Meine Uhren ticken klar anders, als die der meisten Teilnehmer. Jedes Mal, wenn ich um 11:30 Uhr in einer Session sitze, dankt der Stagemanager dafür, dass man „so früh da ist“. Naja, alles zu seiner Zeit. Ich hoffe, es war nicht mein letzter Congress.

Methodisch Inkorrekt live…mit „one more thing“

Erste Session für mich waren zwei Stunden Methodisch Inkorrekt live. Ein einziges Fest! Das Thema waren alternative Nobelpreise für Forschung, über die man lacht, die dann aber zum Denken anregt.
Unter den Preisträgern war beispielsweise eine Arbeit, die belegte, dass Katzen oftmals kein Festkörper, sondern flüssig sind. Mit mathematischer Formel! Oder die Forschung darüber, ob sich Ekel messen lässt. Auf der Bühne wurde das auch intensiv getestet. Mit Käse, Haggis und Insekten, die danach auch im Publikum verteilt wurden.
Das beste kam aber zum Schluss. Reinhard machte seiner Freundin vor 4.000 Menschen einen Heiratsantrag! So viel Applaus bekommt man vermutlich selten dafür. 🙂

Autonome Waffensysteme und bekannte Fehler in der Softwareentwicklung

Ich blieb im Saal sitzen. Der folgende Talk sprach über die Probleme in der Regulation autonomer Waffensysteme. Dabei wurde auch immer wieder betont, dass solche Systeme nicht gleich aussehen wie der Terminator. Sie sind vielmehr schon da, und es fehlt an vielen Stellen an Regulation. Die Hoffnung, dass solche Systeme gänzlich verboten werden, ist gering. Deshalb gab der Talk einen schönen Einblick in die Vor- und Nachteile, und warum Regulation wichtig ist.
Im Anschluss wurde es heiterer. Fefe zeigte anhand weit verbreiteter Beispiele aus der Softwareentwicklung, welche eigentlich guten Ideen dort schief laufen. Ob Unit Tests, Build Server, oder Versionierungssystem – meist scheitert es eher an der Implementation, als an der Idee dahinter. Die vielen Lacher im Saal zeigten, dass sich viele wieder erkannten.

Es dauerte bis Tag drei: BITCOIN!

Eines der Buzzwords der jüngeren Vergangenheit ist mir bis heute noch nicht begegnet. Den angebotenen Vortrag dazu wollte ich deshalb mitnehmen. Genauer ging es dabei um Cryptocurrencies, Smart Contracts und verwandte Themen. Der Speaker ging der Frage nach, ob sie wirklich so revolutionär sind. Er sollte es wissen, immerhin ist er Gründer einer Cryptowährung namens ZCash.
Um ehrlich zu sein, in diesem Talk habe ich gemerkt, dass mir noch sehr viel Basiswissen fehlt. Um viel vergleichender Analyse folgen zu können, sollte man die Basisannahmen verstehen. Es motiviert mich aber, da noch einmal rein zu schauen.

Inside AFD

Mein Abschluss heute war ein Theaterstück: „Inside AFD“. Da dieses nicht aufgezeichnet wurde, war es mir wichtig, selbst dabei zu sein. Vermutlich liegt es mit meinen recht geringen Berührungspunkten mit Kunst, dass ich hier keine sinnvolle Wertung abgegeben kann. Ich fand jedenfalls die Ideen darin, und insbesondere die drei Schauspieler, klasse. Dass ich allerdings alles verstanden habe, das würde ich nicht mal ansatzweise behaupten.

Auf der Suche nach Mr. Neumann

Tag drei, Star Trek drei… es bietet sich an. Ich halte immer noch die Augen nach Linus Neumann und Tim Pritlove offen. Unter 15.000 anderen allerdings fällt es mir schwer. Denen würde ich auch gerne noch danke sagen, sowohl für ihre Arbeit als Sachverständiger (Linus), als auch für Logbuch: Netzpolitik, das ich sehr gerne und regelmäßig höre. Plus natürlich die Tools und die Inspiration, selbst Podcasts zu machen (Tim).

Vielleicht habe ich morgen Glück, ist auch die letzte Chance. Parallel bereite ich auch mal meinen Abschluss-Blog vor. Was ich in jedem Fall schon sagen kann: Ich brauche noch mindestens einen Congress-Besuch, um mich voll darauf einzulassen – zu vieles ist fremd und/oder unbekannt, und meine eigene mangelnde Fähigkeit, hier einfach „den ersten Schritt“ zu machen, steht mir im Weg. Mehr Vorbereitung, sich vorher über viele Dinge informieren, das wäre sicherlich schlau gewesen. Und einfach nach Anschluss zu fragen auch.

Naja, es wird wohl noch einen Congress geben, ich kann ja noch üben 🙂

Dieser Tag auf dem 34C3 begann anders, als ich erwartet hatte. Ursprünglich wollte ich erst gegen 14 Uhr ins Vortragsprogramm einsteigen. Stattdessen bin ich spontan in eine Session zu Fake News und Social Bots gegangen – und bin dafür sehr dankbar!

Social Bots gewinnen Wahlen? Not really!

Michael Kreil hat sich die Mühe gemacht, mal der Behauptung, Social Bots und Fake News wären wahlentscheidend, nachzugehen. Dazu hat er sich mehrere Arbeiten von Wissenschaftlern angesehen sowie die Twitter-API strapaziert. Das Ergebnis ist mehr als überraschend und auch sehr deutlich. Genauer sind es eigentlich mehrere Ergebnisse:

    1. 1. Die Kriterien auch sehr renommierter Hochschulen (Oxford!) zur Identifikation von Social Bots sind Blödsinn. Sie wurden im Laufe des Vortrags widerlegt.
    1. 2. Bots sind durchaus teilweise zu erkennen – aber nicht anhand ihres immensen Einflusses. Ganz im Gegenteil, denn…
    1. 3. …gerade die Bots, die bei Wahlen aktiv waren, sind praktisch einflusslos. Teilweise nutzen sie sogar nur automatisiert die „Trending Topics“, haben einstellige Followerzahlen, etc.
    1. 4. Diejenigen Accounts, die von einigen Wissenschaftlern aufgrund der eigenen Kriterien als Bots markiert wurden, sind keine. Sondern Menschen, die einfach recht aktiv sind.
    1. 5. Fake News sind kein relevantes Thema für die Wahlen gewesen. Spannend auch die Frage nach Henne und Ei – würden die „Gegner“ von Fake News sie nicht aufgreifen und Gegendarstellungen schreiben, spricht einiges dafür, dass sie in der Filterblase der Anhänger dieser News geblieben wären.

Alles in allem ein unglaublich gelungener Vortrag. Unterhaltsam, klar, tolle Nutzung von Daten und grafischer Darstellung – das ist der Grund, warum ich hier bin! Golem.de hat auch schon darüber berichtet.

Man trifft sie überall: Die Saarländer

Auf dem Weg durch die Halle zuvor war ich übrigens mit einigen Jungs ins Gespräch gekommen. Wenige Meter später zeigte sich, dass sie die gleiche Anreise wie ich hatten. Herzliche Grüße an den Hackerspace Saarbrücken!
Im Anschluss an den ersten Vortrag konnte ich Fefe noch kurz danken. Sein Blog und der Podcast Alternativlos sind absolut empfehlenswert und für mich regelmäßige Lektüre und Unterhaltung. Dafür darf man sich auch mal bedanken.
Am frühen Nachmittag habe ich zwei Vorträge zum Thema Machine-Learning gehört. Bei beiden konnte ich nicht allen Aspekten folgen. Die Beispiele dafür, wie wichtig gutes Training und auch Hinterfragen von solchen „künstlichen Intelligenzen“ ist, waren jedoch beeindruckend.

Jahresrückblick des CCC: Dystopia

Vor dem, für mich als Außenstehenden auf jeden Fall obligatorischen, Jahresrückblick des Clubs kam ich im Laufe des Tages noch mit einem Vertreter des Vereins Digitalcourage ins Gespräch. War klasse sich auszutauschen, der Mitgliedsantrag war schnell ausgefüllt. Finde ich sehr unterstützenswert! Zudem gab es noch das neue Buch von Marc-Uwe Kling (Affiliate Link) obendrauf.
Der Blick zurück auf 2017 klang dystopisch. WannaCry, Netzwerkdurchsetzungsgesetz, Vorratsdatenspeicherung, eID-Gesetz, Videoüberwachung mit Abgleich biometrischer Daten, PC-Wahl… es liest sich wie 1984 reloaded und potenziert. Es gab einige Lichtblicke. Ich fand das Projekt Chaos macht Schule sehr spannend und beeindruckend. Es ist im Prinzip das gleiche, wie wir bei den Wirtschaftsjunioren machen – an Schulen Wissen weitergeben, dass die Schüler sonst dort nicht bekämen und wir für wichtig halten. Mit allen Aussagen zu dem Projekt stimme ich allerdings nicht überein. Klar kann man es kritisch sehen, wenn Apple oder Google in den USA ganze Schulen ausstatten. Allerdings bringt das auch was, denn dort gibt es dann die beobachteten Mängel nicht mehr. Bei aller Überzeugung für möglichst offene und freie Systeme, das muss auch bezahlt werden. Wenn ich mich entscheiden müsste, meinen Schülern absolut wichtiges Wissen und Möglichkeiten vorzuenthalten, oder die notwendigen Dinge eben mit einem aufgedruckten Apfel zu bekommen… ich finde das, sehr richtige, Ziel sollte im Vordergrund stehen. Vielleicht wäre ja ein partnerschaftliches Modell eine Option.

Abendprogramm: Datenschutz und Überwachung

Die Themenschwerpunkte wiederholen sich ein wenig, wenn auch mit unterschiedlichen Ausprägungen. Nach einem Essen habe ich mir einen Talk zu Financial Surveillance angehört.
Es ist erschreckend zu sehen, welche Services Banken nutzen, um herauszufinden, ob sie mit einem Kunden Geschäfte machen wollen. Nun ergibt das ja auf den ersten Blick Sinn. Man denke ja nur an Geldwäsche. Aber in der Realität ist es viel stumpfer. Ein Mitarbeiter hackt 220 *detaillierte* (!) Profile pro Monat (!) in eine Datenbank. Darin dann Informationen wie beispielsweise Anschuldigungen aus Lokalzeitungen, oder Wikipediaartikel. Noch einmal auf der Zunge zergehen lassen: Dein Bankkonto hängt vielleicht davon ab, ob ein Mensch eine Stunde (denn wer nachrechnet, mehr hat er oder sie nicht) lang Deinen Namen gegoogelt und alles wie wild zusammenkopiert hat. Unglaublich.

Peter Schaar in Hochform

Den Abschluss des Tages bildete für mich der Vortrag des ehemaligen Bundesdatenschützers Peter Schaar. Seine klare Aussage: Die Überwachung schützt uns nicht. Sie schadet aber. Er belegt anhand der vergangenen Jahre, dass keine Maßnahme zu erhöhter Sicherheit oder dem Gefühl davon geführt hat – sie haben aber klar Rechte eingeschränkt. Das ist natürlich keine große Überraschung. Die Absurdität wird nochmal deutlicher, wenn man Zitate, Ereignisse und Personen korreliert und gebündelt sieht. Ich bedauere es, dass dieser Mann nicht mehr unser oberster Datenschützer ist.
Und noch ein Gedanke: Warum hängt es immer am BVerfG, verfassungskonforme Politik zu „machen“? Es würde doch wahnsinnig viel Zeit und Geld sparen, wenn man sich gleich ans Grundgesetz hält.

Vielleicht mache ich beim nächsten Call for Papers mit

Eine Sache, die mir auffiel, ist, dass ich als Unternehmer hier klar eine Minderheit bin. Es gibt aber eine sehr große Überschneidung mit den hier mehrheitlich vertretenen Werten. Über die Frage, wie sie in der Realität gelebt werden sollten, da gibt es sicherlich unterschiedliche Ansichten. Da fast alle internetaffinen Communities zu … nun ja … „deskriptiver Sprache und Positionierung“ neigen, ergibt sich eine tolle Chance für einen Talk. Einen Titel hätte ich ja schon „Head Off – Im Kopf des Feindes“. In dem könnte ich mal meine Beobachtungen als erstmaliger Besucher nutzen, um vielleicht eine Brücke zwischen Hackern und Unternehmern zu schlagen. Es gibt mehr Überschneidungen, als beiden Seiten bewusst ist.

Ich beginne das Schreiben dieses Artikels, sitzend, im Raum Adams im Leipziger Congresscenter. Es ist 10 Uhr, Ende Dezember. Vor mehr als sechs Stunden bin ich aufgestanden und in Kirkel losgefahren. Freie Straßen, die Anreise war angenehm.
Mit diesen Tagen erfülle ich mir einen alten Traum. Wie so viele wollte ich schon lange den Chaos Communication Congress (C3) besuchen – nur getan habe ich es nicht. Bis heute. In etwas weniger als einer Stunde geht es los. Der erste Eindruck: Die krasseste LAN-Party der Welt. Halle zwei sieht aus wie ein Nerdspielplatz. Für jemand, der die längste Zeit seines Lebens als solcher bezeichnet wurde, ist das eine ungewöhnliche Erfahrung. Ich bin hier vielleicht der „normalste“. Ich fühle mich, im besten Sinne, überfordert und freue mich auf die kommenden Tage. Immerhin, mit meiner bevorzugten Kleidung falle ich hier nicht auf. Dunkle Farben und Hoodies dominieren das Bild.

Der erste Tag

Nach der Eröffnung durch Tim Pritlove, der dabei oft den verstorbenen Wau Holland zu Wort kommen lässt, beginnt mein Programm. Die Themen, die 36 Jahre zuvor zur Gründung des CCC und den ersten Veranstaltungen führte, klingen vertraut. Leider auch die Kommentare – wirklich viel geändert hat sich leider nicht.
Ich besuche an diesem Tag mehrere Vorträge zu geheimdienstlichen Themen. Im ersten wird aufgezeigt, wie der britische Geheimdienst GCHQ eine Kombination aus Fake Profilen, einem URL Shortener und Proxyservern nutzte, um Einfluss (u. a. im Iran) zu nehmen und Informationen zu sammeln.
In der zweiten Session gibt es einen netzpolitischen Wetterbericht von Markus Beckedahl von Netzpolitik.org. Takeaway, bestes Zitat des Tages:
Internet of Things is when the toaster mines Bitcoins to pay off its gambling debt to the fridge. Share on X
Der Bericht fällt, leider, nicht gut aus. Viele Dinge, vor denen gewarnt wurde, sind gekommen oder stehen bevor. Die Netzneutralität wackelt, das Leistungsschutzrecht ist immer noch da. Von NetzDG und dem (wie eben gemeldet) vorerst gescheiterten besonderen Anwaltspostfach ganz zu schweigen. Wenige Lichtblicke, einer davon der Wegfall der Störerhaftung. Beckedahl konstatiert, wenig überraschend, Nachholbedarf, insbesondere bei der Digitalkompetenz in Schulen. No surprises.

Science Talks

Danach hörte ich mir einen tollen Talk an, der anhand vieler Beispiele aufzeigte, warum unsere wissenschaftlichen Methoden und Messkriterien genauer angesehen werden müssen. Der Speaker beklagte (und belegte), dass Wissenschaft von einem Bias zu Gunsten „passender Ergebnisse“ dominiert ist. Er zeigte mit Hilfe eines selbstgeschriebenen Skripts, dass er mit Zufallsergebnissen auch tolle P-Werte erzielen kann. Somit sei P, und das dazu passende Veröffentlichen, kein gutes Kriterium mehr. Zudem kann der Wert durch “Trial and Error” Ändern von Variablen im Versuchsaufbau massiv beeinflusst werden.
Lange Rede, kurzer Sinn: Echte Wissenschaft ist meist langweilig und produziert negative Ergebnisse. Nur werden diese nicht so gern veröffentlicht.
Ein guter Vorschlag, hier entgegen zu steuern, ist das vorherige Anmelden der Forschung nebst Versuchsaufbau bei entsprechenden Publikationen. Mit vorheriger Zu- oder Absage zur Veröffentlichung, unabhängig des Ergebnisses. Klingt für mich vernünftig.

Standing Ovations für Hans-Christian Ströbele

Mein Tagesabschluss war ein Gespräch zwischen Constance Kurz und Hans-Christian Ströbele zu den Abhörprogrammen der Geheimdienste. Nicht viel neues, was den Inhalt angeht. Aber noch einmal die klare und unmissverständliche Aussage, dass schlicht nichts passiert ist, obwohl bewiesen ist, dass wir alle abgehört werden.
Als amtierendes Mitglied des PKG muss Ströbele aufpassen, was er sagt. Er kämpfte dennoch leidenschaftlich dafür, sich nicht unterkriegen zu lassen. Sein Lohn, auch für viele Jahre Arbeit im Bundestag, waren standing Ovations des Publikums. Zitat des Tages:
Geheimdienste haben eine heilsame Angst vor parlamentarischer Kontrolle. Share on X
Fun facts am Rande: Offiziell hat die Regierung bis heute Fragen an die USA offen. Ebenso die Entscheidung,  ob Snowden nach Deutschland reisen darf. Sechs Monate nach Abschluss des Untersuchungsausschuss. 🙂

Rest liegend

Nach der Pause habe ich drei weitere Vorträge im Stream geschaut. Ich war zu müde nach der langen Anreise. Der Versuch, Relativitätstheorie zu verstehen, ist nach wie vor gescheitert, obwohl Steine sehr anschaulich erklärt.

Warren Buffet sagt, dass die wichtigste Investition in Dich selbst ist. Er folgt seinem eigenen Ratschlag, indem er viel liest. Sehr viel, wenn man ihm so zuhört. Auch andere sehr erfolgreiche Menschen sagen, dass Lesen für sie eine wichtige Quelle von Inspiration und Wissen ist.

Obwohl ich in der jüngeren Vergangenheit da leider ein wenig vom „richtigen Pfad“ abgekommen bin, kann ich diese Empfehlung nur teilen. Es gibt tolle Bücher, die Dich richtig voranbringen können. Deshalb möchte ich Dir heute zehn konkrete Empfehlungen aussprechen. Dabei gliedere ich bewusst in drei verschiedene Bereiche: Sachbücher, Inspirationen und Werkzeuge. Erstere behandeln einen Themenbereich, meist sehr ausführlich. Inspirierende Bücher sollen Dir helfen, neue Ideen zu gewinnen und bestehende Denkmodelle zu hinterfragen. Werkzeuge dagegen sind ein konkretes Mittel für einen konkreten Zweck – sozusagen Deine persönliche Prozessoptimierung.

Zwei Sachbücher zum Thema Unternehmertum und Führung

Ein Sachbuch, wenn man es denn so nennen kann, das mich massiv beeinflusst hat, ist Der Weg zum erfolgreichen Unternehmer (Affiliate Link) von Stefan Merath. Er baut das Buch als eine fiktive Geschichte auf, in der ein Unternehmer mit einem Coach zusammen an seinem Unternehmen arbeitet. Dieses Buch half mir, ein Modell für verschiedene Aufgaben zu haben, denn Merath zeigt auf, was er als „Unternehmer-„ und „Manageraufgaben“ definiert – und worin der Unterschied besteht.

Wie alle Modelle hat es natürlich auch Schwächen und es trifft selten zu 100% zu. Dennoch half es mir, bewusster mit verschiedenen Aufgaben umzugehen und gab mir einen Weg, gezielt darüber zu sprechen. Zudem sensibilisiert der Autor für wichtige Aufgaben, die in der Hektik des Alltags manchmal zu kurz kommen. Tendenziell ist übrigens der Begriff „Manager“ darin etwas schlechter konnotiert, obwohl klar ist, dass auch dieser Aufgabenbereich notwendig ist. Wem diese Unterscheidung nicht gut gefällt, kann such als Alternative auch einmal die Führungsaufgaben nach Mintzberg (Affiliate Link) anschauen.

Trotz dieser Schwächen ist es ein tolles Buch, spannend geschrieben und damit gut zu lesen. Und das wichtigste: Du nimmst viel daraus mit. Im gleichen Stil gibt es übrigens zwei weitere Bücher des gleichen Autors, die ebenfalls sehr lesenswert sind: Neurostrategie für Unternehmer (Affiliate Link) und Dein Wille geschehe (Affiliate Link).

Nach der leichteren Kost noch ausführliche Theorie

Meine zweite Sachbuchempfehlung ist das krasse Gegenteil: Führen – Worauf es wirklich ankommt (Affiliate Link) von Daniel F. Pinnow. Es ist ein ganz klassisches Sachbuch, das sich auch entsprechend zeigt. Der Autor arbeitet darin viele Führungsansätze auf und vermittelt einen sehr breiten Blick auf dieses Themenfeld. Wissenschaftlich ist das sehr stark, macht es aber manchmal schwer zu lesen. Im zweiten Teil definiert Pinnow, was er als den „richtigen“ Führungsansatz sieht, nämlich Ethical Leadership. Viele Beispiele und konkrete Ansätze gibt es obendrauf, so dass die eingangs gelesene Theorie auch anwendbar wird.

Besonders der zentrale Satz zu Ethical Leadership blieb bei mir hängen: „Führung ist die Kunst eine Welt zu schaffen, der andere gerne angehören wollen“. Den finde ich auch, nach wie vor, unglaublich stark!

Vier Inspirationen aus völlig verschiedenen Blickwinkeln

Silicon Valley (Affiliate Link) von Christoph Keese habe ich bereits mehrfach in Podcast und Blog erwähnt. Klar, es gibt viele Bücher um das Tal in Kalifornien, in denen viele namhafte Tech-Riesen ihren Sitz haben. Keeses Ansatz ist deshalb spannend, weil es ein Erfahrungsbericht ist, und zwar der eines Deutschen. Dadurch erkennst Du Dich leichter wieder und kannst einen Bezug dazu herstellen. Dabei wirst Du Dich sicherlich auch manchmal ertappen und merken, wie viele vorgefasste Meinungen Du hast. Alleine deshalb wäre es schon eine gute Empfehlung. Allerdings ist es aus einem noch wichtigeren Grund auf meiner Liste: Das Buch gibt Dir einen tollen Einblick in die Denk- und Funktionsweise von StartUps, von denen ja auch vieles für uns als Nachfolger passt – und auch passen muss, denn viele Unternehmen verstehen, so meine Wahrnehmung, immer noch nicht, was hier auf sie zukommt. Wenn unsere Nachfolgen auch in der Ära der Digitalisierung und der Zeit des demographischen Wandels Bestand haben sollen, ist es unsere Pflicht, beides und die damit verbundenen Auswirkungen zu verstehen.

Über Steve Jobs (Affiliate Link) muss ich, hoffentlich, nicht zu viel sagen. Allerdings ist die gleichnamige Biographie von Walter Isaacsson ein äußerst spannendes Buch. Er gibt darin Einblick in das Leben dieses legendären Unternehmers, mit Höhen und Tiefen. Dabei solltest Du immer bedenken, dass Steve Jobs sowohl Gründer als auch Nachfolger war, und das mehrfach. Ich empfand diese Biographie als spannend und inspirierend. Und was vielleicht angesichts des Kults um die Person noch wichtiger ist, sie ist ein ernsthaftes und ausgewogenes Porträt.

Es gibt noch viele spannende Unternehmer, von denen Du lernen kannst

Ein Weggefährte von Steve Jobs ist Ed Catmull, Mitgründer von Pixar. Sein autobiographisches Werk Creativity Inc. (Affiliate Link) ist ebenfalls sehr empfehlenswert. Er spricht darin über die Führungsgrundsätze und die Firmenkultur von Pixar. Die fand ich sehr inspirierend, weil mehrere gute Ideen für Nachfolge-StartUps darin enthalten sind. Es sensibilisiert auch stark für das Thema Kultur, deren Wandel und deren Auswirkungen. Da Nachfolge (im Idealfall) Wandel bedeutet, ist die Frage, wie welcher Teil der Kultur erhalten wird, oder bestimmte Teile verstärkt werden, sehr relevant für Dich.

Auch meine letzte Empfehlung ist von einem der „schillernden“ Vorbilder, dem mehrfachen Gründer Richard Branson. In Screw it, let’s do it (Affiliate Link), einer Kurzvariante seiner eigenen Biographie, spricht er viel über das Überwinden von Widerständen und den Umgang mit Niederlagen. Beides sind essentielle Skills für Dich als Nachfolger und Unternehmer. Umso inspirierender, es von so einer spannenden Persönlichkeit beigebracht zu bekommen.

Vier Werkzeuge, die Dir helfen, effektiver zu werden

In diesem Segment beginne ich auch mit einer bereits bekannten Empfehlung: Getting things done (Affiliate Link) von David Allen. Vorab will ich gleich sagen, ich habe GTD für mich, besonders in den zurückliegenden Monaten, modifiziert. Dazu möchte ich in jedem Fall auch noch einmal bloggen und podcasten. Das ändert aber nichts daran, dass dieses Buch vielleicht das wichtigste Werkzeug der letzten Jahre für mich war. Ohne die Gedanken und Mittel, die Allen mir damit gegeben hat, hätte ich mich nie so viel aktiv mit meiner Produktivität auseinandergesetzt – und so viel darüber gelernt. Deshalb denke ich, es sollte eine Pflichtlektüre für jeden Nachfolger und Unternehmer sein, ganz unabhängig davon, wieviel Du letztendlich daraus aktiv anwendest.

Als Führungskraft ist Zeit Deine wichtigste Ressource. GTD hilft Dir, damit bewusster und zielgerichteter umzugehen. Kenneth Blanchard und Spencer Johnson geben Dir dazu noch viele weiteren Ansätze in The One Minute Manager (Affiliate Link). Ich bekam das Buch von meinem Vater geschenkt. Es ist sehr kurz, problemlos in einem Tag lesbar. Und es hilft insbesondere bei Deiner Führungsaufgabe, indem es Dich für zielgerichtete, wertvolle und wertschätzende Kommunikation sensibilisiert. Ich habe für mich selbst da noch mehr Regeln abgeleitet, z. B. dass ich immer versuche, Meetings unter 1 Stunde zu halten. Mittlerweile gibt es wohl auch eine aktualisierte Ausgabe (Affiliate Link), die ich jedoch noch nicht gelesen habe.

Grundsätzlichere Gedanken zu Arbeit im 21. Jahrhundert

Ähnlich wie Silicon Valley werfen Niels Pfläging und Silke Hermann in Komplexithoden, Clevere Wege zu Wiederbelebung von Unternehmen und Arbeit in Komplexität (Affiliate Link) einen (durchaus kritischen) Blick auf die aktuelle Arbeitswelt. Das ist vor allem für alle Nachfolger interessant, da es „die alte Arbeitswelt“ mit der „neuen Arbeitswelt“ vergleicht. Allerdings werden vor allem Menschen, die mit industrieller Produktion zu tun haben, daraus einen Nutzen ziehen. Es ist zudem auch richtig angenehm in kurzen Pausen zu lesen. Denn methodisch ist immer ein direkter Vergleich mit dem Ziel, Unternehmen Tipps an die Hand zu geben, mit der immer komplexer werdenden Arbeitswelt umzugehen – und das auf einer Doppelseite. Ideal also, um sich immer wieder kleine Anregungen zu holen.

Meine letzte Empfehlung geht in eine ähnliche Richtung: The 4 hour work week (Affiliate Link) von Timothy Ferriss. In den USA ist es ein Klassiker, und es ist auch das bekannteste Buch des Autors, der auch einen eigenen Podcast hat. Die vier Stunden Woche habe ich noch nicht erreicht, aber deshalb empfehle ich das Buch auch nicht. Es öffnete mir die Augen im Hinblick auf das Thema Bootstrapping, also wie ich ohne nennenswerten Kapitaleinsatz Geschäftsideen ausprobieren kann. Und es ist auch eine schöne Vision, die Du anstreben kannst. In dieser Zeit, in der „time to market“ oft entscheidend ist, kann Bootstrapping auch im Kontext einer Nachfolge, der entscheidende Erfolgsfaktor sein.

Das waren also meine zehn Buchempfehlungen. Ich kann dazu auch jederzeit noch einmal nachlegen. Allerdings würde mich viel mehr interessieren, welche Bücher Du für Nachfolger und Unternehmer empfiehlst, und warum – Lass es mich und die anderen Leser in den Kommentaren, per Mail oder in den sozialen Medien wissen!

Bevor ich es vergesse – ich gehe auch mit meinem Blog in die Weihnachtspause. Der nächste Beitrag erscheint am 11. Januar 2018. Allen Lesern wünsche ich erholsame Feiertage!

 

Hinweis: Dieser Beitrag enthält Affiliate-Links.

Einen Mangel an Vorurteilen gibt es in keinem Bereich. Meist sind Vorurteile geprägt durch Unwissen. Als Nachfolger und Unternehmer begegnet mir davon eine ganze Menge. Speziell was das Thema Unternehmensnachfolge angeht, habe ich vier Mythen immer wieder gehört, die ich gerne entzaubern möchte.

Mythos 1: Du brauchst Fachkenntnisse

Ich denke, dieser Mythos kommt aus dem Bereich des Handwerks und/oder der Einzelunternehmer. Da ergibt diese Aussage auch Sinn. Allerdings kann man es deshalb nicht auf alle Nachfolgen übertragen.

Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass es sehr hilfreich sein kann, wenn man, zumindest in Unternehmen mit vorhandenem Team, als Nachfolger kein Fachmann ist. Dafür gibt es mehrere Gründe:

  • Betriebs-/Fachblindheit ist bei Dir nicht gegeben. Das erlaubt es Dir, die schmerzhaften Fragen („Ja, schön, dass es schon immer so gemacht wurde – nur warum?“) zu stellen, die Dein Unternehmen voran bringen
  • Du kannst Dich besser auf Deine Rollen und Aufgaben konzentrieren. Mit den beiden Bereichen jenseits der Fachkraft bist Du sicherlich genug ausgelastet
  • Du brauchst eh schon eine eigene Fachkenntnis, nämlich die der Führung. Diese erlernst Du mit der Zeit und solltest auch dafür den Kopf frei haben

Diese Denkweise hat bei mir gut funktioniert. Ich bin kein Programmierer und ändere daran auch bewusst nichts. Allerdings musst Du aufpassen: Es ist ein schmaler Grat zwischen Konzentration auf die eigenen Aufgaben und schlichter Ignoranz. Letzteres ist schädlich. Du gibst dem Team dann das falsche Bild.

Deshalb mein Rat: Verstehe, was in Deinem Unternehmen passiert. Wenn wichtige Entscheidungen anstehen, delegier sie nicht weg, sondern arbeite Dich in die spezifische Frage ein und frage Dein Team solange, bis Du eine Entscheidung treffen kannst. Die einfachen Entscheidungen und die alltägliche Detailarbeit kannst Du aber dem Team überlassen. Dieses Vertrauen zahlt sich langfristig aus.

Mythos 2: Nachfolge – ist doch easy

Eine meiner Lieblingsmythen, weil er zumindest mir immer wieder begegnet. Viele Menschen argumentieren, dass die Gründung ja schwierig war und eine Leistung – es zu übernehmen allerdings nicht. Es fallen dann oft Floskeln, wie „das gemachte Nest“.

Ich habe das eine zeitlang sehr persönlich genommen und war auch verletzt, wenn diese Aussage fiel. Inzwischen kann ich es entspannter sehen – denn meistens kommt eine solche Aussage von Menschen, die weder gegründet haben noch Nachfolger waren. Und vergleichende Aussagen unter diesen Umständen muss man nicht zu ernst nehmen.

Dennoch möchte ich dem inhaltlich widersprechen. Die Situationen von Gründern und Nachfolgern sind sehr unterschiedlich, das stimmt. Der eine hat noch keine Kunden oder Produkte, der andere schon. Es klingt also im ersten Moment eindeutig. Allerdings hat der Nachfolger in aller Regel auch Verbindlichkeiten und Verpflichtungen, denen er nachkommen muss. Schließlich will das Team auch weiterhin, völlig zurecht, sein Gehalt. Betrachtet man nur diesen einen, sehr einfachen, Vergleich, sieht man schon recht schnell, wohin der Vergleich führt: Die Herausforderungen sind andere, aber keines von beiden ist deutlich leichter. Weitere Beispiele habe ich als Podcast und in diesem Blog unter dem Stichwort „Altlasten“ bereits genannt. Die Liste lässt sich beliebig lange fortsetzen.

Spannenderweise kenne ich kaum Nachfolger, die selbst mit dieser Denkweise an das Thema herangingen, obwohl der Mythos weit verbreitet ist. Den Grund kenne ich nicht.

Es ist aber sicher kein Zufall, dass formaljuristisch Gründer und Nachfolger gleich behandelt werden, zum Beispiel bei Förderprogrammen. Im Endeffekt haben sie viele Gemeinsamkeiten, nämlich insbesondere im Themenbereich Unternehmertum, aber auch viele unterschiedliche Herausforderungen – ohne dass für meine Begriffe die eine oder andere Gruppe besonders bevorteilt ist.

Mythos 3: Du brauchst einen Führungsstil, entscheide Dich

Zu diesem Mythos habe ich ja schon im vorletzten Beitrag vor vier Wochen einiges gesagt. Ich denke, einen einheitlichen, immer anwendbaren Führungsstil gibt es nicht. Im Gegenteil, jeder Stil, den man so in Lehrgängen oder Literatur findet, ist immer ein Idealtyp. In der Realität wird bspw. der autoritäre Stil in Reinform nicht vorkommen.

Und das ist auch gut so. Die Realität ist ja auch nicht eindimensional, also werden eindimensionale Lösungen wohl eher nicht funktionieren. Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Situationen, unterschiedlicher Menschen, unterschiedlicher Herausforderungen, ja bis hin zur eigenen Tagesform. Sich bei so vielen Variablen auf eine einzige Lösung festlegen erscheint mir schlicht dumm.

Meine Erfahrung bislang ist, dass Führung zur Hälfte aus erlernbaren Werkzeugen und Methoden besteht und zur anderen Hälfte aus Erfahrung. Beides kann man lernen, aber nur eines gezielt. Wenn man das tut, helfen die Beschreibungen, die sich hinter verschiedenen Stilen verbergen, um Dinge zu erklären oder zu verstehen.

In der Praxis anwenden solltest Du sie aber nicht, sondern vor allem für die Menschen und die Situationen passend führen.

Mythos 4: Du musst zum Unternehmer berufen sein

Wenn dieser Mythos zuträfe, gäbe es diesen Blog nicht. Ich war immerhin rund die Hälfte meines Lebens der Ansicht, dass ich zum Journalisten berufen bin und habe auch stark darauf hin gearbeitet.

Klar, es gibt viele schillernde Figuren unter den Unternehmern, Steve Jobs, Elon Musk, Bill Gates, Mark Zuckerberg und wie sie alle heißen. Bei Gesprächen oder Berichten über diese Leute fällt oftmals unbedarft eine Aussage wie sie seien „die geborenen Unternehmer“.

Dass dies generelle Voraussetzungen für Dich als Nachfolger ist, möchte ich aber in Frage stellen. Sicherlich gibt es Skills und Werkzeuge, ebenso wie bestimmte Verhaltensweisen, die Unternehmer lernen. Aber der Begriff sagt es schon, sie lernen es. Manche haben vielleicht mehr Talent, oder eine andere Ausgangslage, die sie in die Lage versetzten früher Unternehmer zu sein als andere. Oder erfolgreicher.

Daraus zu schließen, dass man dazu geboren oder berufen sein muss, geht mir aber zu weit. Ich habe in den letzten sieben Jahren jeden Tag neues gelernt, viele Ansichten geändert und neue Sichtweisen kennengelernt. Wir akzeptieren das, denke ich mal, alle als normal für das Leben. Warum sollte es dann für den Teilbereich Unternehmertum anders sein?

Ich behaupte, dass man Unternehmer sein lernen kann, auch ohne von vornherein nur das im Auge gehabt zu haben. Es mag Menschen mit mehr Talent, besserer Ausgangssituation oder einmaligen Gelegenheiten geben. Ich fände es aber schade, wenn immer alle diese Faktoren zusammen kommen müssten – dann würden ja faktisch keine oder kaum Nachfolgen stattfinden.

Kennst Du weitere Mythen und Vorurteile?

Das waren meine Top 4 der Vorurteile, mit denen ich des öfteren konfrontiert bin. Ich gehe davon aus, dass es noch viel mehr gibt.

Welche sind Dir bislang begegnet? Lass es mich gerne wissen!