mal dafür sensibilisiert wurde. Elternbeirat, politische Partei, andere Vereine, Gremien gibt es überall. Die Erfahrung aus diesem geschützten Raum ermöglicht Engagement an weiteren Stellen.
  5. Kulturelle Bereicherung
    Selbst, wenn es kein neuer Geschäftskontakt wird, oder Dich absout direkt voranbringt: Das Kennenlernen und Erleben anderer Kulturen bereichert Dich. Es stellt Dein bisheriges Denken in Frage. Daraus entstehen neue Ideen, für Dich und Deinen Beruf. Es gibt Dir Kontakte in alle Welt, die Du nutzen kannst, wenn Du unterwegs bist. Das ist ein wichtiger Aspekt, gerade in Zeiten, wo Teile der Welt sich von anderen entfernen.

Probier es aus!

Kurz gesagt: Mein bester Tipp an (angehende) Führungskräfte. Schnuppert rein! Werdet in Eurer Region Interessent. Nichts, was ich in den letzten 10 Jahren getan habe, hat mehr zu meinem Wachstum beigetragen. Mein Dank gilt allen Weggefährtinnen und Weggefährten aus dieser Zeit. Sie sind viel zu zahlreich, um hier alle aufzuzählen. Ich freue mich auf viele weitere Erlebnisse als “Rentner”.

Übrigens, vermutlich hätte ich ohne WJ nie mit Podcasten oder Bloggen begonnen.

Kontakte knüpfen und pflegen, Neudeutsch „Networking“, ist wohl einer der wichtigsten Skills für Nachfolger und Unternehmer. Das fällt manchen Menschen leichter und anderen schwerer.

Das heißt aber nicht, dass Du es vernachlässigen kannst oder solltest. Sei Dir dessen auch bewusst, Du kannst diese Aufgabe kaum delegieren. In einzelnen Bereichen, zum Beispiel Partnerschaften zu speziellen Themen, kannst Du Dein Team einbeziehen. In den allermeisten ist es Deine Aufgabe, und zwar unabhängig davon, ob es Dir leicht fällt, oder nicht.

Es gibt Naturtalente

Du kennst sicher das Phänomen: Es gibt Menschen, die mitten in einen Raum gehen, und absolut präsent sind. Es wirkt fast so, als seien sie dann der Mittelpunkt des „Sonnensystems“, und alle anderen kreisen nur um sie. Diese Menschen sind dann auch für alle ansprechbar und knüpfen scheinbar mühelos Kontakt, selbst in komplett neuen Umfeldern. Ich gebe es zu, ich bin manchmal neidisch auf diesen Skill.

Leider ist er nicht bei jedem von uns vorhanden, bei mir auch nicht. Ich bekomme öfter das Feedback, dass ich „falsch“ rüber komme von Menschen, die mich kennen. Obwohl ich seit dem ersten Mal, dass ich das hörte, genauer darauf achte, scheint es mir immer noch nicht konstant zu gelingen, einen guten Ersteindruck zu hinterlassen. Das ist schade. Und an manchen Tagen sehr frustrierend. Speziell, wenn ich dann an diese „Naturtalente“ denke.

Networking kann jeder

Frust darf nicht Dein Grund sein, kein Networking zu betreiben. Zum einen, sei beruhigt, es wird mit der Zeit besser und einfacher. Zum anderen gibt es durchaus die ein oder andere Hilfestellung, die es Dir erleichtern kann.

Mein erster Ratschlag ist es, gerade mit diesen talentierten Networkern in Kontakt zu treten. Du wirst darunter auch solche finden, mit denen Du „kompatibel“ bist. Und ab diesem Punkt geht es für Dich viel leichter – statt selbst den ersten Schritt, vielleicht etwas unbeholfen, zu machen, kannst Du Deinen Kontakt bitten, Dich vorzustellen. Das erleichtert Dir den Einstieg ins Gespräch und verleiht Dir zudem noch einmal besondere „credibility“. Damit diese Zusammenarbeit funktioniert, ist es Deine Obligation, insbesondere diesen Kontakt pfleglich zu behandeln. Sei zuverlässig, klar und unterstützend, wann immer Du kannst. Sei ein Gewinn für Deinen Primärkontakt, und dann wird er oder sie auch ein Gewinn für Dich sein.

Mein zweiter Tipp: Setz Dich diesen Situationen aus, indem Du in Netzwerke eintrittst. Es gibt für Dich als Nachfolger und Unternehmer viele spannende Netzwerke, in denen Du vielleicht schon aktiv bist, oder in denen du aktiv werden kannst. Parteien, Vereine, Wirtschaftsverbände, und viele andere mehr. Mich hat es, als Mensch und im Hinblick auf Networking, wahnsinnig voran gebracht, bei den Wirtschaftsjunioren aktiv zu sein. Bei gemeinsamen Projekten Kontakte knüpfen ist eben einfacher, als einfach so auf einer Veranstaltung.

Die richtige Zielsetzung bringt Erfolg

Mein letzter Ratschlag, ist das richtige Mindset, die richtige Erwartungshaltung zu entwickeln. Ganz am Anfang war ich auf den Zweck fokussiert, also schlicht Geschäfte zu machen. So funktioniert es aber nicht.

Networking heißt 'geben'. Share on X

Versuche aktiv darüber nachzudenken, was Du Deinem Gegenüber an Mehrwert bringen kannst. Durch Kontakte, durch Rat und Tat, durch direkte Hilfe. Es gibt etwas, und das solltest Du dann auch einfach schenken. Ohne Erwartung einer konkreten Gegenleistung. So funktioniert gutes Networking, denn das, was Du gibst, kommt meiner Erfahrung nach immer zurück.

Vor einigen Monaten laß ich einen Beitrag von Matei Gavril auf Entrepreneur.com. Leider ist der Artikel dort nicht mehr verfügbar, als PDF kannst Du ihn aber noch nachlesen (Copyright Entrepreneur.com und Matei Gavril). Es ging darum, dass sich Unternehmer fünf Fähigkeiten und Eigenschaften bei anderen Berufsgruppen abschauen sollten. Darüber habe ich eine Weile nachgedacht. Ich habe mir überlegt, wie meine Erfahrung als Nachfolger speziell mit diesen fünf Bereichen ist. Das Ergebnis sind die fünf Fähigkeiten, die Du als Nachfolger und Unternehmer lernen solltest. Mit einigen vielleicht ungewöhnlichen Tipps.

Risiken

Die Fähigkeit, Risiken einzugehen, ist für Dich unerlässlich. Von der kleinen Investition bis hin zur gesamten Firmenstrategie, Risiken sind Teil Deines Jobs. Gavril empfiehlt, sich hierbei an Chirurgen zu orientieren, weil sie jede emotionale Bindung an den Patienten beiseite schieben können. Nur so seien sie in der Lage, ihre Arbeit erfolgreich zu machen und dabei auch riskante Entscheidungen zum Wohl des Patienten zu treffen.

Im Großen und Ganzen bin ich da bei Gavril. Es ist wichtig, sich nicht von Emotionen leiten zu lassen. Dabei kommt es jedoch auf den Kontext an. Wenn es um Dein Team und Eure Werte geht, verbietet sich eine rationale Betrachtung. Sie wäre sogar massiv kontraproduktiv! Ein Nachfolger, der keine emotionale Bindung an das, was sein Unternehmen ausmacht, hat? Für mich undenkbar.

Es ist in Ordnung, wenn Du Emotionen verspürst. Auch Angst. Du solltest damit aber umgehen können. Die rationale Betrachtung von Herausforderungen, zum Beispiel bei einem Rechtsstreit, hilft Dir dabei. Für mich heißt mit Risiken umgehen zu lernen, dass Du so gut es geht kalkulierst und dann Deinem Bauch und Deinem Team vertrauen solltest.

Ein Beispiel aus meiner jüngeren Vergangenheit fällt mir dazu ein: Wir hatten mal eine Auseinandersetzung mit einem Kunden. Es ging dabei um den Inhalt eines Auftrages und ob dieser erbracht sei oder nicht. Auf einer emotionalen Basis wäre ich in den Konflikt gegangen – ein Risiko.

Dank der guten Ratschläge meines Teams bin ich dieses Risiko nicht eingegangen. Wir haben gemeinsam kalkuliert, wie Auftragsvolumen und mögliche Konsequenzen wie Aufwände, Kosten und nicht quantifizierbare Folgen (insbesondere Ruf) in Relation stehen – und dann gemeinsam nach Bauchgefühl entschieden, den Konflikt nicht zu suchen. Wie sich im Nachhinein herausstellte, war es eine kluge Wahl, wenn auch eine schwere.

Mein wichtigster Tipp für Dich: Zwischen kalkuliertem Risiko und übertheoretisieren ist ein schmaler Grat. Vorsicht, auf welcher Seite Du landest!

Durchhaltvermögen

In einem Gespräch mit Heiko Banaszak beim Business Podcast Saarland betonte dieser die Bedeutung von Resilienz für den beruflichen Erfolg. Das ist bei Dir nicht anders.

Es ist einfach, den Steuermann zu geben, wenn die Sonne scheint und alles läuft. Allerdings ist das nicht immer so. Du wirst scheitern, mal kleiner, mal größer, und das fast täglich. Mir passiert das zum Beispiel bei Ausschreibungen, in die wir viel Energie und Herzblut investieren, die wir aber auch mal verlieren. Oder bei der Rekrutierung von neuen Teammitgliedern. Manchmal entscheidet sich der Bewerber nicht für Dich, obwohl Du das Gefühl hast, er oder sie sei perfekt.

Als Nachfolger und Unternehmer nimmst Du das alles mit heim. Und zwar nicht nur weil es Dein Job ist, sondern weil es richtig ist. Es ist Deine Aufgabe, mit den Schatten klar zu kommen, damit Dein Team unbelastet nach vorne schauen kann! Du musst es aushalten.

Ich bin ein schlechter Verlierer. Meiner Erfahrung nach hilft es aber, mit Gleichgesinnten und dem Partner/der Partnerin zu sprechen. Im Familienunternehmen kommt vielleicht noch jemand anderes in Frage, in meinem Fall z. B. meine Mutter.

Aber Vorsicht: Es geht nicht darum, bei diesen Leuten abzuladen. Die Verantwortung bleibt bei Dir und muss es auch. Was Du aber tun kannst, ist Dir einfach Deine Emotion von der Seele zu reden und mit der außenstehenden Perspektive einfach nur eine andere Sichtweise bekommen.

Das klingt nach nicht viel, macht aber meiner Erfahrung nach bei den allermeisten Problemen das entscheidende Stück aus – denn danach kann man die Herausforderung rational analysieren. Hinterfragt Euch zuerst, dann alles andere. Finde heraus, was schief gelaufen ist und mach es beim nächsten Mal besser.

Auch hier ein kleiner Tipp: Schreib Dir jeden Tag eine Sache auf, die toll war. Und jeden Tag eine Sache, die Du hättest besser machen können. Beides regelmäßig wieder anschauen nicht vergessen!

Verhandeln

In dem Artikel wird Verhandlung als Kernkompetenz angeführt. Das ist auch nicht falsch, jeder Nachfolger wird in Situationen kommen, in denen er verhandeln muss. Einkauf, Personal, Vertrieb, bei Aufträgen…

Es gibt dafür Kurse, die ich bislang nie besucht habe. Ich halte mich auch nicht für ein Naturtalent. Es geht mir wie vielen, dass ich die Vorstellung eines Basars unangenehm finde.

Ich habe deshalb für mich einen Weg entwickelt, mit dem ich bislang gut fahre:

  • Wenn ich keine Ahnung habe (was für gute Verhandlungen wichtig ist) eigne ich sie mir an – oder nehme die passenden Menschen mit. Mein Team hat mich hier immer unterstützt und ich erziele damit gute Ergebnisse
  • Ich versuche den Weg abzukürzen. Statt das Spiel von Angebot und Gegenangebot zu spielen, versuche ich direkt zum Ziel zu kommen, indem ich den Gegenüber als Partner begreife und ganz offen mit den jeweiligen Interessen umgehe. Das kann man auch sagen, gerade in Netzwerken
  • Wenn ich merke, dass der Verhandlungspartner sich nicht darauf einlässt, möchte ich nicht mehr mit ihm verhandeln. Deshalb habe ich mir vorher Gedanken über einen guten Outcome gemacht. Wird dieser verfehlt, gehe ich das Geschäft nicht ein. Dann sage ich das und verabschiede mich höflich. Man sieht sich immer zwei Mal im Leben

Mit diesen Mitteln vermeide ich das klassische Verhandeln so gut es geht und finde auch Menschen, denen es ähnlich geht. Das sind oft die besten Partner für Dich.

Problemlösung

Hier bin ich voll beim Autor des Artikels. Problemlösung ist eine wichtige Kompetenz. Wenn ich meinen Tag plane, funktioniert es praktisch nie, wenn ich mir mehr als 3 Dinge vornehme – weil das „Tagesgeschäft“ dazwischen kommt.

Was für Dein Team das Tagesgeschäft ist, ist für Dich als Nachfolger die Führungsaufgabe. Kleine und größere Problemchen kommen praktisch täglich auf Dich zu. Beschwerden von Kunden, Ausfälle im Team, nicht gezahlte Rechnungen, eine nervöse Bank, oder gar das Scheitern eines Projekts und vieles andere mehr.

Hier hilft das, was ich schon zum Thema Risiko sagte. Kurz Dampf ablassen, dann so emotionslos wie möglich an die Sachlage herantreten. Und unbedingt andere einbeziehen. Bitte pass auf, dass Du nicht den Druck der Entscheidung oder der daraus resultierenden Konsequenzen auf dem Team ablädst, sondern sie nur in die sachliche Analyse und die Lösungswege einbeziehst. Meiner Erfahrung nach bringt das tolle Ergebnisse. Je nach Unternehmensgröße natürlich nicht alle bzw. eine kleine Gruppe.

Die Nachfolge ist ein Spiel ohne Savegame, sozusagen der Iron Man Mode für die Spieler unter uns. Es macht aber auch großen Spaß, die großen und kleinen Problemchen jeden Tag zu lösen und die damit verbundene Abwechslung zu haben. Dazu musst Du aber auch akzeptieren, dass Du nicht immer richtig entscheidest. Dann gilt: Mund abwischen und weiter machen.

Was Dir und Deinem Team dabei helfen kann, ist auch die kleinen Erfolge zu feiern. Wir haben immer Sektgläser und Grill im Haus – und nutzen die auch oft spontan. Das hilft dabei, Druck heraus zu nehmen und sich die (kleinen) Erfolge bewusst zu machen.

Erklären

Die Fähigkeit, Dinge erklären zu können, ist für mich ein absoluter Kern guter Führung. Damit Du Menschen auf Deine Reise mitnehmen kannst, musst Du Ihnen viele Dinge erklären. Drei Fragen helfen mir immer dabei:

  1. Wo geht es hin,
  2. warum auf diesem Weg, und
  3. auf was müssen wir uns vorbereiten?

Diese drei Fragen passen für mich auf fast jede Situation, ob Du die Firmenstrategie der kommenden 20 Jahre erläuterst, oder die Idee für das nächste Projekt, spielt dabei eine untergeordnete Rolle.

Sich dessen bewusst zu machen, ist wichtig, denn meiner Erfahrung nach gibt es viele Führungskräfte, die sich eher so verhalten, dass sie „qua Amt“ vorgeben und nicht verpflichtet seien, zu erklären. Vielleicht funktioniert das auch eine zeitlang, aber um mit Deinem Nachfolge-StartUp die Welt zu verändern, wirst Du vermutlich anders handeln müssen.

Umgekehrt gilt das aber auch – sich Dinge erklären zu lassen ist auch eine Fähigkeit. Es ist an Dir als Nachfolger, die Menge an Detailgrad zu finden, die Dir bei der Entscheidungsfindung hilft und diesen auch aktiv einzufordern. Dein Team hat viel wertvolles Wissen, das Dir helfen kann. Lass es Dir also erklären, und zwar so lange, wie es nötig ist.

Eine Beobachtung, die nicht nur ich gemacht habe: Manchmal möchten Menschen nicht in einer Gruppe Fragen stellen. Ich habe mir angewöhnt, insbesondere bei großen Entscheidungen darauf hinzuweisen, dass meine Tür offen ist. Und das wird auch genutzt.

Das ist natürlich nicht alles…

Mit fünf Fähigkeiten alleine wirst Du vermutlich nicht auskommen. Allerdings sind diese fünf Kernkompetenzen, die für all Deine anderen Aufgaben und Ziele eine gute Grundlage bilden.

Welche Skills und Kenntnisse sind Deiner Ansicht nach besonders wichtig? Lass es meine Leser und mich wissen – in den Kommentaren, Social Media oder als E-Mail, Du findest alle Möglichkeiten auf diesem Blog.

Episoden

Führungskraft zu werden ist eine riesige Herausforderung. Selbst, wenn man schon vorher Erfahrung sammeln konnte, ist es als Nachfolger und Unternehmer noch einmal etwas anderes. Erst recht dann, wenn Du vielleicht plötzlich in diese Rolle kommst.

Auf dem Business Podcast Barcamp habe ich Bernd Geropp, dessen Podcast “Führung auf den Punkt gebracht” ich selbst fleißig höre, persönlich kennengelernt. Er hat spontan zugesagt, sich mit mir über das Thema “Plötzlich Führungskraft” zu unterhalten.

In dieser Episode sind zahlreiche wichtige Ratschläge sowie konkrete Tipps und Tricks für Dich. Mit seiner Expertise als Führungskräftecoach und Trainer gibt er Dir wertvolle Einsichten in Dein vielleicht herausforderndstes Aufgabenfeld. Damit bildet diese Episode den würdigen Auftakt einer ganzen Reihe spannender Gespräche im Jahr 2017.

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