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Ich bin vor einiger Zeit über ein Interview mit Bernd Scheifele in der FAZ gestolpert. Eine These darin ist, dass der Chef keine Freunde haben darf. Aber ist das wirklich so?

Freunde im Unternehmen

Ob man Freund im Unternehmen hat, entscheidet sich ja auf zwei Arten und Weisen. Entweder, Du stellst Freunde ein, oder es entwickeln sich Freundschaften. Im Gegensatz zu Herrn Scheifele stehe ich beiden Varianten eher positiv gegenüber, auch wenn sie Herausforderungen mit sich bringen.

Über das Rekrutieren von Freunden habe ich bereits gebloggt. Aber es ist auch durchaus normal, dass sich aus längerer Zusammenarbeit eine Freundschaft entwickeln kann. Ich werde deshalb nicht noch einmal auf die offensichtlichen Risiken eingehen: Es kann sein, dass Du dann auch Freunde entlassen musst, und dass das Verhältnis nicht so professionell ist, wie Du es Dir wünschst. Beides kann die Freundschaft massiv belasten, teilweise auch beenden. Auch bei Impulse gab es dazu einen Artikel.

Der Chef braucht Freunde

Allerdings sind Vorgesetzte auch Menschen. Vielleicht ist es in einem großen Konzern anders. Die Kompetenz, das zu beurteilen, fehlt mir. Aber in einem kleinen Unternehmen, in dem man sich täglich sieht und sich kennt, sind Freundschaften auch oft nützlich.

Menschen sind soziale Tiere. Wir interagieren mit anderen, Einsamkeit kann krank machen. Deshalb ist es gerade in der Rolle der Führungskraft schön, sich mit Freunden auch über die Arbeit austauschen zu können. Arbeitet man im gleichen Unternehmen sind viele Erklärungen unnötig. Das Gespräch kann sich schnell auf die gegenseitigen Bedarfe konzentrieren und dabei helfen, Probleme, Herausforderungen und Belastungen bei Vertrauten zu thematisieren.

Freunde geben guten Rat

Unter der Prämisse, dass das Verhältnis professionell ist (ich meine damit, dass Freundschaft und Arbeitsverhältnis miteinander kombiniert, aber nicht vermischt werden), sind Freunde ein sehr guter Indikator für die Stimmung im Team. Sie geben wertvolle Hinweise, wo der Schuh drückt – oftmals frühzeitiger, als Du es sonst erfahren würdest. Das hilft Dir dabei, schnell Maßnahmen zu ergreifen und Probleme zu lösen, bevor sie zu groß werden.

Durch die persönliche Bindung sind Freunde auch oft die engagiertesten Mitarbeiter. Sie hängen mit ähnlich viel Herzblut am Unternehmen, als ob es ihr eigenes wäre. Beides sind unschätzbare Vorteile.

Und was, wenn…

Das Arbeitsverhältnis kann scheitern, das Unternehmen ebenfalls. Das ist dann der Punkt, an dem sich Freundschaften bewähren, oder eben nicht. Es kann eine sehr schmerzhafte Erfahrung sein und langfristige Folgen haben. Die Emotionen, die man dabei spürt, sind unangenehm. Und dennoch sind sie nützlich, denn sie härten ab. Leider bist Du als Führungskraft oft in der Situation, Entscheidungen treffen zu müssen, die nicht jedem passen. Auch Deinen Freunden nicht. Die Lernerfahrung ermöglicht es Dir, besser damit umzugehen.

Freunde im übertragenen Sinn

Was Herr Scheifele vielleicht auch meint, sind nicht Freunde im wörtlichen Sinn. Über den Sinn einer guten Atmosphäre, einer gemeinsamen Vision und geteilten Werten, braucht man, denke ich, aber auch nicht diskutieren. Ich glaube fest daran, dass sie großen Erfolg bringen und auf Dauer für jedes Unternehmen ein positiver Faktor sind. Deshalb bleibe ich dabei: Es ist schön (und nebenbei motivierend), wenn man als Unternehmer oder Führungskraft nicht das Gefühl hat, alleine zu sein. Wir sind alle nur Menschen.

Bildquelle: birgitta hohenester  / pixelio.de

Ich spreche viel über das, was mich im positiven Sinn bewegt. Wie Du Dir allerdings sicherlich denken kannst, ist natürlich auch als Nachfolger und Unternehmer nicht immer alles eitel Sonnenschein. Mich hat ein Beitrag von Vanessa Weber auf Impulse.de darauf gebracht, auch mal ein paar Worte zu den dunklen Seiten dieser Rolle zu verlieren.

Motivation kommt von innen…

Wenn Du meinen Podcast hörst oder meinen Blog liest, weißt Du, dass ich Motivation für etwas halte, was von innen kommt. Es spielt keine Rolle, ob es dabei um Dein Team oder Dich geht.

Allerdings kann auch bei Dir etwas von außen kommen, und das ist Demotivation. Dazu habe ich einige Beispiele, Dir mir selbst begegnet sind:

Wenn Du ständig in Deiner Rolle hinterfragt wirst, stellst Du Dir vielleicht des Öfteren die Frage, was das ganze soll – als leitender Angestellter irgendwo wärst Du niemals derart im Fokus und könntest genauso gut, vielleicht noch besser, verdienen. Erschwert wird es noch, wenn Du selbst genau das Gegenteil tust, und im Zweifel lieber annimmst, dass Dein Gegenüber weiß, was er oder sie tut. Es ist nie leicht, wenn eigene Regeln nicht für einen selbst gelten.

Ein anderes Beispiel ist das sog. Imposter-Syndrom. Wer diesen Begriff googelt, findet dazu viele Einträge und Berichte. Im Prinzip besagt es, dass Du Dir, insbesondere dann, wenn es sehr gut läuft, oftmals selbst wie ein Betrüger vorkommst. Dann denkst Du Dir „meine Güte, so viel hab ich jetzt auch nicht getan, wie kann das so gut laufen…hoffentlich merkt keiner, dass ich es auch nicht wirklich besser weiß“, oder so ähnliche Gedanken. Dieses Denken kann stark an Deiner Motivation nagen – schließlich gibt es für Nachfolger und Unternehmer eher selten Feedback von außen zur eigenen Leistung und den Erfolgen.

…Demotivation von außen

Vergleichsmaßstäbe sind ein weiteres Beispiel dafür, wie Deine Motivation rapide sinken kann. In den Gruppen, in denen Du Dich berufsbedingt aufhältst, ist immer jemand (und ehrlich gesagt, meist kommt es Dir so vor, als seien es alle), der mehr drauf hat und erfolgreicher ist, als Du. Durch diesen zu Deinen Ungunsten ausgehenden Vergleich wirst Du weiter verunsichert. Allerdings weißt Du natürlich nie, wieviel Wahrheit Du von Deinem Gegenüber bekommst – viele Menschen sind einfach unehrlich in dieser Hinsicht, ob aus guten oder schlechten Gründen spielt keine Rolle. Der Effekt ist aber, dass Du immer weitere Anlässe zur Selbstkritik findest.

Alle genannten Beispiele haben gemeinsam, dass es Dir in Deiner Rolle an direkten, Dir wohlgesonnenen Feedbackgebern fehlt. Das ist normal, alleine statistisch. Die Selbständigenquote in Deutschland liegt bei etwa 10,5%, davon etwas mehr als die Hälfte Soloselbständige. Damit scheiden also rund 95% der Bevölkerung aus, wenn es um qualitatives Feedback geht.

Ein Patentrezept kann ich nicht bieten. Alle genannten Punkte treten bei mir mehr oder minder regelmäßig auf. Ich versuche, ihnen entgegen zu wirken, indem ich eine Mentorin in Anspruch nehme. Auch Partner oder Partnerin kann helfen, je nach Situation allerdings auch nur begrenzt. Bei Freunden ist es ähnlich, auch darüber habe ich bereits gebloggt – es ist schwer, die Situation eines anderen zu verstehen, wenn man sie nicht nachempfinden kann.

Mein wichtigster Tipp ist es, im eigenen Unternehmernetzwerk ein oder zwei Menschen zu finden, denen Du vertraust. Diese verstehen Deine Situation und öffnen sich auch Dir. So bekommst Du Feedback und siehst, dass auch andere sprichwörtlich „nur mit Wasser kochen“.

Einsamkeit

Das passt auch gut als Überleitung zum zweiten Punkt, der Einsamkeit.

Mit Menschen sprechen, unter Umständen auch mit vielen Menschen, ist Teil Deines Jobs. Das heißt aber nicht, dass Du auch ein echtes Verhältnis mit ihnen hast. Ganz im Gegenteil, es ist genauso, wie schon bei der Motivation beschrieben. Es gibt wenige, die Deine Herausforderungen verstehen, und davon ist auch nur ein geringer Teil für Dich als echter Freund oder echte Freundin passend. Die allermeisten Bekanntschaften sind genau das: Oberflächliche Bekanntschaften.

Nun kommt noch ein wichtiger Punkt dazu. Du wirst ja nicht in dieser Rolle geboren. Du hast ja vorher auch schon Freunde gehabt. Viele davon auch schon ein Leben lang. Du hast Partner oder Partnerin. Und trotzdem wirst Du oft einsam sein, weil Dir die Energie fehlt, im Gespräch all die Basisarbeit für gegenseitiges Verständnis zu legen, die erforderlich wäre, um sich wirklich gut auszutauschen. Manchmal führt das sogar dahin, dass langjährige Freundschaften zerbrechen. Ohne gemeinsame Basis ist das auch kein Wunder – das macht es nur leider nicht weniger schmerzhaft.

Es ist ein bitteres Gefühl zu wissen, dass Du alles gegeben hast und es dennoch nicht verhindern konntest. Denn der Preis wäre unter Umständen Dein Lebenstraum, Dein Team oder Deine Überzeugung gewesen. Gegen diese Bitterkeit habe ich kein Gegenmittel für Dich. Aus jüngster Erfahrung kann ich aber eines sagen: Bei den richtigen Menschen kann es wichtig sein, Deine persönliche Energiegrenze zu überschreiten und doch noch einmal viel zu erklären. Oder einfach mal darüber zu sprechen, wie Du Dich fühlst.

Ich finde, es ist wichtig, auch über diese schmerzhafte Seite zu sprechen. Alles andere wäre unehrlich und erlaubt es auch nicht, sich dabei zu helfen.

Zeit, und der Umgang damit

Lass uns abschließend noch ein wenig über Zeit sprechen. Es geht mir nicht darum, Dir zu erzählen, dass Du viel arbeiten musst. Ich denke, das sollte kein großes Geheimnis sein.

Allerdings führt Dich Deine operative Aufgabenlast, plus die Anforderungen Deiner Rolle als Nachfolger und Unternehmer zusätzlich, oft in ein Dilemma. Mir geht es sehr oft so. Der Kalender ist voll, die Aufgabenliste ebenso – selbst wenn die Prioritäten operativ klar sind, und Du alles in den „regulären“ Bürozeiten erreichst, kommen dennoch alle zwei Tage Einladungen zu hochkarätigen Networkingevents diverser Organisationen, zu spannenden Vorträgen oder tollen Weiterbildungsangeboten. Oh, und Du hast ja vielleicht noch Freunde und Familie. Alles in allem läuft es darauf hinaus, dass Du niemals alles wirst wahrnehmen können. Du wirst immer wieder Events verpassen, obwohl sie für Dein Business wichtig sind. Du wirst Dich mit Partner oder Partnerin um gemeinsame und eigene Zeit streiten, und viel seltener mit Freunden etwas unternehmen können, als Du gerne möchtest.

Zeit wird also zur wertvollsten Ressource, und dummerweise ist sie auch noch immer gleich. Du bekommst nie mehr, als Du hast. Das daraus resultierende Gefühl kann ich nur als frustrierend beschreiben. Obwohl mir intellektuell klar ist, dass ich nicht alles tun kann, nicht überall dabei sein kann, nicht allen gleich viel geben kann, obwohl ich das klar verstehe, bin ich oft unglaublich frustriert. Denn mich lässt das Gefühl nicht los, nicht doch etwas wichtiges zu verpassen, eine einmalige Chance, wenn ich nicht noch an diesem einen Event zusätzlich teilnehme, nicht diesen Skill lerne oder an dieser Idee forsche.

Ich vermute, ein Profi wie bspw. Ivan Blatter würde jetzt erst recht sagen „nimm Dir Zeit für Hobbys und Freunde“. Auch das verstehe ich intellektuell. Nur habe ich noch nicht für mich die emotionale Verknüpfung herstellen können. Die Konsequenz ist, dass ich tatsächlich kaum etwas anderes tue, als mein Business. Ich habe zurzeit kaum Hobbys, die mir Freude bereiten und nehme mir auch nicht die Zeit, eines zu finden – denn dazu müsste ich Dinge ausprobieren, für die mir die Zeit zu schade ist. Mit Freunden unternehme ich ab und zu etwas, allerdings viel seltener, als gut wäre. Die Organisation, die Verantwortung es zu tun, ist oft einfach zu viel. Nicht, weil ich diese Menschen nicht schätze, ganz im Gegenteil. Sondern weil ich permanent in Zeitnot und unter einem Mangel mentaler Kapazität  bin.

Auf der Habenseite bedeutet das natürlich, dass ich (hoffentlich) viel seltener als andere Menschen Zeit verschwende. Ich plane und manage meine Zeit sehr genau und bin mir deshalb auch genau bewusst, wofür ich sie ausgebe. Das alleine reicht aber nicht, um dem beschriebenen Gefühl entgegen zu wirken.

Ein Blick hinter die Fassade

Das war jetzt viel aus dem Nähkästchen geplaudert, und auch sehr offen. Bitte versteh diesen Text nicht falsch, sondern ordne ihn in den richtigen Kontext ein. Ich glaube fest daran, dass Wissen das beste Mittel gegen Vorurteile ist. Deshalb möchte ich mit meinem Podcast und meinem Blog ein ehrliches und umfassendes Bild für Nachfolger und Unternehmer zeichnen. Dazu gehört es in meinen Augen auch, einen Blick auf die dunklen Seiten, die alles im Leben hat, zu werfen.

Das heißt aber nicht, dass ich Dir davon abraten will. Im Gegenteil. Das Saldo ist absolut positiv. Ich kann mir nicht vorstellen, mit jemandem zu tauschen. Die Möglichkeit, Themen, die mir wichtig sind, zu bewegen, Menschen weiter zu entwickeln und in einem unglaublichen Team mitzuwirken, das möchte ich nicht missen. Und es übertrumpft die negativen Seiten ganz locker. Sie deshalb verschweigen halte ich dennoch für falsch.

Wer in der Episode 25 meines Podcasts genau hingehört hat, dem ist aufgefallen, dass ich auch Freunde im Unternehmen habe. Angesichts immer größerer Herausforderungen im Recruiting ist es auch wichtig, darüber zu sprechen. Den eigenen Freundes- oder Bekanntenkreis als Option auszuschließen, ist, wie sich vor einem Marathon in den eigenen Fuß zu schießen. Nicht besonders schlau. Allerdings gibt es dabei einige Herausforderungen, die Du vielleicht auf dem Schirm haben solltest, und darüber möchte ich heute schreiben.

Risiken, die Du kennen solltest

Beginnen wir bei den Risiken, die mit Freunden im Unternehmen verbunden sind. Das offensichtlichste ist, dass Du vielleicht eines Tages derjenige bist, der sie entlassen muss. Die Entlassung eines Menschen ist für beide Seiten keine angenehme Situation, über die ich auch schon einmal gebloggt habe. Für eine Freundschaft kann sie auch das Ende bedeuten. Was auch passieren kann, ist dass Euer Verhältnis sich entweder nur noch um die Arbeit dreht (was effektiv das Ende der Freundschaft zugunsten eines Teamverhältnisses bedeutet), oder umgekehrt, dass persönliches in das Unternehmen gebracht wird. Beides ist schädlich.

Weniger offensichtlich ist das dritte Risiko. Durch die, unter Umständen lange, Freundschaft, geht man natürlich anders miteinander um, als mit anderen Teammitgliedern, zu denen kein enges persönliches Verhältnis besteht. Das kann beidseitig schädlich sein. Du, als Nachfolger und Unternehmer, behandelst nicht alle gleich. Der Rest des Teams merkt das natürlich – wenn es nicht thematisiert wird, kann das zu Unzufriedenheit führen, weil eine wie auch immer geartete Bevorzugung bewusst oder unbewusst unterstellt wird. Umgekehrt ist es für Dich auch nicht immer einfach, wenn Du aus dem Team nicht gleichartig behandelt wirst. Ein Freund nimmt sich vielleicht mehr raus, findet andere Worte oder nutzt sein Wissen, um bestimmte Hebel bei Dir zu bewegen. Das kann bei Dir, aber auch bei anderen, komplett falsch ankommen

Es gibt auch viele Vorteile

Natürlich hat es nicht nur Nachteile, Freunde ins Unternehmen zu holen, ganz im Gegenteil. Bei Freunden sparst Du Dir viele Hürden beim Recruiting. Im eigenen Interesse kannst Du einfach offen über alles sprechen, von Erwartung bis Gehalt, und damit viele potentielle Streitpunkte direkt eliminieren. Es ist für beide Seiten deutlich einfacher, diese Dinge auszutauschen. Je nach Position kann das besondere Vertrauen, dass eine gewachsene Freundschaft mit sich bringt, von großem Vorteil sein. Die Abwägung, was in welcher Situation wem anzuvertrauen ist, wird dadurch beschleunigt.

Dazu kommt, dass Du von Freunden vermutlich sehr viel öfter und direkter Feedback bekommst, als von anderen. Das ist jedenfalls meine Erfahrung. Das ist nicht immer einfach, speziell wenn es sich um Kritik handelt, gibt Dir aber unheimlich gute Einblicke, an welchen Stellen Du arbeiten musst. Diese Art von Feedback hättest Du ohne die persönliche Beziehung nicht. Ein letzter Vorteil, der mir immer wieder auffällt, ist, dass sich die persönliche Beziehung, und das Herzblut, das darin steckt, sich auch auf das Unternehmen überträgt. Es mag auch an meiner konkreten Erfahrung liegen und nicht übertragbar sein, sollte aber erwähnt werden: Freunde scheinen im besonderen Maße für das gemeinsame Projekt zu brennen.

Was Du tun kannst, damit das gemeinsame Projekt erfolgreich ist

Unter der Prämisse, dass Du das, was Du gerade gelesen hast, für sinnvoll erachtest und vielleicht auch passende Menschen in Deinem Freundeskreis hast… was habe ich an Tipps für Dich, damit das auch gut klappt?

Mein erster Tipp ist Transparenz. Wenn ein Freund oder eine Freundin ins Unternehmen kommt und sich dem Rest des Teams vorstellt, empfehle ich Dir, gleich klar zu stellen, dass es eine persönliche Bekanntschaft gibt. Transparenz schafft Vertrauen und Du vermeidest so Missverständnisse, insbesondere wenn das restliche Team eine andere Art der Kommunikation untereinander wahrnimmt. Das gilt natürlich auch, und zwar ganz besonders, im Hinblick auf spätere Zugänge. Ich denke, jedem neuen Mitarbeiter, jeder neuen Mitarbeiterin, ist klar, dass er oder sie nicht von Tag eins an das gleiche Verhältnis hat, wie der Teil des Teams, der Dich schon länger kennt. Sie nehmen aber im besonderen Maße auch vorhandene Unterschiede, bspw. durch Freundschaften, wahr. Wir hatten kürzlich den Fall, dass mein Freund mich in einem Meeting, bei dem auch ein neuer dabei war, relativ hart angegangen hat. Das habe ich im Gespräch dann thematisiert. Damit das nicht zu Schwierigkeiten führt, solltest Du auch mit späteren Zugängen das gleiche tun, nämlich sie über eventuelle persönliche Beziehungen informieren.

Die Freundschaft ändert sich – pflegt sie!

Eure Freundschaft wird sich verändern, das ist normal. Wenn man auch viel Zeit in einem Unternehmen zusammen verbringt, tritt sie manchmal in den Hintergrund. Wirklich vermeiden lässt sich das, denke ich, nicht. Du kannst Dir aber ganz bewusst Freundeszeit nehmen, in der es nur um Euch geht. Nicht die Firma, nicht das Produkt, nicht Kolleginnen und Kollegen, sondern nur um Eure Freundschaft und deren Pflege.

Mein letzter Tipp ist vielleicht die größte Herausforderung für Dich. Du solltest Dir klar sein, dass Du bei Freunden besonders sensibel für den Umgang miteinander sein musst, sowohl direkt, als auch in Gegenwart anderer. Deine Aufgabe als Nachfolger und Unternehmer ist es, hier mit Beispiel voran zu gehen und klar zu machen, welche Form des Umgangs Du erwartest und diese hier ganz besonders vorzuleben. Meine Empfehlung ist es, sie so professionell zu halten, wie es geht – der Eindruck von Bevorzugung, in egal welcher Hinsicht, birgt das Risiko, Dein Team nachhaltig zu schädigen. Es ist also in Deinem Interesse und in Deiner Macht, die Vorteile, die Freund im Unternehmen haben, zur Geltung zu bringen ohne dabei die Risiken aus den Augen zu verlieren.

Hast Du auch persönliche Freunde im Unternehmen? Hast Du dabei die gleichen Erfahrungen gemacht? Teile sie, damit auch andere davon profitieren können!

Ich habe in diesem Blog schon öfter darüber geschrieben, wie sich die Unternehmensnachfolge auf Deine Arbeit auswirkt. Das ist natürlich nicht darauf beschränkt. Denn auch auf Dein Privatleben übt Deine neue Rolle einen Einfluss aus.

Dabei sehe ich drei Hauptthemen: Den Unterschied zwischen Arbeitnehmer und Unternehmer, die Auswirkungen auf Freundschaften und die Folgen für Deine Familie. Eines ist dabei klar – das sind alles meine Erfahrungen. Es kann bei Dir völlig anders aussehen.

Unterschiede zum Arbeitnehmerdasein

Im vergangenen Jahr war ich öfter krank. Tochter in der Kita bedeutet, dass sie vieles von dort mitbringt. Das blieb nicht ohne Auswirkung auf mich oder meine Familie. Nur gibt es für Unternehmer keine Krankenscheine. Das klingt erst einmal banal, ändert für Dich aber sehr viel. Es ist manchmal nicht die Frage, ob Du arbeiten kannst, sondern ob Du es musst. Umgekehrt gilt das natürlich auch, wenn alles super läuft, kannst Du auch kürzer treten.

Ich habe ein tolles Team, was mich nach Kräften unterstützt. Und dennoch blieb es nicht aus, dass ich des öfteren krank im Büro saß. Überhaupt, Deine Zeiten sind einfach nicht klar umrissen. Das ist kein Nachteil, denn es ist ja auch im Trend, zeitlich und örtlich flexibel zu arbeiten. Allerdings bedeutet es oft auch Missverständnisse in der Kommunikation: „Kannst Du nicht mal abschalten?“. Damit, und mit den Reaktionen anderer darauf, musst Du klarkommen. Ein Geschäftsführervertrag hat keine Wochenstundenzahl. Zu Deinem Job gehören viele Termine in Zeiten, die andere klar als Freizeit deklarieren.

Du genießt auch keinen Schutz durch die Arbeitslosenversicherung. Das macht vielleicht im ersten Augenblick Angst, allerdings darfst Du Dich natürlich auch fragen, wer denn tendenziell zuletzt entlassen wird. Dein Gehalt ist frei definierbar – in aller Regel unterliegt es aber natürlich den Grenzen von Leistungsfähigkeit des Unternehmens, Anstand und Moral und den Anforderungen des Finanzamts (zu niedrig darf es spannenderweise auch nicht sein, zu hoch ebenfalls nicht). Und nicht zuletzt ändert sich die Wahrnehmung durch andere, sowohl intern als auch extern. Öffentlich sind mit Unternehmern viele Vorurteile verbunden, manche zu Recht, andere zu Unrecht. Darüber habe ich schon einmal gebloggt. Aber auch intern kann es neue Herausforderungen geben. Ich werde von denen, die meinen Vorgänger noch erlebt haben, oft darauf angesprochen, dass ich oft nicht da sei. Ja, und das halte ich für richtig und notwendig! Der Unterschied liegt darin, wie ich meine Aufgaben und Ziele sehe.

Auswirkungen auf Freundschaften

Vorab, ich habe das große Glück, tolle Freunde zu haben, deshalb hielten sich die Auswirkungen in Grenzen. Deutlich beobachtbar waren und sind sie trotzdem

Also, was habe ich konkret erlebt:

Ich habe Freunde verloren. Nicht direkt, also mit der Ansage „Mit Dir Unternehmer will ich nichts mehr zu tun haben“, aber indirekt schon. Die Lebensrealitäten waren immer weiter voneinander entfernt und beide Seiten haben ihre Kommunikation dem nicht angepasst. Es ist verführerisch einfach zu glauben, dass der Gegenüber einen schon so versteht, wie man es meint – oder im Umkehrschluss, dass der Gegenüber schon merkt, wenn mir was nicht passt. Ohne darüber zu sprechen, vor allem rechtzeitig zu sprechen, kann dieser Mangel an Kommunikation zu einem Mangel in der Beziehung werden. Mir ist es passiert. Ich habe nicht wahrgenommen, dass meine Kommunikation sich einerseits nicht ähnlich weiter entwickelt hatte wie mein Leben, andererseits dass es Bedarf gegeben hätte, die “Wellenlängen” öfter aufeinander anzupassen (und dass das möglich ist, wenn man die Arbeit investiert). Im Ergebnis wurde mir von einem langjährigen Freund, der sogar mein Trauzeuge war, die Freundschaft aufgekündigt. Dieser Verlust tut mir auch heute noch unverändert weh.

Ich habe auch Freunde gewonnen. Als Unternehmer lernt man im Rahmen des Networking viele Menschen kennen. Viele, die allermeisten, bleiben dabei eben genau das, nämlich Netzwerk. Einige wenige werden zu neuen Freunden. Und diese sind doppelt wertvoll. Einmal, weil Freunde generell wichtig sind, und weil sie Deine Lebensrealität kennen. Das Gespräch mit Ihnen ist oft leichter, da bestimmte Prämissen nicht erklärt werden müssen und sie Aussagen einzuordnen wissen

Neue Perspektiven in alten Freundschaften

Mit vielen langjährigen Freunden, die selbst Angestellte sind, ändert sich die Form des Gesprächs. Auch hier, wieder meine ganz persönliche Erfahrung – man spricht ja unter Freunden oft von der Arbeit. Dieses Gespräch wird, wenn Du Nachfolger und Unternehmer bist, für Dich dann anders sein, als es vielleicht vorher war. Das beginnt bei ganz kleinen Dingen. Dadurch, dass Du die Arbeitgeber-Position einnimmst, siehst Du manche Themen eben aus einer anderen Perspektive, bei denen man vorher einfach gemeinsam eine Position hatte. Das können Kleinigkeiten sein (Krankenscheine, Urlaubsplanung, Vorgesetztenkritik….). Ich habe es eingangs erwähnt, ich habe das Glück, tolle Freunde zu haben, die mir im Laufe der Zeit auch einige Streitgespräche dazu nachgesehen haben. Es dauert eine Weile, bis man sich eingespielt hat. Mir hat es geholfen, manchmal, sogar oft, gar nicht mehr über meine Arbeit zu sprechen, sondern nur Feedback zu geben. Das hat viele Auseinandersetzungen erspart. Umgekehrt muss ich insbesondere meinen engsten Freunden da ein Kompliment machen. Nachdem ich das einfach mal angesprochen habe, haben sie sich größte Mühe gegeben, darauf einzugehen und die verschiedenen Perspektiven wahrzunehmen. Es lohnt also sehr, wenn Du auf die Meta-Ebene gehst und über diese Perspektiven sprichst, bevor Ihr zu den Inhalten zurückkommt.

Die Gesamtzahl aller Bekanntschaften wird, außerhalb des reinen Networkings, geringer. Alleine, weil Deine Zeit begrenzt ist. Das gleiche gilt für gemeinsame Hobbys und Events. Natürlich, wenn Du mal richtig erfolgreich bist, und Dutzende oder gar hunderte Menschen für Dich arbeiten, Du keine operativen Aufgaben mehr hast, ist das vielleicht anders. Die allermeisten Nachfolger haben diese Situation aber nicht gleich, sondern erarbeiten sie sich über Jahre. Und bist dahin steckt viel Arbeit darin. Ich kann nur empfehlen, hier gegenzusteuern, indem Du gezielt Zeiten im Voraus blockst und mit Deinen Freunden wenige, dafür schöne Events machst.

Auswirkungen in der Familie

Die Unterschiede zum Arbeitnehmertum haben natürlich auch Auswirkungen auf die Familie.

Die erste ist keine Überraschung: Im Zweifel wird Deine Familie zurückstecken müssen, wenn etwas brennt oder kritisch ist. Dich fängt eben, wie eingangs erwähnt, keine Versicherung auf und Deine Aufgaben kannst Du auch nicht immer delegieren. Manches kannst nur Du machen. Und das passiert im Zweifel in der Zeit, in der Dein Team zu Hause bei der Familie ist.

Daraus resultiert natürlich, dass Deine Partnerschaft anders funktioniert. Dazu gab es bei Follow-Up.fm bereits eine Episode mit meiner Frau. In jedem Fall erfordert es sehr viel mehr Absprachen einerseits, und Flexibilität andererseits. Es ist Reiz und Fluch zugleich, zumindest aus Perspektive des Familienlebens, dass Du als Nachfolger jeden Tag neue Dinge erlebst.

Die gleichen Diskrepanzen in der Perspektive, wie ich sie auch bei den Freunden beschrieben habe, gelten natürlich auch für die Familie. Da tun sie nur noch mehr weh. Wenn also in Deiner Familie vor allem Angestellte sind, können Gespräche ähnliche Verläufe annehmen. Dazu kommt, speziell bei Nachfolgern, noch oft die Aussage, dass „Nachfolge ja einfach ist“. Über diesen Mythos habe ich schon einmal ausführlicher gesprochen.

Zeitsouveränität geht in beide Richtungen

Es gibt natürlich auch Vorteile: Wenn es läuft, kannst Du Deine Zeit viel freier einteilen. Kind in die KiTa oder Schule bringen? Das ist unter Umständen viel einfacher, als für Angestellte. Das erweckt natürlich auch manchmal falsche Erwartungshaltung. In der vergangenen Woche hattest Du die Möglichkeit, jeden Abend da zu sein und die Kinder zu betreuen – das kann in der kommenden Woche aber völlig anders aussehen. Die Kommunikation innerhalb der Familie wird zur Herausforderung. Eine, die ich auch noch nicht zufriedenstellend gelöst habe.

Du wirst manchmal nicht schlafen oder abschalten können. Das klingt jetzt vielleicht für viele bitter oder nicht nachvollziehbar. Oft wirst Du Dir den Montag herbeisehnen oder nachts aufstehen und arbeiten. Die Diskrepanz zwischen dem Wissen, was alles ansteht und an Zielen erreicht werden soll und der gleichzeitigen Erwartungshaltung an ein „normales“ Familienbild kann oft groß sein. Es ist eben kein „normales“ (im Sinne von wie es dir Mehrheit der Menschen hat) Leben, das Du führst.

Bestimmte gesellschaftliche Konventionen wirst Du vermutlich verletzen. Beispiele dafür sind Elternabende und Co. – Ja, es mag wünschenswert, richtig und wertvoll sein, daran teilzunehmen, oder Dich in Vereinen zu engagieren. Zumindest solange Du noch operative Aufgaben hast, ist das meistens nicht möglich. Ich habe es bis heute nicht geschafft, und sehe dafür auch in absehbarer Zukunft keine Möglichkeit – neben Unternehmen, Familie, Ehrenämtern bei IHK, SOG, WJ und Familienunternehmern, zwei Podcasts und einem Blog. Manche dieser Dinge sind obligatorisch. Du brauchst also eine Familie, die Dich unterstützt.

Mach es trotzdem

Nachfolger und Unternehmer sein ist toll. Und es ist ein großer Unterschied zu den meisten anderen Menschen (zumindest noch). Dieser Unterschied beeinflusst Dein Privatleben u. U. massiv. Dein Freundeskreis und Deine Familie müssen sich neu mit Dir arrangieren. Und Du mit ihnen.

Mein Tipp: Sprecht viel über die Metaebene, über die Art, wie Ihr kommunizieren wollt, wo Ihr Herausforderungen seht, und so weiter. Das kann einige der gröbsten Schwierigkeiten verhindern. Akzeptiert, dass das Bild, das Menschen von Unternehmern haben, in vielerlei Hinsicht von Unwissen geprägt ist. Du kannst Dich damit arrangieren oder versuchen, es zu ändern. Ich habe mich für letzteres entschieden, deshalb podcaste und blogge ich über das Thema. Ich würde aktuell mit niemand tauschen wollen und hoffe, dass ich etwas von meiner Begeisterung weitergeben kann – ich möchte Dir aber auch ein realistisches Bild vermitteln.

Episoden

Viel Geld, Gestaltungsfreiheit, ein tolles Netzwerk… jedem von uns fallen tolle Dinge ein, die wir mit dem Unternehmertum verbinden. Unabhängig davon, dass sie nicht immer alle so zutreffen müssen.

Allerdings lernst Du als Nachfolger und Unternehmer auch dunkle Seiten kennen. Ich glaube, dass es wichtig ist, ein ehrliches Bild zu zeichnen. Deshalb spreche ich in dieser Episode über drei Dinge, die mich regelmäßig beschäftigen.

Vielleicht erkennst Du Dich ja darin wieder – oder Du lernst im Voraus, Dich darauf einzustellen. Denn tauschen möchte ich dennoch mit niemandem. Meine Aufgabe ist es, alle Seiten der Nachfolge zu beleuchten. Auch diejenigen, über die nicht so gerne gesprochen wird. Die gehören genauso dazu, wie all die schönen Erlebnisse, über die ich bei Follow-Up.fm spreche.

Links zur Episode:

In meinem Unternehmen rekrutiert sich etwa die Hälfte des Teams aus dem Kreis der Freunde und Bekannten (oder deren Freunde und Bekannte).

Einen Freund oder eine Freundin als Mitarbeiter zu rekrutieren, birgt viele potentielle Vorteile und einige klare Risiken.

In dieser Episode möchte ich deshalb sowohl auf die Nachteile als auch die guten Seiten eingehen und dazu einige Tipps geben, wie wir damit (bislang erfolgreich) umgegangen sind.

Wer wissen möchte, worauf sich das alles bezieht, kann zur Einstimmung noch einmal in die Episode 25 hinein hören.

Arbeit und Privatleben zu trennen ist eine persönliche Entscheidung. Als Nachfolger und Unternehmer wird Dir diese vielleicht abgenommen. Weil es eben kein “normales” Leben ist (in dem Sinne, dass die Mehrheit so lebt), gibt es für Dich Unterschiede zu Angestellten.

Diese Unterschiede zu kennen ist der erste Schritt. Der zweite besteht darin, die Auswirkungen wahrzunehmen, die sie auf Freundschaften und Familie haben. Die will ich anhand meiner bisherigen Erfahrungen aufzeigen.

Vielleicht hilft Dir das, Dich besser darauf einzustellen und frühzeitig mit Freunden und Familie einen Weg zu finden, damit umzugehen. Dabei knüpfe ich auch an die Episoden Nummer 3 und 14 von Follow-Up.fm an.

Links zur Episode: