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Das neue Zeitalter birgt Informationen zu jeder Zeit in vielen Formen. Texte, Videos, Tweets, Reddit – wer möchte kann den ganzen Tag nur Information zu sich nehmen. Wer sich mit Personal Knowledge Management beschäftigt, legt auch viele dieser Informationen ab. Allerdings besteht im Sammeln eine Gefahr, die die meisten kennen.

Collectors Fallacy

Die Rede ist von der sogenannten Collectors Fallacy. Wer schon einmal in der Schule oder im Studium eine Hausarbeit schreiben musste, kennt das Gefühl. Sobald das Thema bekannt ist, zieht man los und sucht sich Material dazu. Ob man dazu in eine Bibliothek geht oder den Browser öffnet, spielt eigentlich keine Rolle. Die älteren kennen das Gefühl, am Kopierer zu stehen und am Ende mit einem Stapel Seiten das Gebäude zu verlassen.

Für das Thema spielt es aber keine Rolle, ob es dieser Stapel, oder eine Linksammlung ist.

Das gefährliche daran ist, dass es Freude bereitet. Das Sammeln von Dingen schüttet Glückshormone aus. Das ist ein Grund, warum es so viele Hobbys gibt, die Sammeln beinhalten. Es geht nicht mal zwangsläufig darum, etwas mit der Sammlung anzufangen – der Besitz ist das entscheidende.

Vorsicht vor dem reinen Sammeln

Das gleiche trifft leider auch bei Informationen zu. Es fühlt sich toll an, Quellen zu suchen, zu entdecken, geordnet abzulegen. Der Haken: Das Sammeln ist nicht die Arbeit. Information irgendwo zu haben, ist kein Wissensaufbau. Ganz im Gegenteil. Je nach Menge der Informationen kann es sogar schwerer sein, damit etwas anzufangen.

Viele andere Autoren haben dazu bereits geschrieben. Als Beispiele seien hier Christian bei Zettelkasten.de und Matt Giaro bei Medium.com genannt.

Das, was diese beiden schreiben, kann ich nur bestätigen. Es ist unglaublich wichtig, Information zu verarbeiten nachdem man sie gesammelt hat. Der einfachste Weg ist derjenige, den ich kürzlich beschrieben habe. Es muss nicht immer der ausgefeilte Zettelkasten mit dutzenden Links sein. Eine einfache Zusammenfassung und Ordnung der Information ist oft völlig ausreichend.

Lass Dich nicht von Deinem Hirn veräppeln

Kurz gesagt, lass Dich nicht von den ausgeschütteten Hormonen täuschen. Auch die ausgefeilteste Suchfunktion ist kein Ersatz für eine von Dir geschaffene Ordnung und die Verarbeitung von Informationen.

Denn die Kehrseite ist, dass die schnelle Verfügbarkeit (und damit die vermeintlich unnötige Verarbeitung) zu großen Problemen in Aufmerksamkeit, Leseverständnis und Ausdauer führt. Ein Grund, warum (kurze) Videos so erfolgreich sind. Es kann also ein echter Wettbewerbsvorteil sein, diesem Trend nicht nachzugeben.

Bildquelle: Kurt Michel  / pixelio.de

Ich freue mich ja immer, neues auszuprobieren. Oder, wie in diesem Fall, eigentlich altes. Dazu komme ich gleich. Im Bereich des Personal Knowledge Managements gibt es viele Methoden, die Erfolg versprechen. Mit Zettelkasten habe ich mich auf diesem Blog ja bereits auseinandergesetzt. Ende letzten Jahres habe ich aber auch das Buch “Building a Second Brain” von Tiago Forte gelesen. Er beschreibt darin eine andere Technik, das eigene Wissen nutzbar zu machen.

Der Zettelkasten von Niklas Luhmann – antikes Hyperlinking

Jeder von uns kennt Hyperlinks. Mittlerweile benutzen wir sie täglich. Ohne Hyperlinking gäbe es das Internet, wie wir es kennen, gar nicht. Allerdings ist das Prinzip dahinter keine neue Erfindung, sondern war auch im Zettelkasten von Niklas Luhmann bereits präsent. Wenn auch in analoger Form.

In aller Kürze dargestellt: Luhmann sammelte sein Wissen auf selbstgeschriebenen kleinen Zetteln, die er mit einer Systematik aus Zahlen und Buchstaben thematisch gruppierte und miteinander verband. Das Ergebnis war, quasi, ein persönliches Wikipedia auf Papier. Er war darin so konsequent, dass er in kürzester Zeit alles Material für Veröffentlichungen zusammen hatte. Im Prinzip war jeder Artikel oder jedes Buch letztlich nur eine Zusammenfassung der Zettel zu diesem Thema. Die Verknüpfung mit anderen Bereichen stellte sicher, dass er seinen wissenschaftlichen Arbeitsbereich voran bringen konnte, indem er neue und verwandte Gedanken mit in das Bekannte einfließen lies.

Heutzutage gibt es auch viele Wege, einen digitalen Zettelkasten zu betreiben. Die Vorteile liegen auf der Hand – wir können beliebige Formate unterbringen, die Verlinkung ist leicht möglich und die Suchfunktion der meisten Werkzeuge hilft dabei, neue Verknüpfungen zu erstellen. Der Nachteil ist der hohe Pflegeaufwand, der damit einhergeht. Es geht explizit darum, sich nicht nur auf die Suche zu verlassen, sondern aktiv Verknüpfungen zu ziehen und daraus entstehende neue Gedanken festzuhalten.

Wer mehr dazu lesen möchte, dem empfehle ich diese Webseite.

Progressive Summarization – kennen wir alle aus der Schule

Aus unserer Schulzeit wird uns das, was Tiago Forte als progressive summarization bezeichnet, sehr bekannt vorkommen. Er schlägt vor, neues Wissen, zum Beispiel einen gespeicherten Artikel, durch mehrere Phasen nutzbar zu machen. Die erste Arbeit besteht darin, die wichtigen Teile des Artikels zu markieren und ihn damit zu verkleinern. Das wiederholt er nun so oft es nötig ist, bis aus dem ursprünglichen Stück Wissen die absolute Essenz, in eigenen Worten formuliert, übrig bleibt.

Das gleiche haben wir in der Schule vor Klassenarbeiten gemacht. Der zu lernende Stoff wurde erst gesammelt, und dann die wichtigsten Teile herausgeschrieben. Oft auch mehrmals (und bei manchen in Form eines Spickzettels endend). Insofern hat diese Methode den Vorteil, dass sie uns eigentlich bekannt ist und leicht fällt.

Gleichzeitig spricht Progressive Summarization nicht gegen Verlinkung. Mit digitalen Tools können die daraus entstehenden Stücke von Wissen sowohl geordnet, als auch thematisch gruppiert und verlinkt werden. Das Prinzip einer Map of Content aus dem Zettelkasten kann hier sogar ergänzend wirken.

Nur Schreiben bedeutet echten Wissensaufbau

Was beide Methoden vereint ist, dass sie sich insofern einig sind, dass nur Schreiben (in eigenen Worten) zu dauerhaftem Aufbau von Wissen führt. Das vorherige Sammeln von Wissen befriedigt unser Gehirn, aber ist letztlich kein echtes Wissen, da wir es nicht nutzbar gemacht haben. Dem kann ich mich, aus eigener Erfahrung, nur anschließen: Wer schreibt, in eigenen Worten, verinnerlicht Dinge. Zwar noch etwas besser, wenn es per Hand passiert, aber angesichts der schieren Menge ist heutzutage ein digitales Werkzeug dennoch eine gute Idee.

 

Bildquelle: RainerSturm / pixelio.de

 

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