Ich hatte auf dem Neujahrsempfang der Wirtschaftsjunioren Saarland das Vergnügen, dem CEO der Karlsberg Brauerei, Christian Weber, bei einem Vortrag zuzuhören. Er hat viele Dinge im Hinblick auf das geänderte Wesen von Arbeit und Führung gesagt, denen ich sofort beipflichten kann.

In meinem Umfeld nehme ich oft wahr, dass diese Erkenntnis noch längst nicht überall angekommen ist. Viele Firmen und Führungskräfte scheinen noch keinen Weg gefunden zu haben, mit den geänderten Wünschen und Anforderungen ihres Teams umzugehen. Da dies durch demografischen Wandel und Fachkräftemangel noch verstärkt wird, ist es aber höchste Eisenbahn.

Der kategorische Imperativ der Führung

Es gibt unendlich viel Literatur, Seminare und Workshops zu Führung. Eine ganze Beratungsindustrie verdient damit ihr Geld. Ich glaube aber fest daran, dass Führung, zumindest gute Führung, recht einfach sicherzustellen ist. Man muss dazu nicht Kant bemühen, sondern kann dessen Imperativ auch moderner und einfacher fassen: Tu das richtige. Das anständige. Das, was Du auch gerne für Dich hättest. Dann führst Du richtig.

Alle Werkzeuge, alle Methoden, alle Bücher sind in meinen Augen wertlos, wenn sie nicht der Maxime dienen, dass gute Führung erstrebenswert und erreichbar ist.

Für gute Führung braucht es ein gutes Menschenbild

Damit Du überhaupt so handeln kannst, darfst Du manche Überzeugungen, die man so von Führungskräften hört, nicht teilen. Du darfst nicht…

  • der Überzeugung sein, dass Dein Team „es nicht rafft“, oder
  • die Ansicht vertreten, es gäbe wertlose Arbeit (oder schlimmer, wertlose Menschen), oder
  • propagieren, dass Du, als Führungskraft, es eh besser weißt.

Zugegeben, das sind jetzt Extrembeispiele. In diesem Wortlaut höre ich sie auch nur indirekt. Die Wertung, die sich dahinter verbirgt, die mangelnde Wertschätzung von Menschen, die ist allerdings in schwächerer Form durchaus verbreitet.

Der Haken daran ist, dass es die Gegenseite merkt, wenn sie nicht wertgeschätzt wird. Die Folge ist ein selbstverstärkendes System. Die Führung ist unzufrieden mit den Geführten, diese merken das und die mangelnde Wertschätzung, die Motivation sinkt und es gibt mehr Grund zur Unzufriedenheit der Führung.

Den Teufelskreis in Richtung ethical leadership durchbrechen kann nur einer

Nur Du kannst dieses Dilemma bekämpfen. Gerade die, die von sich sagen, sie sind Führungskraft, müssen die Stärke aufbringen, den ersten, den zweiten und vielleicht auch den dritten oder vierten Schritt zu gehen. Du musst das Risiko eingehen, in die Menschen zu investieren, ohne Garantie auf Return on Investment. Du musst auch an Deinen schwärzesten Tagen den Silberstreif in den Menschen um Dich herum sehen. Du musst aufrichtig wertschätzen, was sie beitragen.

Und in dem unwahrscheinlichen Fall, dass das nichts ist, ist es Deine Aufgabe, das zu ändern oder gegebenenfalls auch diesen Menschen zu entlassen – woanders gibt es vielleicht die Möglichkeit, dass er oder sie den passenden Beitrag leisten kann.

Echte Führung erfordert Demut. Sie ist eine Haltung. Beginn bei Dir selbst. Klick um zu Tweeten

Echte Führung erfordert in meinen Augen Demut. Die Erkenntnis, dass Führung an sich ein Skillset und eine Erfahrung ist, aber vor allem eine Haltung. Beginn bei Dir und frage Dich, ob Du dem gerecht wirst. Und wenn nein hast Du einen tollen Ansatzpunkt, um Dich und Dein Team zu entwickeln. Das verstehe ich unter “ethical leadership“. Ich bin überzeugt davon, dass jede andere Form der Führung über kurz oder lang aussterben wird und muss.

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  1. […] Schlüssel liegt, wie immer, in der Kommunikation miteinander. Und dem richtigen Ziel: Nicht die andere Person zu einer Kopie von sich selbst zu machen, sondern […]

  2. […] Führung fängt bei Dir selbst an – darüber habe ich schon einmal geschrieben. Deshalb frag lieber einmal mehr als weniger, was Du selbst tun kannst, um die Situation zu […]

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