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Als ich über den Beitrag von Vanessa Weber bei Impulse stolperte, habe ich mich dabei ertappt, wie ich gleichwohl heftig als auch müde genickt habe. Zoom, Teams und Co waren die vergangenen Jahre dauerpräsent. Nur ich war und bin es nicht mehr.

Zoom-Fatigue

Dass es ein spezielles Wort für die Müdigkeit, die durch viele Onlinemeetings ausgelöst wird, gibt, sagt in meinen Augen schon viel. Ich kann da nur für mich sprechen, aber die vergangenen Jahre haben mich müde gemacht. So vieles, das mir wichtig war, ist entweder ausgefallen oder gewandelt worden. Die kleinen Gespräche mit Mitarbeitenden, die abendliche Netzwerkveranstaltung, die Vorstandssitzungen im Ehrenamt. Vieles ist digitalisiert.

In der unbekannten Notlage, in der wir uns befanden, ist das auch gut so gewesen. Gerade anfangs war auch viel Enthusiasmus da. Neue Formate schossen aus dem Boden. Viele Menschen sind über sich hinaus gewachsen und haben Dinge am Laufen gehalten, die niemals für diese Art und Weise gedacht waren. Auf allen Seiten gab es ein riesiges Engagement – dieses und der daraus entstehende Zusammenhalt in einer Notlage waren beeindruckend und schön.

Mobile Office geht doch

Was ebenso gut war, ist dass die Digitalisierung einen Schub erlebt hat. Ich möchte die Mobile Office Möglichkeiten nicht mehr missen, und mein Team ebensowenig. Es ist toll, dass hierfür viele Möglichkeiten geschaffen, Werkzeuge und Methoden entwickelt wurden und sich mehr und mehr Menschen darauf eingelassen haben.

Und dennoch: Für mich hat es nun ein Ende. Kürzlich bekam ich eine Einladung für eine abendliche Networkingsession via Zoom. Tolle Teilnehmer, tolle Themen. Als ich aber von den Breakout-Rooms laß, von der Möglichkeit einer Wiederholung, habe ich für mich entschieden: Ich sage ab. Das war alles spannend. Aber ehrlich gesagt habe ich die Schnauze voll von Zoom, Teams und Co.

Lernen, hybrid zu leben

Corona ist nicht weg. Ich bezweifele, dass es je weggehen wird. Aber ich kann und will nicht den Rest meines Lebens auf 90% meiner persönlichen Kontakte verzichten. Ich möchte (getestet) Freunde umarmen. Ich möchte meinem Team direkt in die Augen sehen können und am Kaffeeautomaten scherzen. Ich möchte herausfordende Meetings in Präsenz machen und Bewerber wirklich kennenlernen. Ich möchte Konferenzen auf der Welt besuchen und Urlaub machen.

Die hybriden Wege, auch mal etwas digital machen zu können, mobile office und vieles mehr – das wird nicht mehr weggehen. Aber ja: Ich freue mich wieder auf Präsenz. Teams und Zoom sind nicht das gleiche und können es nicht ersetzen. Es ist eben ein Unterschied, ob man es wählt, oder es muss. Das passt auch zu meinem letzten Beitrag. Ich bin dieses Kampfes müde.

Bildquelle: Jorma Bork  / pixelio.de

Die Pandemie geht nun bereits über ein Jahr. Corona hält die Welt in Atem. Langsam nimmt das Impfen auch endlich Fahrt auf. Aber eines bleibt: Die Lektionen in Sachen Leadership, die es in Corona zu lernen gab. Meine Top 3 sind heute mein Thema.

Hinweis: Wer lieber hört als liest, findet das Thema auch bei Follow-Up.fm als Podcast.

Physische Präsenz

Die Spatzen pfeifen es von den Dächern: Die dauerhafte Präsenz im Büro ist auch in Deutschland Geschichte, wo man sich vergleichsweise lange dagegen gewehrt hat. Dass das der richtige Weg ist, davon war ich eigentlich nie überzeugt. Allerdings zeigt Corona, dass eine dauerhafte Abwesenheit durchaus schädlich ist.

Es fehlen einfach die informellen Abgleiche untereinander, das Gefühl des Miteinanders und die kleinen Gespräche am Kaffeeautomaten. Die “Turnschuh-Administration”, bei der man einfach bei der Kollegin ins Büro läuft und etwas schnell bespricht. Das gesamte Wir-Gefühl leidet. Natürlich ist es nicht weg – aber es ist schwerer zu erhalten und zu fördern. Menschen sind eben soziale Wesen.

Dazu kommen handfeste Herausforderungen, insbesondere für kleinere Firmen: Reporting ist, gerade in kleinen Firmen, oft nicht formalisiert. Wenn man nicht einfach schnell mit jemandem sprechen kann, rächt sich nun. Man kann ein Gefühl, nicht auf aktuellem Stand zu sein, kaum verhindern. Die Folge ist, dass mehr, nicht weniger, Kommunikation nötig ist. Und diese ist gerade auch nicht einfach. Zoom-Fatigue, mangelnde Körpersprache, mehr Abstimmungsbedarf – die Herausforderungen sind nicht klein.

Klarheit

Das Beispiel Reporting macht es deutlich: Klarheit über das, was man braucht, ist nicht nötig, wenn man einfach ins Büro laufen kann. Deshalb erfordert die Pandemie viel mehr Arbeit an der Abstimmung über Klarheit – auch die Körpersprache fehlt. Man muss so lange nachfragen, bis man sich sicher ist, dass beide Seiten das richtige verstanden haben. Das kann anstregend sein. Denn auch die Iterationen, in denen man sich abstimmt und vielleicht korrigiert, müssen kürzer und schneller werden.

Klarheit zeigt sich oft in großen Worten, z. B. “Kundenzufriedenheit” oder “Planung”. Jeder versteht einen Ausschnitt des gesamten Spektrums, und man könnte normalerweise im direkten Dialog die Lücken gemeinsam füllen. Das ist aktuell nicht möglich, also müssen gerade Führungskräfte ihre Kommunikation besonders genau im Auge behalten und entsprechend anpassen.

Vertrauen

Ich bin stolz auf mein Team. Wir arbeiten seit mehr als einem Jahr de facto zu 90% mobil. Und es läuft! Wenn auch mit kleinen Haken und Fehlern.

Dank Home Schooling und Kitaausfällen ist viel mehr Kulanz seitens der Führung nötig. Gleichzeitig geht mehr Verantwortung auf den Einzelnen über, während das Gefühl der Kontrolle bei Führungskräften sinkt. Dabei ist es absolut erforderlich, dass Ergebnisse zählen, das Einhalten von Absprachen. Nicht wann und wie jemand die Arbeit gemacht hat.

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es sich lohnt, Vertrauen zu haben. Die Ergebnisse können überraschen. Sie kommen oft nicht auf dem Weg, den ich gewählt hätte. Aber im Inhalt sind sie auch oft viel besser als alles, was ich getan hätte.

Wie Du siehst, ist Corona nicht nur etwas schlimmes. Das ist diese Pandemie zweifellos. Aber sie ermöglicht auch Entwicklungen, die vorher als unmöglich galten. Manchmal braucht es eben auch externen Druck.