Wir befinden uns oft im Kampf. Innerlich und äußerlich, wobei ersteres meist anstrengender ist. Sei es die eigene Vergangenheit, die Prägungen durch unsere Eltern, oder der schwierige Mitarbeiter. Die Frage ist, ob diese Art Kämpfe hilfreich oder schädlich sind.

Die Antwort ist doch offensichtlich, oder?

Nun könnte man einfach sagen, dass jede Art Kampf schädlich ist. Sie kostet Kraft, Zeit und Energie. Das alles sind Dinge, die in konstruktiver Arbeit viel besser aufgehoben wären. Jeder Coach, in jeder Lebenssituation, rät, Konflikte loszulassen und zu beenden.

Dennoch finde ich die Frage nicht ganz so eindeutig zu beantworten.

Kämpfen ist nicht nur manchmal notwendig, sondern auch hilfreich

Neben offensichtlich notwendigen Kämpfen, zum Beispiel um das eigene Unternehmen zu erhalten, kann auch ein solcher Dauerkonflikt wie die eigene Vergangenheit hilfreich sein.

Das Bild, gegen das man kämpft, kann die Energie geben, in eine bestimmte Richtung voranzugehen. Meist weg von diesem Bild. Es kann so stark motivieren, das “richtige” zu tun, dass man auch Hürden auf dem Weg problemlos überwindet.

Gefahr des Abbrennens

Die einzige Gefahr, die ich sehe, ist, dass Du dabei abbrennen kannst – oder das erst recht tust, wenn Dein Kampf erfolgreich war. Wenn ein wichtiger, langjähriger Motivationsfaktor wegfällt, kann das ein regelrechtes Loch sein. In das Du dann fällst.

Dennoch finde ich es wert, auch bei einem so negativ konnotierten Wort wie “Kampf” oder “Konflikt” die positiven Anwendungsbeispiele zu sehen.

Bildquelle: Dieter Schütz  / pixelio.de

Der Name ist Programm. Insights, eine bekannte Profilierung, bringt Einsichten. Ich habe im vergangenen Jahr diese Profilierung mitgemacht. Ich fand die Ergebnisse spannend. Zuerst Enttäuschung. Dann Einsicht.

Zuerst war ich enttäuscht

Profilierungen wie zum Beispiel Insights, MBTI oder DISG sind keine Aussage über den Menschen. Das zu verinnerlichen ist wichtig. Sie treffen eine Aussage über präferiertes Verhalten anhand möglichst vieler vergleichbarer Menschen.

Durch die schiere Zahl von Daten ist es immer wieder überraschend, wie gut diese Aussagen zutreffen. Dennoch war ich von meinem Profil enttäuscht. Zumindest im ersten Augenblick. Denn es hatte sich nicht verändert. Ich habe in der Vergangenheit verschiedene Profilierungen mitgemacht. Meine Annahme war, dass ich mit mehr als 10 Jahren Führungserfahrung mein Verhalten deutlich flexibler gestalte, besser auf die Zielgruppe abgestimmt.

Hier wurde ich eines besseren belehrt. Mein präferiertes Verhalten ist, faktisch, unverändert. Die Verschiebungen sind im Promillebereich. Das war im ersten Moment eine riesige Enttäuschung, da ich mit diesem, sehr deutlichen, präferierten Verhalten durchaus einiges an negativem verbinde.

Danach kam Verständnis

Was Inisghts aber auch tut, ist eine zweite Matrix beilegen. Neben dem präferierten Verhalten gibt es noch ein aktiv angewendetes Verhalten.

Klar, bei einem so deutlichen Ausschlag in eine Richtung sind auch da die Verschiebungen auf den ersten Blick sehr klein. Aber prozentual betrachtet war es viel näher an dem, was ich als meine aktuelle Realität empfinde.

Das ist die wichtigste Lektion, die ich mitgenommen habe: Man kann in der Führung Verhalten steuern und adaptieren. Man sollte es sogar. Gleichzeitig ist es wichtig, dabei dennoch nicht zu versuchen, etwas zu imitieren, was man nicht ist. Denn das ist unauthentisch und wird unbewusst wahrgenommen.

Lest zwischen den Zeilen

Wenn Du also auch ein solches Profil machst, oder auch mehrere, lies zwischen den Zeilen. Schau auf das, was Dich ausmacht und akzeptiere es. Nutze es und bewerte es nicht als “gut” oder “schlecht”. Es ist keines von beiden. Lediglich Dein präferiertes Verhalten – das Du, sofern es die Situation erfordert, auch anpassen kannst.

Bildquelle: Stephanie Hofschlaeger  / pixelio.de

Ende vergangenen Jahres war ich, wie so oft, ehrenamtlich aktiv. Aber auch im Ehrenamt lassen mich meine Themen nicht los. Leadership, Kultur und Kommunikation sind dort vielleicht besonders wichtig. Zwei Lektionen habe ich beobachtet, die Dir vielleicht auch helfen.

Konflikte sind nicht angenehm – aber notwendig

Leadership macht immer besonders viel Spaß, wenn alle auf der gleichen Wellenlänge sind. Gemeinsame Ziele, gemeinsame Werte, geteilte Gefühle. Daran hat jeder Freude. Allerdings ist das nicht immer so. Manchmal gehen die Interessen in einer Gruppe auseinander – bis hin zu gegensätzlichen Interessen. Das ist der Moment, wo Leadership gefragt ist. Konfliktmanagement ist ein beliebtes Thema. Konflikte dagegen mögen die wenigstens. Dennoch halte ich sie für unvermeidbar.

Der konstruktive Umgang mit Konflikten, der mit dem Eingehen nötiger Konflikte beginnt, ist für mich essentieller Bestandteil von Leadership. Bitte achte auf die Betonung: Es geht um notwendige Konflikte, dort wo die Interessen unvereinbar sind und der Konflikt für das Gesamtergebnis schädlich sein kann. Leadership bedeutet, solchen notwendigen Konflikten nicht auszuweichen. Es bedeutet aber auch nicht, darin aufzugehen und sie anzuheizen. Stattdessen ist es wichtig, sie anzunehmen, sie zu moderieren, und dann zu einem Ergebnis zu kommen. Damit bin ich auch am zweiten Punkt.

Entscheidungen sind immer besser als nicht zu entscheiden

Wenn ein Konflikt unauflösbar bleibt, weil die Interessen zu gegensätzlich sind, sind Entscheidungen gefragt. Diese können “teuer” sein (nicht nur in Geld). Die teuerste Entscheidung allerdings, glaube ich, ist die Nicht-Entscheidung. Sie lässt alle am Konflikt beteiligten unzufrieden zurück, schafft Unklarheit und negative Emotion. Klar, nicht jede Entscheidung passt jedem direkt. Der Ärger darüber verfliegt aber schnell, da Klarheit und idealerweise Transparenz demonstriert wurde – beides für mich Kernwerte von guter Leadership.

Die Folge von Nicht-Entscheiden ist, dass Konflikte unaufgelöst bleiben. Die Motivation sinkt, und damit die Ergebnisse. Das ist in aller Regel viel teurer, als egal welche Entscheidung zu treffen.

Die Basis bleibt respektvoller Umgang – im Ehrenamt und im Beruf

Für beide Themen ist eines wichtig: Dass die Menschen alle respektvoll miteinander umgehen. Für mich bedeutet es aktives Zuhören, Ernstnehmen der anderen Position, und der Austausch, der auf eine Lösung fixiert ist. Zu oft verlieren wir uns darin, das Problem und die Gefühle immer wieder, mit anderen Worten, zu wiederholen. Das ist einmal wichtig, jeden zu hören – danach sollte der Fokus aber in Richtung Lösung gehen.

Wir sprechen oft über “Trennung auf Augenhöhe”, wenn wir uns von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern trennen. Aber was damit gemeint ist, wird selten klar. Ich hatte diese Herausforderung, über die ich schon desöftern geschrieben habe, erneut. Und dieses Mal habe ich das Gefühl, dass diese Art der Trennung gelungen ist.

Trennung sagt nichts über den Menschen aus

Die vielleicht wichtigste Grundlage ist, dass die Trennung von einem Mitarbeiter oder einer Mitarbeiterin selten etwas über diesen Menschen aussagt. Ganz im Gegenteil: In den allermeisten Fällen sind es völlig sachliche Gründe. Auftragslage, strategische Änderungen, Corona… es gibt viele Gründe. Und die meisten sind sehr sachlicher Natur.

Das ist, in meinen Augen, auch eine wichtige Haltung, wenn man die Trennung auf Augenhöhe hinbekommen will.

Klarheit und Transparenz

Mit dieser Haltung ist es wichtig, völlig klar zu sein. Die Entscheidung, sich zu trennen, sollte durchdacht, begründet und nochmal überschlafen sein. All das solltest Du Dir, sinnvollerweise, aufschreiben. Beim Schreiben merkt man oft, wo man vielleicht noch nicht klar in Argumentation und Sprache ist.

Dann folgt das Gespräch. Hier ist es wichtig, ebenfalls klar zu sein. Es ist nie schön, sich zu trennen. Für keine der beiden Seiten. Aber da Du der Entscheider bist, ist es Deine Verantwortung, hier voran zu gehen. Sag was Sache ist. Sag warum es so ist. Und dann sprich über das weitere Vorgehen.

Wertschätzung zeigen

Das weitere Vorgehen ist auch extrem wichtig. Welches Angebot machst Du dem Mitarbeitenden? Wie gehst Du die notwendigen Schritte und kommunizierst die Entscheidung an das restliche Team? Hierin kannst Du Wertschätzung zeigen. Ja, man trennt sich gerade. Aber in der Vergangenheit hat man gut miteinander gearbeitet. Das sollte man nicht vergessen.

Und es gibt weitere Möglichkeiten, bei einer Trennung auf Augenhöhe Wertschätzung zu zeigen. So kannst Du nicht nur ein gutes Zeugnis ausstellen, sondern auch aktiv helfen. Gerade, wenn das Skillset eines Mitarbeitenden nicht mehr zu den Zielen des Unternehmens passt, kann es ja zu denen eines anderen Unternehmens passen. Eines, das Du vielleicht kennst. Den Kontakt herzustellen kann die Tür für den Mitarbeitenden öffnen. Du kannst Ratschläge geben, oder bei Bewerbungen helfen.

Man sieht sich immer zwei Mal

Nun könntest Du argumentieren, dass der Aufwand nicht nötig ist. Und vielleicht ist er es auch nicht. Vielleicht hilfst Du auch nicht. Es gibt aber die Redensart, dass man sich immer zwei Mal im Leben sieht.

Ehemalige Mitarbeitende sind auch Botschafter Deines Unternehmens. Sie sprechen über Ihre Zeit bei Dir, über Deine Führung und auch über die Trennung. Sie bewerten Dich und sprechen darüber. Damit sind sie zum Beispiel ein wichtiger Einflussfaktor auf Recruiting – denn wenn man sich auf Augenhöhe getrennt hat, wird auch die Trennung kein Hindernis sein, Dich als Arbeitgeber zu empfehlen.

Und es sagt auch etwas über Dich aus. In der nächsten Station kann die Person weiter wachsen. Du warst ein Teil ihres Weges. Das größtmögliche Kompliment, dass Du als Leader bekommen kannst, ist es zu sehen, wie jemand weiter wächst.

Deshalb glaube ich, dass dieser Weg besser ist, als die reine “einseitige Willenserklärung“, wie die Juristen sagen.

Bildquelle: Timo Klostermeier  / pixelio.de

Für sein kommendes Buch hat mich mein Freund Axel Brodehl zum Interview gebeten. Noch ist das Buch nicht verfügbar – aber ich werde natürlich darauf verlinken, sobald es zu erwerben ist (Update: Das Buch bekommst Du hier!). In diesem Buch geht es, wie könnte es anders sein, um Digitalisierung. Axel hat mir einige Fragen zu diesem Thema gestellt. Eine davon hat es mir angetan.

Ist Digitalisierung die Nutzung von Software?

Ich meine: Nein. Axel fragte mich, wie man als Unternehmen an das Thema herangehen kann. Ich habe, vielleicht etwas überraschend, geantwortet, dass ich Whiteboards für eines der wichtigsten Werkzeuge halte.

Was wenig intuitiv erscheint, ist einer meiner wichtigsten Tipps. Denn Whiteboards sind toll. Jeder kann damit umgehen. Es erfordert keine Installation. Man kann alles mögliche damit tun. Kurz gesagt, sie sind einfach ein sehr universelles Werkzeug.

Aber was hat das mit Digitalisierung zu tun?

Bevor man irgendetwas digitalisieren kann (also automatisieren, oder digitale Werkzeuge einsetzen), muss klar sein, was das eigentlich ist. Und hier spielt ein Whiteboard seine gesamten Stärken aus.

An einem Whiteboard kannst Du brainstormen, visualisieren, sammeln und ordnen. Und das ist wichtig! Denn, wie schon Thorsten Dirks sagte: “Wer einen sch…. Prozess digitalisiert hat danach keinen guten Prozess. Er hat nur einen digitalen sch…. Prozess“.

Digitalisierung ist viel mehr als Nutzung von Werkzeugen

Nun kannst Du zu Recht anmerken, dass Digitalisierung vielmehr eine Denk- und Arbeitsweise, als die Nutzung von Werkzeugen ist. Das ist richtig. Allerdings sind die Werkzeuge der Punkt, der für die allermeisten ein Einsteig ist.

Und genau deshalb argumentiere ich für eine “Analogisierung der Digitalisierung”. Wer sich Klarheit über seine Prozesse und Herausforderungen verschafft, kann mit Digitalisierung viel erreichen. Das einfachste, effektivste und universellste Werkzeug ist dabei ein Whiteboard.

 

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