Beiträge

Eines der schwersten und umfangreichsten Themen, die ich kenne, ist das Thema Führung. Als Nachfolger bist Du, unter Umständen sehr plötzlich in der Rolle, andere führen zu müssen. Ich habe selbst dabei eine ordentliche Ladung Fehler gemacht, viel darüber gelesen und lerne eigentlich immer wieder dazu. Einen kleinen Teil davon möchte ich Dir heute weitergeben.

Zuerst würde ich gerne mit zwei Mythen rund um das Thema Führung aufräumen, die mir immer wieder begegnen. Anschließend gebe ich der Versuchung nach, einige Dinge zu nennen, die man sinnvollerweise unterlassen sollte. Versuchung deshalb, weil es eigentlich besser ist, Positivbeispiele zu bringen – aber gerade im Bereich Führung gibt es einfach zu viele schöne Negativbeispiele, mit denen die meisten etwas anfangen können. Als Abschluss gibt es meine persönlichen Top drei Tipps zur Führung eines Teams als Nachfolger.

Mythen um das Thema Führung

Steigen wir mit zwei Mythen ins Thema ein. Der ein oder andere mag das vielleicht anders sehen, aber ich halte zwei der am häufigsten geäußerten Aussagen zu Führung für Mythen.

Die erste ist, dass es Führungsstile gibt. Jeder hat das bestimmt schon einmal gehört. Meist fallen dabei Begriffe wie „autoritärer Stil“, „kooperativer Stil“, und noch einige mehr.

Als Orientierung hat diese Einteilung einen gewissen Wert, anhand solcher klaren Archetypen kann man gut beschreiben. Verfeinert wird das Konzept dann oft noch um die situative Führung, d. h. dass je nach Situation einer dieser Archetypen passender ist, oder nicht.

Ich halte das inzwischen für einen Mythos. Ich glaube, Führungsstil, wenn es so etwas gibt, ist zum einen etwas zutiefst persönliches, und es lässt sich nicht anhand klarer Kriterien beschreiben. Zudem ist Führung auch eine Entwicklung. Insbesondere gute Führung, kann man erlernen und üben. Und da ist auch das zu finden, was eher meiner Überzeugung entspricht: Es gibt gute und schlechte Führung. Ich kann und will solche Aussagen wie „Die brauchen eben mal einen Anschiss, anders kapieren die es nicht!“ nicht akzeptieren. Ich denke, gute Führung funktioniert immer, schlechte Führung scheitert immer.

Gute Führung funktioniert immer, schlechte Führung scheitert immer. Klick um zu Tweeten

Was den persönlichen Stil angeht denke ich, dass man gar nicht erst versuchen sollte, ihn anhand von Kriterien, Einordnungen oder Situationen zu beurteilen – sondern lieber danach, ob er richtig und damit langfristig erfolgreich ist. Hier greift für mich klar das Konzept von ethical leadership.

Die unterschiedlichen Generationen – vielleicht gar nicht so unterschiedlich?

Der zweite Mythos ist das Thema Generation X, Y, Z und was alles noch kommen mag. Ich lese immer wieder, dass jede dieser Generationen eigene Bedürfnisse an Führung hat, und sie deshalb unterschiedlich geführt werden müssen oder sollen. Auch das kann ich aus meiner Erfahrung nicht bestätigen. Ich glaube, dass wenn man ein Team um sich versammelt, das wichtige Werte teilt, und es gut führt, es keine Rolle spielt, wann jemand geboren wurde. Richtige Führung muss für Menschen jeden Alters funktionieren, falsche wird Menschen jedes Alters abstoßen.

Bekannte Führungsfehler

Die Liste denkbarer Fehler in Sachen Menschenführung ist praktisch endlos. Ein paar Beispiele habe ich aber herausgepickt, die mir im Kontext der Nachfolge begegnet sind.

  • Micromanagement: Auch wenn es unglaublich schwer fällt, speziell in druckvollen Situationen, Micromanagement ist falsch! In Episode 10 von Follow-Up.fm habe ich über die verschiedenen Rollen eines Nachfolgers gesprochen. Insbesondere, wenn Du Fachkraftaufgaben, die Du vielleicht mal selbst wahrgenommen hast, abgegeben hast, kommt es immer wieder vor, dass Du Dir denkst „boah, also ich hätte das jetzt ganz anders gemacht, oder schneller, oder besser…“ und die Folge ist, dass Du eingreifst. Das ist, sofern es mal vorkommt, auch nicht tragisch – es bleibt aber oft nicht dabei. Die Folgen dieser Angewohnheit sind auf mittlere Sicht aber verheerend: Teammitglieder, die hochmotiviert und fähig sind, empfinden Micromanagement als Bevormundung und zu Recht als Herabwürdigung ihrer Fähigkeiten. Das Ergebnis ist, dass sie gehen werden. Und die, die Dinge noch lernen müssen, lernen niemals, sich selbst zu informieren und eigene Ideen einzubringen. Du schaffst dadurch also eine Klonarmee von Dir selbst. Ich habe das Glück, dass mich mein Team immer darauf hinweist, wenn ich drohe, in diese schlechte Angewohnheit zu verfallen.
  • Motivieren: Der ein oder andere wird jetzt denken, wie ich denn dazu komme, Motivation unter Führungsfehler zu fassen. Nun, es ist simpel. Der Fehler liegt darin zu glauben, dass Du viel motivieren kannst! Für die Motivation des Teammitglieds gibt es genau einen Verantwortlichen: Das Teammitglied selbst. Was Du aber sehr wohl tun kannst, ist zu demotivieren. Das solltest Du immer im Hinterkopf behalten – Deine Aufgabe als Nachfolger ist es, die Rahmenbedingungen optimal zu gestalten und dafür Sorge zu tragen, dass die sogenannten Hygienefaktoren passen. Viel mehr Einfluss hast Du aber dann auch nicht. Alles weitere folgt aus dem Inneren Deines Teams und dessen Übereinstimmung mit den Werten und Zielen des Unternehmens.
  • Das Beispiel anderer: Gerade in einem so riesigen Themenfeld wie Führung sucht man immer nach Orientierung, nach Hilfestellung. Ich selbst tue das auch, indem ich viel darüber lese und mich mit anderen Unternehmern austausche. Dabei gibt es aber eine nicht zu unterschätzende Gefahr, nämlich die, dass man die Lösungen anderer einfach übertragen will. Nur ist der Kontext nie der gleiche, selbst wenn es ähnlich aussieht. Andere Menschen, andere Geschichte, andere Denkweisen, es gibt viel zu viele Variablen. Deshalb lass Dich ruhig inspirieren, aber überprüfe ob eine Idee innerhalb der Werte Deines Teams und Dir ok ist. Dann probiere sie aus, wenn Du davon überzeugt bist. Auch Führung kannst Du, ganz Nachfolge-StartUp, iterativ verbessern, durch Versuch und Irrtum. Passt es, behalte es bei, passt es nicht verwirf es wieder.
  • Mangelnde emotionale Kontrolle: Als letztes Beispiel, dass mir selbst begegnet ist, möchte ich emotionale Selbstkontrolle nennen. Jeder von uns ist leidenschaftlich und emotional. Und wir sollten es auch sein, wenn es um unser Nachfolge-StartUp und um unser Team geht. Allerdings ist es sehr wichtig, nicht volatil zu sein. Gute Führung besteht für mich auch darin, berechenbar für mein Team zu sein, und nicht je nach emotionalem Status unterschiedlich zu reagieren. Oder möchtest Du, dass Dich Dein Boss in einer Situation zum Bier einlädt und Dich am nächsten Tag in identischer Situation anschreit? Sicher nicht! Bei allen, zum Teil auch unangenehmen und schweren Dingen, die uns als Nachfolger begegnen, halte ich diesen Fehler für mit am schwersten vermeidbar. Du bist schließlich auch nur ein Mensch. Mir passiert es auch, dass ich manchmal falsch reagiere, weil ich gerade aufgewühlt bin. Der erste Schritt, einen Fehler abzustellen, ist es, ihn zu erkennen. Also beobachte Dich und andere und achte mal darauf, wie sehr die Reaktionen durch Emotionen beeinflusst sind.

Meine Top 3 Tipps für die Führung als Nachfolger

Wie ich bereits eingangs sagte, zu diesem Thema, also dem, was ich als ethical leadership, als richtige Führung, bezeichne, kann man viel sagen und schreiben. Ich denke, es wird dazu mindestens noch ein oder zwei Blogartikel geben – vielleicht ja auch inspiriert durch Dein Feedback. Für heute habe ich Dir drei persönliche Tipps versprochen, und hier sind sie:

  1. Sich nicht im Kopf einschränken lassen: Ich denke, aus dem, was ich als Mythos bezeichne und meiner Warnung vor dem Kopieren von anderen wurde das schon deutlich. Inspiration kannst und solltest Du Dir holen. Aber lege über alles den Filter der Werte Deines Teams und Dir. Wenn sich etwas komisch oder falsch anfühlt, ist da meist die Ursache zu suchen. Und etwas auszuprobieren kann auch mal ergeben, dass es, obwohl es vielleicht gut ist, für Dich nicht passt. Nichts ist in Stein gemeißelt, gerade wenn es um Menschen geht!
  2. Immer bei Dir selbst zuerst suchen: Damit meine ich die Fehler. Ich weiß nicht mehr, wo ich es gelesen habe, aber ich las den Satz „Jedes Problem in einem Unternehmen ist ein Führungsproblem“. Eine Weile hielt ich das für Quatsch, inzwischen glaube ich immer mehr, dass es stimmt. Und ich habe die Erfahrung gemacht, dass es unglaublich gut angenommen wird, wenn man als Nachfolger einfach auch mal zu einem Teammitglied geht, und sich für einen Führungsfehler entschuldigt. Such immer zuerst bei Dir, und wenn Du fündig wirst, stell das Problem ab – nicht, indem Du es unter den Teppich kehrst, sondern indem Du es offensiv ansprichst und etwas dagegen tust.
  3. Gib etwas weiter: Bei einem sehr kleinen Unternehmen mag das vielleicht noch nicht so relevant sein, aber spätestens ab zehn Leuten kristallisiert sich eine Gruppe von Führungskräften heraus, wenn sie nicht eh schon vorher da war oder bestimmt wurde. Für diese Leute musst Du ein Vorbild sein – das betrifft natürlich vor allem das, was ich als Fehlerbeispiele gebracht habe, also sie zu vermeiden und auch darüber zu sprechen, wenn Du sie beobachtest. Es gilt aber auch klar durch Vorbild zu zeigen, was denn Deine Kernwerte in der Führung sind. Es ist Dein Job, Dein Team dahin zu bringen es zu verstehen und umzusetzen, also mache diesen Job. Nur im äußersten Notfall ist jemand wirklich nicht mehr lernfähig oder -willig. Insbesondere dann, wenn es eine Deiner Führungskräfte ist, ist es dann Deine Aufgabe, die Reißleine zu ziehen. Denk immer daran, jede Führungskraft hat nach spätestens drei Jahren das Team, das sie verdient.

Die Kunst der Führung

Abschließend vielleicht noch ein schönes Zitat: Daniel F. Pinnow schreibt in seinem Buch „Führen – Worauf es wirklich ankommt“ (bei Amazon bestellen), dass Führung „die Kunst ist, eine Welt zu erschaffen, der andere gerne angehören wollen“. Das ist für mich eigentlich die beste Definition, die ich kenne. Und neue Welten zu erschaffen ist ja genau das, was wir mit unseren Nachfolge-StartUps tun wollen.

Deshalb noch einmal die Zusammenfassung der wichtigsten Punkte:

  • Achte nicht zu sehr auf irgendwelche wissenschaftlichen Definitionen – achte lieber darauf, das richtige zu tun
  • Vermeide die großen Klassiker der Führungsfehler, die Dir natürlich auch in der Nachfolge begegnen.
  • Führung ist ein Prozess und eine Entwicklung, die StartUp-Methoden helfen hierbei
  • Fang bei der Fehlersuche immer bei Dir zuerst an
  • Im Kampfsport heißt es: “Die Qualität eines Meisters zeigt sich am Fortschritt seiner Schüler“. Das trifft auch auf Führung zu

Ich hoffe, dass ich Dir mit diesem Beitrag ein paar Denkanregungen geben konnte. Wie immer freue ich mich auch über Dein Feedback, egal ob als Kommentar, per Mail oder via Social Media.

 

Hinweis: Dieser Beitrag enthält Affiliate-Links.

Vor einigen Monaten laß ich einen Beitrag von Matei Gavril auf Entrepreneur.com. Leider ist der Artikel dort nicht mehr verfügbar, als PDF kannst Du ihn aber noch nachlesen (Copyright Entrepreneur.com und Matei Gavril). Es ging darum, dass sich Unternehmer fünf Fähigkeiten und Eigenschaften bei anderen Berufsgruppen abschauen sollten. Darüber habe ich eine Weile nachgedacht. Ich habe mir überlegt, wie meine Erfahrung als Nachfolger speziell mit diesen fünf Bereichen ist. Das Ergebnis sind die fünf Fähigkeiten, die Du als Nachfolger und Unternehmer lernen solltest. Mit einigen vielleicht ungewöhnlichen Tipps.

Risiken

Die Fähigkeit, Risiken einzugehen, ist für Dich unerlässlich. Von der kleinen Investition bis hin zur gesamten Firmenstrategie, Risiken sind Teil Deines Jobs. Gavril empfiehlt, sich hierbei an Chirurgen zu orientieren, weil sie jede emotionale Bindung an den Patienten beiseite schieben können. Nur so seien sie in der Lage, ihre Arbeit erfolgreich zu machen und dabei auch riskante Entscheidungen zum Wohl des Patienten zu treffen.

Im Großen und Ganzen bin ich da bei Gavril. Es ist wichtig, sich nicht von Emotionen leiten zu lassen. Dabei kommt es jedoch auf den Kontext an. Wenn es um Dein Team und Eure Werte geht, verbietet sich eine rationale Betrachtung. Sie wäre sogar massiv kontraproduktiv! Ein Nachfolger, der keine emotionale Bindung an das, was sein Unternehmen ausmacht, hat? Für mich undenkbar.

Es ist in Ordnung, wenn Du Emotionen verspürst. Auch Angst. Du solltest damit aber umgehen können. Die rationale Betrachtung von Herausforderungen, zum Beispiel bei einem Rechtsstreit, hilft Dir dabei. Für mich heißt mit Risiken umgehen zu lernen, dass Du so gut es geht kalkulierst und dann Deinem Bauch und Deinem Team vertrauen solltest.

Ein Beispiel aus meiner jüngeren Vergangenheit fällt mir dazu ein: Wir hatten mal eine Auseinandersetzung mit einem Kunden. Es ging dabei um den Inhalt eines Auftrages und ob dieser erbracht sei oder nicht. Auf einer emotionalen Basis wäre ich in den Konflikt gegangen – ein Risiko.

Dank der guten Ratschläge meines Teams bin ich dieses Risiko nicht eingegangen. Wir haben gemeinsam kalkuliert, wie Auftragsvolumen und mögliche Konsequenzen wie Aufwände, Kosten und nicht quantifizierbare Folgen (insbesondere Ruf) in Relation stehen – und dann gemeinsam nach Bauchgefühl entschieden, den Konflikt nicht zu suchen. Wie sich im Nachhinein herausstellte, war es eine kluge Wahl, wenn auch eine schwere.

Mein wichtigster Tipp für Dich: Zwischen kalkuliertem Risiko und übertheoretisieren ist ein schmaler Grat. Vorsicht, auf welcher Seite Du landest!

Durchhaltvermögen

In einem Gespräch mit Heiko Banaszak beim Business Podcast Saarland betonte dieser die Bedeutung von Resilienz für den beruflichen Erfolg. Das ist bei Dir nicht anders.

Es ist einfach, den Steuermann zu geben, wenn die Sonne scheint und alles läuft. Allerdings ist das nicht immer so. Du wirst scheitern, mal kleiner, mal größer, und das fast täglich. Mir passiert das zum Beispiel bei Ausschreibungen, in die wir viel Energie und Herzblut investieren, die wir aber auch mal verlieren. Oder bei der Rekrutierung von neuen Teammitgliedern. Manchmal entscheidet sich der Bewerber nicht für Dich, obwohl Du das Gefühl hast, er oder sie sei perfekt.

Als Nachfolger und Unternehmer nimmst Du das alles mit heim. Und zwar nicht nur weil es Dein Job ist, sondern weil es richtig ist. Es ist Deine Aufgabe, mit den Schatten klar zu kommen, damit Dein Team unbelastet nach vorne schauen kann! Du musst es aushalten.

Ich bin ein schlechter Verlierer. Meiner Erfahrung nach hilft es aber, mit Gleichgesinnten und dem Partner/der Partnerin zu sprechen. Im Familienunternehmen kommt vielleicht noch jemand anderes in Frage, in meinem Fall z. B. meine Mutter.

Aber Vorsicht: Es geht nicht darum, bei diesen Leuten abzuladen. Die Verantwortung bleibt bei Dir und muss es auch. Was Du aber tun kannst, ist Dir einfach Deine Emotion von der Seele zu reden und mit der außenstehenden Perspektive einfach nur eine andere Sichtweise bekommen.

Das klingt nach nicht viel, macht aber meiner Erfahrung nach bei den allermeisten Problemen das entscheidende Stück aus – denn danach kann man die Herausforderung rational analysieren. Hinterfragt Euch zuerst, dann alles andere. Finde heraus, was schief gelaufen ist und mach es beim nächsten Mal besser.

Auch hier ein kleiner Tipp: Schreib Dir jeden Tag eine Sache auf, die toll war. Und jeden Tag eine Sache, die Du hättest besser machen können. Beides regelmäßig wieder anschauen nicht vergessen!

Verhandeln

In dem Artikel wird Verhandlung als Kernkompetenz angeführt. Das ist auch nicht falsch, jeder Nachfolger wird in Situationen kommen, in denen er verhandeln muss. Einkauf, Personal, Vertrieb, bei Aufträgen…

Es gibt dafür Kurse, die ich bislang nie besucht habe. Ich halte mich auch nicht für ein Naturtalent. Es geht mir wie vielen, dass ich die Vorstellung eines Basars unangenehm finde.

Ich habe deshalb für mich einen Weg entwickelt, mit dem ich bislang gut fahre:

  • Wenn ich keine Ahnung habe (was für gute Verhandlungen wichtig ist) eigne ich sie mir an – oder nehme die passenden Menschen mit. Mein Team hat mich hier immer unterstützt und ich erziele damit gute Ergebnisse
  • Ich versuche den Weg abzukürzen. Statt das Spiel von Angebot und Gegenangebot zu spielen, versuche ich direkt zum Ziel zu kommen, indem ich den Gegenüber als Partner begreife und ganz offen mit den jeweiligen Interessen umgehe. Das kann man auch sagen, gerade in Netzwerken
  • Wenn ich merke, dass der Verhandlungspartner sich nicht darauf einlässt, möchte ich nicht mehr mit ihm verhandeln. Deshalb habe ich mir vorher Gedanken über einen guten Outcome gemacht. Wird dieser verfehlt, gehe ich das Geschäft nicht ein. Dann sage ich das und verabschiede mich höflich. Man sieht sich immer zwei Mal im Leben

Mit diesen Mitteln vermeide ich das klassische Verhandeln so gut es geht und finde auch Menschen, denen es ähnlich geht. Das sind oft die besten Partner für Dich.

Problemlösung

Hier bin ich voll beim Autor des Artikels. Problemlösung ist eine wichtige Kompetenz. Wenn ich meinen Tag plane, funktioniert es praktisch nie, wenn ich mir mehr als 3 Dinge vornehme – weil das „Tagesgeschäft“ dazwischen kommt.

Was für Dein Team das Tagesgeschäft ist, ist für Dich als Nachfolger die Führungsaufgabe. Kleine und größere Problemchen kommen praktisch täglich auf Dich zu. Beschwerden von Kunden, Ausfälle im Team, nicht gezahlte Rechnungen, eine nervöse Bank, oder gar das Scheitern eines Projekts und vieles andere mehr.

Hier hilft das, was ich schon zum Thema Risiko sagte. Kurz Dampf ablassen, dann so emotionslos wie möglich an die Sachlage herantreten. Und unbedingt andere einbeziehen. Bitte pass auf, dass Du nicht den Druck der Entscheidung oder der daraus resultierenden Konsequenzen auf dem Team ablädst, sondern sie nur in die sachliche Analyse und die Lösungswege einbeziehst. Meiner Erfahrung nach bringt das tolle Ergebnisse. Je nach Unternehmensgröße natürlich nicht alle bzw. eine kleine Gruppe.

Die Nachfolge ist ein Spiel ohne Savegame, sozusagen der Iron Man Mode für die Spieler unter uns. Es macht aber auch großen Spaß, die großen und kleinen Problemchen jeden Tag zu lösen und die damit verbundene Abwechslung zu haben. Dazu musst Du aber auch akzeptieren, dass Du nicht immer richtig entscheidest. Dann gilt: Mund abwischen und weiter machen.

Was Dir und Deinem Team dabei helfen kann, ist auch die kleinen Erfolge zu feiern. Wir haben immer Sektgläser und Grill im Haus – und nutzen die auch oft spontan. Das hilft dabei, Druck heraus zu nehmen und sich die (kleinen) Erfolge bewusst zu machen.

Erklären

Die Fähigkeit, Dinge erklären zu können, ist für mich ein absoluter Kern guter Führung. Damit Du Menschen auf Deine Reise mitnehmen kannst, musst Du Ihnen viele Dinge erklären. Drei Fragen helfen mir immer dabei:

  1. Wo geht es hin,
  2. warum auf diesem Weg, und
  3. auf was müssen wir uns vorbereiten?

Diese drei Fragen passen für mich auf fast jede Situation, ob Du die Firmenstrategie der kommenden 20 Jahre erläuterst, oder die Idee für das nächste Projekt, spielt dabei eine untergeordnete Rolle.

Sich dessen bewusst zu machen, ist wichtig, denn meiner Erfahrung nach gibt es viele Führungskräfte, die sich eher so verhalten, dass sie „qua Amt“ vorgeben und nicht verpflichtet seien, zu erklären. Vielleicht funktioniert das auch eine zeitlang, aber um mit Deinem Nachfolge-StartUp die Welt zu verändern, wirst Du vermutlich anders handeln müssen.

Umgekehrt gilt das aber auch – sich Dinge erklären zu lassen ist auch eine Fähigkeit. Es ist an Dir als Nachfolger, die Menge an Detailgrad zu finden, die Dir bei der Entscheidungsfindung hilft und diesen auch aktiv einzufordern. Dein Team hat viel wertvolles Wissen, das Dir helfen kann. Lass es Dir also erklären, und zwar so lange, wie es nötig ist.

Eine Beobachtung, die nicht nur ich gemacht habe: Manchmal möchten Menschen nicht in einer Gruppe Fragen stellen. Ich habe mir angewöhnt, insbesondere bei großen Entscheidungen darauf hinzuweisen, dass meine Tür offen ist. Und das wird auch genutzt.

Das ist natürlich nicht alles…

Mit fünf Fähigkeiten alleine wirst Du vermutlich nicht auskommen. Allerdings sind diese fünf Kernkompetenzen, die für all Deine anderen Aufgaben und Ziele eine gute Grundlage bilden.

Welche Skills und Kenntnisse sind Deiner Ansicht nach besonders wichtig? Lass es meine Leser und mich wissen – in den Kommentaren, Social Media oder als E-Mail, Du findest alle Möglichkeiten auf diesem Blog.

Ich hatte auf dem Neujahrsempfang der Wirtschaftsjunioren Saarland das Vergnügen, dem CEO der Karlsberg Brauerei, Christian Weber, bei einem Vortrag zuzuhören. Er hat viele Dinge im Hinblick auf das geänderte Wesen von Arbeit und Führung gesagt, denen ich sofort beipflichten kann.

In meinem Umfeld nehme ich oft wahr, dass diese Erkenntnis noch längst nicht überall angekommen ist. Viele Firmen und Führungskräfte scheinen noch keinen Weg gefunden zu haben, mit den geänderten Wünschen und Anforderungen ihres Teams umzugehen. Da dies durch demografischen Wandel und Fachkräftemangel noch verstärkt wird, ist es aber höchste Eisenbahn.

Der kategorische Imperativ der Führung

Es gibt unendlich viel Literatur, Seminare und Workshops zu Führung. Eine ganze Beratungsindustrie verdient damit ihr Geld. Ich glaube aber fest daran, dass Führung, zumindest gute Führung, recht einfach sicherzustellen ist. Man muss dazu nicht Kant bemühen, sondern kann dessen Imperativ auch moderner und einfacher fassen: Tu das richtige. Das anständige. Das, was Du auch gerne für Dich hättest. Dann führst Du richtig.

Alle Werkzeuge, alle Methoden, alle Bücher sind in meinen Augen wertlos, wenn sie nicht der Maxime dienen, dass gute Führung erstrebenswert und erreichbar ist.

Für gute Führung braucht es ein gutes Menschenbild

Damit Du überhaupt so handeln kannst, darfst Du manche Überzeugungen, die man so von Führungskräften hört, nicht teilen. Du darfst nicht…

  • der Überzeugung sein, dass Dein Team „es nicht rafft“, oder
  • die Ansicht vertreten, es gäbe wertlose Arbeit (oder schlimmer, wertlose Menschen), oder
  • propagieren, dass Du, als Führungskraft, es eh besser weißt.

Zugegeben, das sind jetzt Extrembeispiele. In diesem Wortlaut höre ich sie auch nur indirekt. Die Wertung, die sich dahinter verbirgt, die mangelnde Wertschätzung von Menschen, die ist allerdings in schwächerer Form durchaus verbreitet.

Der Haken daran ist, dass es die Gegenseite merkt, wenn sie nicht wertgeschätzt wird. Die Folge ist ein selbstverstärkendes System. Die Führung ist unzufrieden mit den Geführten, diese merken das und die mangelnde Wertschätzung, die Motivation sinkt und es gibt mehr Grund zur Unzufriedenheit der Führung.

Den Teufelskreis in Richtung ethical leadership durchbrechen kann nur einer

Nur Du kannst dieses Dilemma bekämpfen. Gerade die, die von sich sagen, sie sind Führungskraft, müssen die Stärke aufbringen, den ersten, den zweiten und vielleicht auch den dritten oder vierten Schritt zu gehen. Du musst das Risiko eingehen, in die Menschen zu investieren, ohne Garantie auf Return on Investment. Du musst auch an Deinen schwärzesten Tagen den Silberstreif in den Menschen um Dich herum sehen. Du musst aufrichtig wertschätzen, was sie beitragen.

Und in dem unwahrscheinlichen Fall, dass das nichts ist, ist es Deine Aufgabe, das zu ändern oder gegebenenfalls auch diesen Menschen zu entlassen – woanders gibt es vielleicht die Möglichkeit, dass er oder sie den passenden Beitrag leisten kann.

Echte Führung erfordert Demut. Sie ist eine Haltung. Beginn bei Dir selbst. Klick um zu Tweeten

Echte Führung erfordert in meinen Augen Demut. Die Erkenntnis, dass Führung an sich ein Skillset und eine Erfahrung ist, aber vor allem eine Haltung. Beginn bei Dir und frage Dich, ob Du dem gerecht wirst. Und wenn nein hast Du einen tollen Ansatzpunkt, um Dich und Dein Team zu entwickeln. Das verstehe ich unter “ethical leadership“. Ich bin überzeugt davon, dass jede andere Form der Führung über kurz oder lang aussterben wird und muss.

Wie viele spätere Nachfolger war ich schon vorher in unserem Betrieb. Das ist bei Familienunternehmen oft der Fall. Geht es dann aber um den Führungswechsel, birgt das Thema Risiken. Denn nun bist Du nicht mehr Kollege, sondern Chef. Dabei kannst Du eine ganze Menge falsch machen. Das ist mir auch passiert, weshalb ich heute darüber blogge. Vielleicht hilft es Dir, bestimmten Stolpersteinen auszuweichen.

Es gibt zu diesem Thema übrigens unendlich viel Literatur und Weiterbildung. Ich habe auch lange überlegt, einen entsprechenden Kurs zu besuchen. Dass ich es nicht tat, ist vielleicht ganz gut, sonst käme dieser Beitrag womöglich nicht zu Stande.

Eine sehr deutsche Herausforderung: Die Anrede

Einer der ersten Fehler, der mir unterlaufen ist, war die Anrede. Wenn man mit Menschen zusammen arbeitet, kommt man fast immer automatisch zum „Du“. Das war natürlich auch bei uns der Fall. Vorab, ich habe nicht den allergrößten denkbaren Fauxpas begangen, indem ich das wieder zurückgezogen habe. Allerdings habe ich schon von solchen Fällen gehört. Ich hoffe, niemand kommt auf diese Schnapsidee.

Allerdings habe ich durch eine andere schlechte Entscheidung viel gelernt. Alle Menschen, die ich später eingestellte, blieben nämlich erst einmal beim „Sie“. Auf diese Art und Weise habe ich, unabsichtlich, aber vermeidbar, eine Zwei-Klassen-Gesellschaft geschaffen. Mir ging dabei oft im Kopf herum, was mein Vater sagte: “Halt die Leute ruhig etwas auf Distanz. Vielleicht musst Du sie eines Tages entlassen“.

Obwohl er damit natürlich Recht hatte, war meine Konsequenz daraus ein Fehler. Respekt und Hierarchie drücken sich nicht durch eine Anrede aus. Was sich aber damit ausdrücken kann, sind indirekte Wertungen des Teams, und das solltest Du unbedingt vermeiden. Deshalb mein wichtigster Tipp: Spar Dir das, sondern entscheide Dich für einen Weg. Das habe ich später auch getan. Mittlerweile sind alle beim „Du“, lediglich bei Auszubildenden vor der Übernahme bleibe ich beim „Sie“. Und ich kann mit absoluter Sicherheit sagen: Einen Menschen zu entlassen ist niemals leicht, egal wie Du ihn vorher angesprochen hast.

Positionsänderung bedeutet Perspektivenwechsel

Mir ist auch aufgefallen, dass eine neue Position meist auch neue Sichtweisen mit sich bringt. Ich denke, das dürfte jedem einleuchten. Allerdings vergisst man das manchmal dann im Alltag und geht davon aus, dass die ehemaligen Kollegen das auch direkt nachvollziehen können. Meine Erfahrung ist, dass es hier zu großen Missverständnissen kommen kann. In Deiner neuen Rolle als Chef wirst Du viele neue Herausforderungen haben. Du wirst Dir sehr viel Wissen in kurzer Zeit aneignen müssen – und zu all diesen aufgabenspezifischen Kenntnissen kommt dann noch der riesige Komplex der Führung hinzu.

Wenn Du nun aus Deiner neuen Perspektive Sachverhalte siehst und bewertest, wird es fast immer anders ausfallen, als das früher der Fall war. Nur wenn Du, wie ich, viel mit Deinen ehemaligen Kollegen sprichst, kann das zu einem Problem werden. Implizit setzt Du nämlich voraus, dass sie Deine neue Sichtweise verstehen. Das ist in aller Regel nicht der Fall. Du wirst Dich in Lagen wiederfinden, in denen Deine alten Kollegen nicht helfen können. Darauf solltest Du vorbereitet sein.

Die unterschiedlichen Sichtweisen und Aufgabengebiete führen dazu, dass Du auch mal gut gemeinte Ratschläge aus Deinem Team verwerfen musst. Das stößt nicht immer auf Gegenliebe. Es hilft dabei enorm, transparent mit Entscheidungen umzugehen und sie zu erklären. Auch dabei gilt: „Mit Maß und Ziel“. Erkläre, wenn es nötig ist, aber vergiss dabei nicht, dass Deine eigentliche Aufgabe die Geschäftsführung ist.

Fachwissen ist nicht Führungswissen

Es kommt leider viel zu oft vor, dass Fachwissen mit Führungskompetenz gleichgesetzt wird. Du kennst sicher auch Fälle, in denen die beste Fachkraft befördert wurde und es komplett schief ging.

Als Nachfolger, als Chef, darf man ein gewisses Fachwissen voraussetzen. Allerdings ist das nicht das entscheidende, sondern Dein besonders Skillset, Dein eigentliches Fachwissen, ist Führung. Es gibt einige wenige Fälle, in denen Menschen dafür eine Gabe besitzen (man denke an die charismatische Führung gemäß Max Weber). Die meisten von uns brauchen dazu aber erlernbare Werkzeuge und viel Übung. Deshalb ist mein dritter Ratschlag, hier direkt mit Deiner Arbeit zu beginnen. Entwickle Dein Skillset in Sachen Führung.

Mit der wichtigste Skill, den Du erlernen musst, ist es, Konflikte auszutragen. Denn die werden kommen. Gerade als Nachfolger, der vielleicht vorher selbst schon im Betrieb mitgearbeitet hat, wirst Du herausgefordert werden. Dein Führungsanspruch wird in Frage gestellt werden. Es ist dann sehr viel angenehmer und leichter, dem Konflikt aus dem Weg zu gehen. Es ist aber auch falsch. Nimm Dir Zeit, bereite Dich darauf vor und trage es aus. Nur achte darauf, das Pendel nicht ins andere Extrem ausschlagen zu lassen. Den Chef heraushängen zu lassen, ist keine Führung, sondern ein Fehler.

Fünf Dinge, die Du tun solltest, wenn Du Chef geworden bist

Bei allen Fehlern gibt es natürlich auch Möglichkeiten, diesen Rollen- und Perspektivenwechsel erfolgreich zu gestalten.

Das erste, was Du Dir deshalb bewusst machen solltest, ist das es eine Riesenchance ist. Du kannst die ehemaligen Kollegen auf die kommende gemeinsame Reise mitnehmen. Dazu musst Du Dir selbst treu bleiben. Auf der menschlichen Ebene unverändert, und klar in der Kommunikation. Wenn Du dann noch das Team in Entscheidungen einbeziehst und zeigst, dass Du zwar führst, aber selbst natürlich auch weiter lernst, wirst Du es bestimmt erfolgreich gestalten.

Überhaupt, das Team, ist ein entscheidender Faktor. Ein guter Leader weiß, dass er seine Ziele nicht alleine erreichen kann. Das ist der Grund, warum insbesondere StartUps besonders darauf achten, gute Teams zu bauen. Erfolgreiche Nachfolge-StartUps tun das deshalb auch. Beginne deshalb unbedingt bei Dir, denn dort beginnt auch das Team. Leb vor, was Du von anderen erwartest und zeige, dass Du niemals aufhörst, Dich weiter zu entwickeln. Damit setzt Du das richtige Zeichen.

Den Chef heraushängen zu lassen ist übrigens keine Stärke. Es ist eine Schwäche. Keine Entscheidungen zu treffen ist aber auch eine. Die Balance zu finden, ist Erfahrungssache. Wolfgang Grupp, der Gründer und Inhaber von Trigema, brachte es in einem Vortrag in Saarbrücken klar auf den Punkt: „Schnelle Entscheidungen treffen ist gut. In jedem Fall besser als keine, selbst wenn es mal schief geht“. Drück Dich nicht davor, das ist zentraler Bestandteil Deiner neuen Rolle.

Als vierten Ratschlag empfehle ich Dir, viel Zeit in Deine Führungsfähigkeiten zu stecken. Vernachlässige Fachwissen nicht komplett, aber konzentriere Dich auf das Skillset, dass Du in Deiner neuen Rolle primär benötigst. Hier hilft die alte 80-20-Regel, ich halte das für eine gute Verteilung Deiner Energie. Du und Dein Team, Ihr braucht ein diverses und breites Skillset um erfolgreich zu sein. Dein Job ist es, die Führung hinein zu bringen.

Der letzte Ratschlag ist situativ, aber mächtig: Stell Dich vor Dein Team, wenn sich die Chance bietet. Nichts zeigt mehr Leadership als wenn Du voran gehst, Dein Team schützt. Dann wirst Du auch in Deiner neuen Rolle akzeptiert.

Wo Du noch mehr Informationen findest

Dieses Thema habe ich auch in Audioform bei Follow-Up.fm aufgearbeitet. Wenn Du es lieber hören möchtest, empfehle ich Dir deshalb Episode drei. Ebenfalls empfehlenswert ist der Podcast „Führung auf den Punkt gebracht“ von Bernd Geropp. Er hat auch eine Folge zu dem Thema diesen Blogs.

Welchen Herausforderungen bist Du denn in Deiner neuen Rolle begegnet? Lass es mich wissen!

Episoden

Es konnte leider nichts gefunden werden

Entschuldigung, aber kein Eintrag erfüllt Deine Suchkriterien