Es ist mal wieder passiert. Ich warne jeden Klienten davor, und dennoch bin ich nicht selbst davor komplett geschützt. Ich spreche vom Shiny-New-Toy-Effekt, kombiniert mit dem inhärenten Streben nach Perfektion.

Dem Bären zum Abschied winken

In meiner Jahresreview hatte ich mich, mit der Begründung, dass es weniger Funktionen hat und damit besser ist, wieder Bear zugewandt. Eine wunderbare Software. Optisch schön, tolle Typographie, schnell, guter Sync. Also eigentlich alles, was ich suche. Dafür habe ich mehrere tausend Notizen aus der damaligen Software Obsidian als Textbundle migriert, in Bear importiert, Ordnung geschaffen, einzelne Fehler ausgemerzt… Kurz gesagt: Ich habe für einen kleinen Vorteil viel Zeit verbraucht. Aber Perfektion erzielt, oder?

Das war natürlich nicht alles. Denn da Bear eine properitäre Datenbank nutzt, musste ich auch eine Möglichkeit, Backups schnell zu erstellen und zu automatisieren googeln. Bis das, mittels Kurzbefehl, erledigt war, verging nochmals Zeit. Und last, but not least, viele meiner Notizen enthalten Hashtags, also “#” gefolgt von einem Begriff. Das ist, in manchen Fällen, ein Stilmittel. In Bear allerdings ist es auch das Ordnungsschema, denn die Software hat keine Ordnerstruktur, sondern arbeitet mit (geschachtelten) Hashtags, um die Inhalte zu ordnen.

Es ist ja alles lösbar, und ich habe es gelöst. Auf Kosten von ca. einem Arbeitstag, verteilt auf eine Woche. Und ich liebe Bear wirklich. Die Optik und Geschwindigkeit, die Tatsache dass Tabellen endlich darin funktionieren, es wirkte wie ein “Match made in Heaven”. Nur, die Liebe hielt nicht lange. Ich bin wieder zurück zu Obsidian.

Nicht so schön, aber pragmatisch

Der Grund, warum ich von Obsidian wegging, lag nicht an der Software. Es lag an mir. Ich hatte mich von den vielen tollen Plugins, die talentierte Menschen dafür schreiben, infizieren lassen. Ich probierte immer wieder neue Funktionen aus und mit der Zeit blähte sich meine Installation immer weiter auf. Dass ich vieles davon nicht brauchte, hatte ich richtig gemerkt. Die Flucht war allerdings die falsche Schlussfolgerung.

Mittlerweile bin ich den umgekehrten Weg gegangen. All das, was Obsidian toll macht, ist nämlich uneingeschränkt gültig. Es gibt viele Möglichkeiten, die man nutzen kann (aber nicht muss). Aber in seinem Kern ist es ein Markdown-Editor, der auf ein ganz normales Dateisystem mit Ordnern zugreift. Und das ist wunderbar! Ich kann Hashtags einfach verwenden, denn sie verändern nicht die Ordnung. Die obliegt alleine mir. Und nach Jahrzehnten Erfahrung ist ein Ordnersystem etwas sehr vertrautes. Es funktioniert. Und da ich entscheide, wo der Ordner ist, ist auch das Backup gar kein Problem. Hazel hilft dabei, und synchronisiert einfach den regulären Obsidianordner einmal täglich in einen Backupordner auf meinem NAS – und schon sind meine Daten so sicher wie sie sein können.

Und sollte Obsidian mal nicht mehr funktionieren, die Dateien sind Markdown. Ich kann sie auch einfach so lesen, ohne Software.

Was ich daraus lerne – Perfektion ist, wenn es funktioniert

Perfektion ist mein Feind. Es gibt keine perfekten Tools, und wenn etwas gut funktioniert, muss man es nicht ändern. Ich habe das konkret umgesetzt, indem ich erst noch einmal alle Plugins entfernt habe. Danach habe ich nur diejenigen installiert, die ich für meine Zwecke brauche. Ich werde nun noch ein paar Wochen so arbeiten, und dann noch vielleicht Zotero integrieren, um meine unzähligen Bookmarks, Dokumente und Co an einem Ort zu speichern. Denn Zotero kann ich auch auf meinem NAS ablegen, und habe damit alle Daten gegen Hardwareausfall geschützt, und dank regelmäßiger Offsite-Backups auch vor Komplettausfällen.

Wie schon das Bild in der Küche meiner Mentorin sagt: “Don’t worry about perfection. You’re not going to achieve it.

Eine Sache werde ich aber bewusst ändern. Todoist, mein langjähriger Begleiter, ist auf der Abschussliste. Die Neuerungen im Interface gefallen mir nicht und die Software wird immer langsamer. Das stört mich mehrmals täglich und behindert mich wirklich. Deshalb habe ich kurz nochmal mit meiner “alten Liebe” Omnifocus experimentiert, tendiere aber aktuell zu Things. Es bedeutet jedoch eine Umstellung, da mein bisheriges Time-Sector inspiriertes System darin nicht auf die gleiche Art und Weise funktioniert.

 

Bildquelle: Mit KI erstellt am 13.03.24

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