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Eine der großen Herausforderungen für Nachwuchsführungskräfte (und nicht nur die) ist es, den eigenen Wirkungsbereich kennenzulernen und zu nutzen. Dass es schwer fällt, ist normal. Dabei ist der Ausweg oft ganz einfach.

Aller Anfang ist schwer

Du bist gerade in Deine erste Führungsrolle gekommen. Deine Fachkenntnis ist gut. In der neuen Rolle allerdings fühlst Du Dich komplett hilflos.

Das geht den meisten so. Nur in wenigen Unternehmen gibt es eine Art Mentoring-Programm für Nachwuchsführungskräfte. Deshalb ist der Einstieg oft schwer. Klar, was fachlich in Deinem Team zu tun ist, weißt Du vermutlich. Aber nur selten sagt jemand klar, was von Dir in Sachen Führung erwartet wird.

Wenn Du zu den glücklichen gehörst, die in dieser neuen Aufgabe an die Hand genommen wurden, und denen Ziele gegeben wurden: Herzlichen Glückwunsch! Für alle anderen lohnt es sich vielleicht, weiterzulesen.

Dein Tanzbereich ist das, was Du daraus machst

Führungsrollen haben die Eigenschaft, viel Arbeit mit sich zu bringen. Meist ist immer noch viel fachliche dabei. Nur wenige Nachwuchsführungskräfte können sich voll und ganz auf Leadership konzentrieren.

Das führt oft dazu, dass sie erst einmal erstarren und den Fokus auf das Bekannte legen. Hier ein wenig Sachbearbeitung, da einen Auftrag von der Chefin abwickeln, das gibt einem das Gefühl produktiv zu sein. Kurzfristige Erfolge fühlen sich gut an.

Dieses Denken führt allerdings in einen Teufelskreis. Denn wenn Du nicht führst, wer tut es dann? Und da Du meist dann bei allem auch gefragt und einbezogen wirst, es sogar erwartet wird, dass Du involviert bist, bist Du schnell an dem Punkt, dass Du komplett überlastest bist.

Das geht vielleicht auch Deinem Team so. Der Unterschied ist, dass Du alleine die Macht hast, es zu ändern.

Dein Denken bestimmt den Outcome

Nimmst Du wahr, dass alles drunter und drüber geht, gibt es zwei Wege zu reagieren. Du kannst es Dich negativ beeinflussen lassen. Die Spirale aus Überforderung und keinem Ausweg daraus dreht sich weiter.

Oder Du erkennst, dass Du alleine es in der Hand hast, daran etwas zu ändern.

Das erfordert etwas, was vielen schwer fällt, nämlich sich selbst aus dem bildlichen Hamsterrad heraus zu nehmen und über die Arbeit nachzudenken, statt sie zu machen.

Keine Sorge, das ist Arbeit genug und kann anstrengend sein. Aber es gibt Dir die Chance, tatsächlich etwas zu bewegen. Denn Du gestaltest Deinen Tanzbereich so, wie Du ihn möchtest. Das wird mit der Zeit leichter – nur der Anfang ist schwer.

Das dunkle Geheimnis für Nachwuchsführungskräfte

Was Dir niemand sagt, ist, dass Du vermutlich in jede Richtung aufbrechen kannst, und es wird sich etwas ändern. Frank Herbert hat es in seinem Monumentalwerk Dune perfekt ausgedrückt (zumindest glaube ich, es dort gelesen zu haben – wenn ich den Zettelkasten nur früher begonnen hätte): Wenn Du inmitten der Wüste bist, und jeder Horizont gleich aussieht, ist es egal, in welche Richtung Du läufst. Hauptsache, Du gehst los.

Diesen Mut zu finden lohnt sich.

Und meist wird es auch honoriert. Denn das, was Du als Belastung empfindest, die Art wie gearbeitet wird, was gemacht wird, wie entschieden wird – all das empfindet Dein Team vermutlich genauso. Du kannst viel Unterstützung erfahren, wenn Du einfach aufbrichst. Selbst die größten Skeptiker lernen Veränderung mit der Zeit schätzen.

 

Bildquelle: Stephanie Hofschlaeger  / pixelio.de

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Ich denke, es klang in einigen der vergangenen Beiträge bereits an – ich halte viel vom Austausch mit anderen Nachfolgern und Unternehmern. Das hilft Dir, Deine eigenen Gedanken zu ordnen und die Perspektive eines anderen Menschen zu hören, der Deine Herausforderungen versteht. Was diese Art der Beziehung allerdings oft nicht leisten kann, ist das, was Mentoren tun, nämlich Dich über langen Zeitraum intensiv in einer eins zu eins Beziehung zu begleiten. Ich selbst habe nur gute Erfahrungen mit einer Mentorin gemacht und möchte Dir das Konzept deshalb heute näher bringen und aus meiner Erfahrung vielleicht noch dein ein oder anderen Tipp beisteuern.

Mentoring ist keine Erfindung der Neuzeit

Das Konzept des Mentorings gibt es, effektiv, seit tausenden Jahren. Ein Mentor ist ein erfahrener Lehrmeister. Wer hier z. B. an das alte Griechenland denkt, wo bspw. Platon der Lehrmeister und Mentor von Aristoteles war, sieht, dass es keine neue Erfindung ist. Daher kommt auch der Begriff, denn Mentor ist auch der Name eines Freunds von Odysseus aus der griechischen Mythologie – darin ist Mentor der Erzieher seines Sohnes

Ein Mentor ist also eine erfahrene Person, die ihr Wissen an einen sogenannten Mentee weitergibt. Im Gegensatz zu einer klassischen Schulung gibt es hier eine direkte Beziehung, keine Beziehung eines Lehrers zu mehreren Schülern. Mentoren gibt es in vielen Themenbereichen, von Karriere über Spiritualität bis hin zur Persönlichkeitsentwicklung. Mittlerweile gibt es in vielen Kontexten Mentorenprogramme, beispielsweise an Hochschulen oder in Unternehmen. Dort werden Mentoren oft eingesetzt, um neuen Studentinnen und Studenten bzw. Mitarbeitern beim Einstieg ins Unternehmen zu helfen. Bei allem, was ich sage, ist es wichtig, dass ich davon ausgehe, dass Du eine Wahl hast – also dass Du nicht gemacht oder zugeteilt wirst.

Anforderungen an Deinen Mentor oder Deine Mentorin

Die Basisanforderung an einen Mentor ist sehr niedrig. Es bedarf keiner formellen Ausbildung, es gibt keinen geschützten Begriff. Das einzige, was ein Mentor seinem Schützling voraus hat, ist Erfahrung. Und die muss nicht einmal generell in allen Bereichen sein. Es reicht ein Erfahrungsvorsprung in dem Bereich, in dem das Mentoring seinen Schwerpunkt hat. Wie Du Dir vorstellen kannst, ist das Fluch und Segen zugleich. Fluch deshalb, weil Du bspw. bei Coaches zumindest die Chance hast, aus den formellen Qualifikationen eine Prognose über die Kompetenz desjenigen zu treffen. Das kannst Du bei vielen potentiellen Mentoren nicht. Es ist gleichzeitig auch ein Segen, denn es hält die Chance, den oder die richtige zu finden, besonders groß, sobald Du Dir über Deinen Bedarf klar geworden bist. Ein weiterer Unterschied zum Coaching ist, dass aufgrund dieser engen Beziehung auch viel Feedback für den Mentor selbst zustande kommt. Obwohl natürlich der Mentee im Fokus steht, ist Mentoring auch für den Mentor eine große Chance zur Weiterentwicklung.

Und wie finde ich jetzt meinen Mentor?

Damit stellt sich dann spätestens jetzt die Frage, wie Du den oder die richtige findest. Damit komme ich zu meinen persönlichen Empfehlungen. Gleich vorweg, die müssen nicht für Dich passen. Sieh sie lieber als eine Art Buffet. Nimm Dir das, was Dir sinnvoll erscheint und stell den Rest hintenan.

Der erste Ratschlag ist es, extern zu suchen. Generell unterscheidet man zwischen internem und externem Mentoring. Intern kommt für Dich als Nachfolger und Unternehmer ja eigentlich nur ein Kandidat in Frage, nämlich Dein Vorgänger. In meinem Fall war das natürlich nicht möglich, in vielen anderen Fällen geht das. Ich möchte Dir dennoch generell davon abraten. Mit dem oder der Abgebenden hast Du im Rahmen der Nachfolge in aller Regel genug zu tun, und es gibt u. U. viele widerstreitende Interessen. Ich bestreite nicht, dass diese Person Dir Wissen und Erfahrung voraus hat, und dementsprechend für die Rolle taugt. Ich bin aber davon überzeugt, dass keine der beiden Seiten in dieser Rollenverteilung in der Lage ist, sich dann immer zeitweise ausschließlich auf eine Teilrolle zu konzentrieren. Abgesehen davon ist Dein Vorgänger oder Deine Vorgängerin ja noch in Deiner zukünftigen Rolle, oder war es bis vor kurzem. Es ist nur menschlich, dass es dann oft zu dem Ratschlag kommt, dem man selbst gefolgt wäre – effektiv sollst Du es also genauso machen. Das ist aber nicht der Sinn von Mentoring! Dein Mentor soll Dich dabei unterstützen, Deinen Weg zu gehen, nicht seinen oder ihren zu wiederholen. Deshalb ist mein Rat ganz klar, extern zu suchen.

Die richtigen Skills sind vielleicht nicht die offensichtlichen

Mein zweiter Rat bezieht sich auf das Skillset. Klar, Dein Mentor sollte Erfahrung haben – das muss aber explizit nicht im Geschäftsfeld Deines Unternehmens sein! Im Gegenteil, ich halte Führungserfahrung und Erfahrung in der Entwicklung einer Organisation für viel wichtiger. Fachwissen hast Du selbst, oder in Deinem Team – was ein Mentor Dir aber geben kann, ist der richtige Impuls zur Weiterentwicklung Deiner Organisation und der Menschen darin, inklusive Dir selbst. Deshalb empfehle ich Dir, einen Menschen zu wählen, dem oder der Du das zutraust. Der große Mehrwert liegt bei externen Mentoren ja darin, dass sie nicht „betriebsblind“ sind, und das solltest Du in jeder Hinsicht nutzen.

Menschliche Qualitäten müssen passen

Überhaupt, was für ein Mensch sollte es sein? Wieviel musst Du mit diesem Menschen gemeinsam haben? Hier ist mein Rat ganz klar: Es muss nicht viel sein. Was wichtig ist, ist gegenseitiger Respekt und Vertrauen, wobei sich letzteres durchaus entwickelt. Ansonsten habe ich besonders davon profitiert, dass meine Mentorin in praktisch jeder Hinsicht das krasse Gegenteil von mir ist, schon beim Geschlecht beginnend. Wo ich sachorientiert bin, ist sie menschenorientiert, wo ich knapp bin ist sie ausführlich, wo ich meine Stärken habe, hat sie ihre Schwächen und umgekehrt. Die Liste lässt sich fortsetzen – der Mehrwert davon, und das ist der Kern dieser Empfehlung, ist, dass ein solcher Mensch Dir hilft, Deine blinden Flecken aufzudecken. Nichts gegen Lernen aus den eigenen Fehlern. Manchmal reicht es aber auch schon, Licht ins Dunkel zu bekommen, um einem Fallstrick erfolgreich auszuweichen. Ich jedenfalls mache immer noch regelmäßig die Erfahrung, dass sie die Dinge sieht, die ich bis dahin gar nicht auf dem Schirm hatte. Das hilft mir bei meiner Entwicklung am meisten.

Viertens möchte ich Dir raten, nicht zu verbissen zu sein, was die Suche angeht. Du kennst vielleicht den passenden Menschen schon und es entwickelt sich. Oder Du probierst es einfach mal aus. Der oder die richtige wird damit kein Problem haben. Wenn Du also in Deinem Leben jemanden „kennst“, dem Du das zutraust, frag doch einfach mal. Mentoring ist für beide Seiten bereichernd. Wenn es passt, hat auch Dein Mentor oder Deine Mentorin Interesse daran, es auszuprobieren. Du kannst auch mal in Deinem Netzwerk herumfragen. Trag für Dich einfach mal zwei oder drei Dir besonders wichtige Eigenschaften zusammen und frag Dich und andere, ob sie jemanden kennen, auf den diese zutreffen. Alles weitere ist eine Entwicklung, die ausprobiert werden muss.

Berater und Coaches sind gut – Mentoring ist in meinen Augen wichtiger

Fünftens und letztens, ich hoffe es wurde deutlich: Ich halte viel von Mentoring, sehr viel. Deshalb vielleicht der wichtigste Tipp: Nutze dieses Mittel. Nicht mit irgendwelchen Angeboten von Beratern und Coaches. Diese Menschen sind gut und wichtig, und in den richtigen Situationen nützlich. Ihr Aufgabenfeld ist aber ein anders. Dein Mentor ist etwas besonderes, eine Vertrauensperson, die Dir helfen soll, Dich und Dein Unternehmen langfristig zu entwickeln. Ich kann sagen, dass jede Investition von Zeit, Geld oder anderen Ressourcen darin gut investiert ist. Es bringt Dich voran.

Hast Du eigene Erfahrung mit Mentoring oder Tipps, wie man den passenden findet? Lass es mich wissen!

Episoden

Mentoren und Mentoring sind keine Erfindung der Neuzeit. Ganz im Gegenteil. Allerdings genießt das Thema in den letzten Jahren immer mehr Aufmerksamkeit. Und das zu Recht!

Ein Mentor kann der entscheidende Erfolgsfaktor für Dich als Nachfolger und Unternehmer sein. Damit er oder sie das ist, sollte die Wahl mit Bedacht getroffen werden.

Deshalb gehe ich in dieser Episode darauf ein, was Mentoring ist, und wie es sich von Coaching abgrenzt. Dazu gibt es einen Einblick in die Anforderungen an einen passenden Mentor und viele persönliche Tipps und Erfahrungen.

Links zur Episode: