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Ich freue mich ja immer, neues auszuprobieren. Oder, wie in diesem Fall, eigentlich altes. Dazu komme ich gleich. Im Bereich des Personal Knowledge Managements gibt es viele Methoden, die Erfolg versprechen. Mit Zettelkasten habe ich mich auf diesem Blog ja bereits auseinandergesetzt. Ende letzten Jahres habe ich aber auch das Buch “Building a Second Brain” von Tiago Forte gelesen. Er beschreibt darin eine andere Technik, das eigene Wissen nutzbar zu machen.

Der Zettelkasten von Niklas Luhmann – antikes Hyperlinking

Jeder von uns kennt Hyperlinks. Mittlerweile benutzen wir sie täglich. Ohne Hyperlinking gäbe es das Internet, wie wir es kennen, gar nicht. Allerdings ist das Prinzip dahinter keine neue Erfindung, sondern war auch im Zettelkasten von Niklas Luhmann bereits präsent. Wenn auch in analoger Form.

In aller Kürze dargestellt: Luhmann sammelte sein Wissen auf selbstgeschriebenen kleinen Zetteln, die er mit einer Systematik aus Zahlen und Buchstaben thematisch gruppierte und miteinander verband. Das Ergebnis war, quasi, ein persönliches Wikipedia auf Papier. Er war darin so konsequent, dass er in kürzester Zeit alles Material für Veröffentlichungen zusammen hatte. Im Prinzip war jeder Artikel oder jedes Buch letztlich nur eine Zusammenfassung der Zettel zu diesem Thema. Die Verknüpfung mit anderen Bereichen stellte sicher, dass er seinen wissenschaftlichen Arbeitsbereich voran bringen konnte, indem er neue und verwandte Gedanken mit in das Bekannte einfließen lies.

Heutzutage gibt es auch viele Wege, einen digitalen Zettelkasten zu betreiben. Die Vorteile liegen auf der Hand – wir können beliebige Formate unterbringen, die Verlinkung ist leicht möglich und die Suchfunktion der meisten Werkzeuge hilft dabei, neue Verknüpfungen zu erstellen. Der Nachteil ist der hohe Pflegeaufwand, der damit einhergeht. Es geht explizit darum, sich nicht nur auf die Suche zu verlassen, sondern aktiv Verknüpfungen zu ziehen und daraus entstehende neue Gedanken festzuhalten.

Wer mehr dazu lesen möchte, dem empfehle ich diese Webseite.

Progressive Summarization – kennen wir alle aus der Schule

Aus unserer Schulzeit wird uns das, was Tiago Forte als progressive summarization bezeichnet, sehr bekannt vorkommen. Er schlägt vor, neues Wissen, zum Beispiel einen gespeicherten Artikel, durch mehrere Phasen nutzbar zu machen. Die erste Arbeit besteht darin, die wichtigen Teile des Artikels zu markieren und ihn damit zu verkleinern. Das wiederholt er nun so oft es nötig ist, bis aus dem ursprünglichen Stück Wissen die absolute Essenz, in eigenen Worten formuliert, übrig bleibt.

Das gleiche haben wir in der Schule vor Klassenarbeiten gemacht. Der zu lernende Stoff wurde erst gesammelt, und dann die wichtigsten Teile herausgeschrieben. Oft auch mehrmals (und bei manchen in Form eines Spickzettels endend). Insofern hat diese Methode den Vorteil, dass sie uns eigentlich bekannt ist und leicht fällt.

Gleichzeitig spricht Progressive Summarization nicht gegen Verlinkung. Mit digitalen Tools können die daraus entstehenden Stücke von Wissen sowohl geordnet, als auch thematisch gruppiert und verlinkt werden. Das Prinzip einer Map of Content aus dem Zettelkasten kann hier sogar ergänzend wirken.

Nur Schreiben bedeutet echten Wissensaufbau

Was beide Methoden vereint ist, dass sie sich insofern einig sind, dass nur Schreiben (in eigenen Worten) zu dauerhaftem Aufbau von Wissen führt. Das vorherige Sammeln von Wissen befriedigt unser Gehirn, aber ist letztlich kein echtes Wissen, da wir es nicht nutzbar gemacht haben. Dem kann ich mich, aus eigener Erfahrung, nur anschließen: Wer schreibt, in eigenen Worten, verinnerlicht Dinge. Zwar noch etwas besser, wenn es per Hand passiert, aber angesichts der schieren Menge ist heutzutage ein digitales Werkzeug dennoch eine gute Idee.

 

Bildquelle: RainerSturm / pixelio.de

 

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Ich beschäftige mich momentan ein wenig mit dem Zettelkasten von Niklas Luhmann. Die Methode erlebt gerade einen regelrechten Hype. Und so ganz unberechtigt ist das nicht. Wer einen Einstieg sucht, wird bei diesem Buch definitiv fündig. Ich habe beim Lesen festgestellt, dass ich als GTD-Anwender für Zettelkasten eigentlich prädestiniert bin.

In aller Kürze: Was ich bislang verstehe

Die Idee der Zettelkasten-Methode ist es, sich über lange Dauer eine große Menge von Gedanken verknüpft abzulegen. Dazu beginnt man bei flüchtigen Notizen und verarbeitet diese dann anschließend, indem man sie ausformuliert, ablegt und mit anderen Notizen verknüpft.

Die Methode richtet sich vor allem an Knowledge-Worker, da sie ursprünglich dazu gedacht war, das Schreiben von wissenschaftlichen Arbeiten zu unterstützen und wissenschaftliches Denken zu fördern.

Niklas Luhmann, der bekannteste Nutzer der Methode, war damit sehr erfolgreich. Laut dem Buch von Sönke Ahrens hat er damit über 60 Bücher und 400 Artikel publiziert – und seine Promotion und Habilitation innerhalb eines Jahres geschafft. Eine beeindruckende Leistung.

Warum GTD und Zettelkasten so gut zusammen passen

Beim Lesen des Buchs fiel mir auf, dass die Prinzipien und grundlegenden Denkansätze sich stark ähneln. Das sollte es GTD-Anwendern zumindest leichter machen, Zettelkasten zu adaptieren.

Konkret geht es dabei um folgende Punkte:

  • Alles aufschreiben: GTD-Nutzer kennen das Prinzip bereits. Die Idee hinter GTD ist es, den Kopf zu entlasten und alle Aufgaben und Projekte deshalb in ein externes System zu überführen. Das entlastet den Kopf von der Speicherung von Information, so dass er sich auf die eigentliche Arbeit konzentrieren kann. Das gleiche Prinzip gilt auch beim Zettelkasten – jeder Gedanke soll erst einmal in einer flüchtigen Notiz festgehalten werden. Das kommt bekannt vor und dürfte keine große Umstellung sein.
  • “Das zweite Gehirn“: Auch bei Zettelkasten spricht man von einem zweiten, externen Hirn. Das ist genau das gleiche, was David Allen für Aufgaben, Projekte, Verantwortungsbereiche und Ziele propagiert. Im Prinzip hat man also, in der Kombination, zwei zweite Hirne: Eines für was zu tun und zu erreichen ist, eines für alles Wissen und Denken, das man anhäuft.
  • Die Trennung von Schritten: Beide Methoden haben gemein, dass die Erfassung von Daten schnell gehen soll, aber nicht gleichzeitig mit ihrer Verarbeitung passiert. Im Gegenteil, die Schritte, die man aus GTD kennt (capture, clarify, organize, reflect, do) sind, mit leichter Abwandlung auf das Denken und Schreiben, eins zu eins übertragbar.
  • Werkzeuge sind nicht entscheidend: Sowohl David Allen als auch Niklas Luhmann stellen Werkzeuge komplett hinten an. Die Methode steht im Vordergrund. Bei Luhmann umso mehr, als dass es zu seiner Zeit noch keine schöne Software gab, die ihm hätte helfen können. Aber auch Allen hat GTD auf Papier begonnen, bevor er zu elektronischen Werkzeugen wechselte. Wichtiger als das Werkzeug ist die Einhaltung von Prinzipien, die bei beiden sehr ähnlich sind – siehe oben.

Ich werde mal weiter experimentieren

Je mehr ich davon verstehe, desto spannender klingt Zettelkasten als Methode zum „Personal Knowledge Management“. Ich werde auf jeden Fall weiter damit experimentieren. Und wer weiß, vielleicht unterstützt es mich ja dabei, mehr und besser zu bloggen.

Das einzige, wobei ich mich ertappt habe: Ich bin dem Toolporn verfallen und habe gleich mehrfach an verschiedenen Stellen begonnen. Und das, obwohl ich weiß, dass Werkzeuge austauschbar sind und sein sollten.

Lasst mich gerne wissen, wenn Euch dieses Thema so sehr interessiert, dass es weitere Erfahrungsberichte braucht. Bislang ist mein Zwischenfazit: „GTD + Zettelkasten. A Match made in heaven“.

 

Bildquelle: RainerSturm / pixelio.de

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