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In Ihrem Blog schrieb Françoise Hontoy von Konflikten in Teams. Sie kam darin zu dem Schluss, dass Argumente und ihr Austausch einem “über den anderen siegen” statt einem Gewinn von Erkenntnis dienen können. Das kommt, aus meiner Sicht, ganz auf die Kultur des Teams an.

Argumente austauschen kann ein Wetzstein für Erkenntnis sein

Ich sehe den Austausch von Argumenten selbst eher als eine Art Wetzstein. In der inhärenten Logik und dem vermittelten Wissen liegt viel Potential. Vor allem dann, wenn es auf andere trifft. Denn es gilt eine alte Maxime: Wer etwas anderen erklären kann, hat es wirklich verstanden. Insofern kann ein Austausch von Argumenten sehr hilfreich sein. Das eintreffende Feedback kann Dir helfen, Fehler in Deiner Logik aufzudecken. Wissensbausteine von anderen ergänzen Dein eigenes Wissen.

Dazu kommt, dass es selten die eine Wahrheit gibt. Es wäre sehr schön, wenn eine Art göttliche Instanz in der Lage wäre, eindeutig richtig und falsch zu bestimmen. In den allermeisten komplexen Themen allerdings gibt es das nicht. Es gibt vielleicht passend und unpassend.

In diesen Bereichen sind Argumente und deren Austausch durchaus eine Methode zum Gewinnen von Erkenntnis, da selten eine Person alles wissen kann. Ein Team dagegen kann die Puzzlesteine zusammenbringen. Das hängt aber maßgeblich von der Kultur innerhalb des Teams ab.

Austausch auf Augenhöhe erfordert Übung

Damit Argumentation kein Konflikt um des Gewinnens Willen ist, bedarf es einiger Voraussetzungen. Die allerwichtigste dabei ist, dass der Austausch unter Gleichen erfolgt. Für die gemeinsame Bearbeitung eines Themas ist es wichtig, dass alle Beteiligten offen miteinander interagieren können. Hierarchie darf dabei kein Thema sein – denn dann kommt es schnell zum bekannten “Ober sticht Unter“.

Gleichzeitig sind Hierarchien ein notwendiges Strukturierungs- und Ordnungsmerkmal in Teams. Sie sind also vorhanden. Was hilft, ist es, die Kultur, die man anstrebt, zu definieren, festzuschreiben und sie in die Führungsarbeit zu integrieren. Wie die allermeisten Dinge wird es mit Wiederholung besser und einfacher.

Das ist auch beim Diskurs der Fall. Was nicht heißen soll, dass es einfach ist – es erfordert jede Menge Übung, auf der absolut sachlichen Ebene zu bleiben, mit dem Ziel des gemeinsamen Gewinns von Erkenntnis. Selbst in geübten Teams klappt das nicht immer. Eine Art “Emotionswächter“-Rolle kann helfen, also eine empathische Person, die als Sonderaufgabe die Beobachtung der Runde bekommt. Wenn dann Emotion in den Raum kommt, kann sie gezielt adressiert werden.

Nur bitte vermeide einen Fehler: Emotion zu übergehen. Emotionale Konflikte sind immer präsent, wo Menschen miteinander arbeiten. Sie zugunsten der schnellen Rückkehr zur Sache zu übergehen kann sich schnell als Pyrrhussieg erweisen.

 

Wenn ich mich mit Menschen unterhalte, beobachte ich oft einen Denkfehler. Oftmals wird Führung mit Hierarchie gleichgesetzt. Das ist, in meinen Augen, falsch. Führung passiert, im Idealfall, auf allen Ebenen und in vielen Situationen.

Die klassische Hierarchie

In vielen Unternehmen beobachte ich eine ganz klassische Hierarchie. Es gibt Geschäftsführer, Abteilungsleiter, Teamleiter und vieles mehr. Im Grundsatz ist das auch durchaus hilfreich. Der Abgesang auf hierarchische Strukturen wäre verfrüht. Sie unterstützen das menschliche Bedürfnis nach Struktur, sie sind leicht zu erfassen und zu beschreiben.

Der Denkfehler ist es, diese Struktur mit Entscheidung gleichzusetzen. Besser ist es, aus meiner Sicht, über Verantwortung zu sprechen. Ein Abteilungsleiter muss nicht alles entscheiden oder gar machen. Ganz im Gegenteil. Er oder sie verantwortet einen Bereich. Zieht er oder sie allerdings jede Entscheidung an sich, passiert etwas, was absolut nicht wünschenswert ist: Es kommt zu einem Flaschenhals.

Entscheidungen zu treffen kostet Energie

Entscheidungen zu treffen, egal wie groß oder klein, ist aufwändig. Liegen alle Entscheidungen bei einer Person, sind alle anderen entlastet. Und die betreffende Person überlastet. Sie schafft sich damit ein System, in dem Leadership niemals geteilt werden kann und in dem Menschen nicht wachsen können.

Das Wachstum passiert immer dann, wenn man sich außerhalb des Gewohnten bewegt. Deshalb halte ich es für unbedingt erforderlich, dass die Hierarchie dem System dient, nicht das System ist. Hierarchie hilft, die Menschen in einer Abteilung zu strukturieren, ihre Aufgaben gegenüber anderen klar zu stellen und ihnen einen definierten Rahmen zu geben.

Innerhalb dieses Rahmens sollten sie aber am besten immer Verantwortung für ihre Aufgaben(-bereiche) übernehmen. Eine Supportanfrage, ein Kundenprojekt, selbst ein Meeting bedeuten, Führung auszuüben. Und das ist auch richtig so.

Delegation will gelernt sein

Neue Führungskräfte müssen oft erst lernen, was Delegation bedeutet. Es heißt nicht, Aufgaben zu verteilen. Denn das führt dazu, dass die Entscheidung, wer welche Aufgabe wie erledigt, bei der Führungskraft liegt. Auf lange Sicht bekommt man so kein Team, dass Verantwortung an- und übernehmen kann, sondern eine ferngesteuerte ToDo-Liste.

Dieser Lernprozess ist schmerzhaft, denn Delegation heißt auch nicht, alles abzugeben. Die Wahrheit liegt, wie so oft, in der Mitte. Ziele definieren, Roadblocks beseitigen, die Übersicht bewahren und auch die Teammitglieder in ihrer Zielerreichung im Auge behalten – Delegation und echte Führung ist harte Arbeit.

Und eines darf man nicht vergessen: Wenn ich möchte, dass Führung situativ durch alle wahrgenommen wird, braucht es Vertrauen in einen ungewissen Ausgang. Die “anderen” werden es anders machen, als ich es tun würde. Und ich muss ihnen Raum lassen, und die Ergebnisse abwarten. Das ist unangenehm.

Lass Dich überraschen

Die gute Nachricht ist, dass man sehr oft positiv überrascht wird. Ein gutes Team, das Vertrauen und Ziele geschenkt bekommt, das Hierarchie als unterstützenden Rahmen erlebt und das Führung als situative Aufgabe für alle begreift, wird immer wieder tolle Ergebnisse liefern. Ergebnisse, auf die man selbst nicht gekommen wäre. Es wird Wege gehen, die man selbst nicht gesehen hat. Kurz gesagt: Die Unsicherheit, das ungute Gefühl: Es lohnt sich durchzustehen.

Bildquelle: Stephanie Hofschlaeger  / pixelio.de 

Episoden

Gerade in Familienunternehmen sind die späteren Nachfolgerinnen und Nachfolger oft schon Jahre vorher involviert. Sie sind ständig im Umfeld des Unternehmens, in vielen Fällen arbeiten sie selbst mit.

Kommt es dann zur Nachfolge, entsteht die Situation, die im Prinzip immer eine Herausforderung darstellt: Wie schafft man den Übergang vom Kollegen zum Chef, ohne dabei Schäden zu hinterlassen?

Für diese Frage gibt es ganze Kursangebote. Grund genug also, aus der Sicht der Unternehmensnachfolge einen Blick auf den Rollen- und Perspektivenwechsel zu werfen. In welchen Bereichen kommt es zu Änderungen? Wie wirken sich diese aus? Was kann man selbst tun, um dabei erfolgreich zu sein? Und, nicht zuletzt, welche Fehler sollte man auf jeden Fall vermeiden?

All diese Fragen greife ich in der dritten Episode von Follow-Up.fm auf und gebe Euch auch praktische Beispiele und Tipps aus eigener Erfahrung.

Links zur Episode: