Als Nachfolger hat man es ja manchmal schon leichter, als so mancher Neugründer. Eine Sache, um die man sich nicht unmittelbar Gedanken machen muss, ist zum Beispiel das „Warum?“, Deine Vision. Schließlich übernimmt man ja ein gewachsenes Team, Produkte, einen Markt…

Ich will es vorweg nehmen: Einfacher wäre es, wenn Du Dein „Warum?“ schon kennst. So wie ein Gründer weiß, was ihn antreibt, was er verändern will, so solltest Du auch einen solchen Antrieb haben. Schließlich ist das sprichwörtliche „weiter so“ auf Dauer keine Option. Darüber habe ich ja schon geschrieben. Allerdings ist es auch nicht tragisch (und auch nicht ungewöhnlich), wenn es nicht von Anfang an präsent ist. Es kann sich auch entwickeln.

Zu Beginn sind Rechnungen zu zahlen

Weil Du mit dem Team, den Produkten und dem aktuellen Markt auch Verpflichtungen übernimmst, ist es völlig in Ordnung, erst einmal die vorhandene Basis im Blick zu haben. Rechnungen bezahlen sich nicht von alleine. Du brauchst also ein stabiles Geschäft. Dem sollte Dein initialer Fokus gelten.

Ist dieses Zwischenziel erreicht – und es geht meist schneller, als Du denkst – kommt die schwerere Aufgabe. Es gilt, eine eigene Vision zu entwickeln. Zu sagen, was Du erreichen und verändern willst. Ich kann es nicht belegen, vermute aber, dass sich hierzu zu wenige Nachfolger Gedanken machen. Und dabei zahlt es sich aus, frühzeitig damit zu beginnen.

Vision entwickeln ist harte Arbeit

Sind wir mal ehrlich: Ja, es gibt Fälle, in denen jemand wie aus dem Nichts eine Eingebung hat und all sein Wirken darauf fokussiert. Aus meinen Gesprächen mit anderen Unternehmern und Nachfolgern weiß ich aber, dass es eher die Ausnahme ist.

Für die meisten ist die Formulierung einer klaren Vision oder einer Mission (es gibt eine ganze Wissenschaft um die Unterscheidung der Begriffe – bei den allermeisten finde ich sie sogar synonym!) schlicht harte und langwierige Arbeit. Was es besonders herausfordernd macht, ist es nicht, seine Gedanken zu formulieren. Das geht normalerweise gut. Es ist nicht so schwer aufzuschreiben, was man schätzt, was nicht, welche Veränderung man für gut hält… Nur hast Du dann am Schluss fünf, zehn oder sogar mehr Seiten. So war es jedenfalls bei mir. Nun stell Dir eine Firmen-Homepage vor, auf der die Firmenvision zehn Seiten lang ist. Würdest Du das lesen? Wirkt das bei der Suche nach neuen Teammitgliedern, Kunden oder Partnern? Eher nicht, oder?

Keine Sorge, es gibt Werkzeuge, die Dir helfen

Wie immer gibt es Mittel, die Dich bei dieser Arbeit unterstützen. Das erste sind Bücher. Ich selbst fühle mich durch viele Bücher inspiriert. Auch wenn ich sie nicht mit dem Ziel lese, dass sie meine Vision vorantreiben – unterbewusst passiert es doch. Gute Erfahrungen habe ich mit einigen Biographien gemacht. Und ganz besonders mit Büchern, die sich explizit dem Thema widmen. Zwei möchte ich dabei besonders hervorheben: The big Five for Life“ von John Strelecky und Start with Why“ von Simon Sinek. Insbesondere diese beiden haben meine Gedanken vorangetrieben. Andere inspirierende Bücher habe ich auch in der 16. Episode von Follow-Up.fm benannt. Vielleicht helfen Sie Dir auch.

Das zweite konkrete Mittel ist Zeit. Es mag nun etwas simpel klingen. Meine Erfahrung ist, dass sich nach und nach, vor allem durch Wiederholung, die zentralen Punkte Deiner Gedanken immer deutlicher hervorheben. Sie kommen öfter vor, sie haben eine höhere Intensität, und Du merkst einfach eine tiefere emotionale Verbundenheit. Das kann auch manchmal durch externe Impulse ausgelöst werden. In meinem Fall war es eine Bingewatching-Session bei Youtube. Damit das überhaupt passieren kann (weil es meist unterbewusst abläuft) braucht Dein Hirn Zeit. Der Versuch, es innerhalb eines fixen Zeitfensters zu erzwingen, kann eigentlich nur scheitern.

Ich kann noch etwas empfehlen: Mentoring. Mir hat es unendlich viel geholfen, einen Menschen zu haben, mit dem ich mich über einen langen Zeitraum ausgetauscht habe. Ich halte Mentoring eh für unglaublich wichtig und werde dazu auf jeden Fall nochmal bloggen. In diesem konkreten Fall muss es aber erwähnt werden! Am besten eignet sich ein Unternehmer oder eine Unternehmerin – schließlich können diese die Herausforderung bestens nachvollziehen. Ich habe mich zudem bewusst für jemanden entschieden, der in zentralen Dingen völlig anders ist, als ich. Diese Ergänzung, die andere Sicht- und Denkweise, hat sich oft als sehr nützlich erwiesen. Ich kann es bedenkenlos weiter empfehlen.

Hand aufs Herz: Wie war es bei Dir?

Ich kann immer nur für mich sprechen. Ich habe nach dem Tod meines Vaters effektiv drei Jahre auf operative Themen und die Stabilisierung des Unternehmens verwendet. In Nachfolgen, die geplanter und unter besseren Umständen ablaufen, ist der dafür notwendige Zeitraum sicherlich kürzer.

Die Entwicklung meiner heutigen Vision hat mich etwa ein Jahr gedauert. In diesem Jahr habe ich viel gelesen und mich mit meiner Mentorin ausgetauscht. In der heißen Phase dieser Arbeit (ca. drei Monate, in denen praktisch jede Woche Zeit in das Thema investiert wurde) wurde aus einem vierseitigen Entwurf über insgesamt fast zwei Dutzend Iterationen ein Dreizeiler. Mit diesem bin ich nun sehr glücklich – auch wenn es nicht wie ein Blitz einschlug und vom ersten Tag an da war.

Was ich damit sagen will: Nicht jeder wacht als Elon Musk oder Steve Jobs auf. Die allermeisten tun das nicht. Das hindert Dich aber nicht daran, ein erfolgreiches Nachfolge-StartUp zu gründen!

Mich interessiert es natürlich brennend, wie es Dir bei diesem Thema geht. War Deine Reise ähnlich? Oder hattest Du eine Eingebung? Wie wurde diese ausgelöst oder woher kommt sie? Lass es mich gerne in den Kommentaren oder per Mail wissen!

 

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